Wirtschaft Frankreich droht der große Champagnerstreit

Französische Champagner-Hersteller sind nicht in Feierstimmung.
Französische Champagner-Hersteller sind nicht in Feierstimmung.

Die Corona-Krise macht auch vor der französischen Champagner-Industrie nicht Halt: Während die Pandemie zu einem herben Absatzeinbruch führt, ringen Winzer und Produzenten erbittert um die Erntemengen für dieses Jahr. Ein Ende des Streits um den legendären Schaumwein aus der ostfranzösischen Region Champagne ist noch nicht in Sicht.

Die großen Produzenten mit Marken wie Veuve Clicquot oder Pommery pochen dabei auf eine deutliche Reduzierung der Menge der geernteten Trauben, die für das rund um die Welt begehrte Luxusgetränk aus dem speziell ausgewiesenen Champagner-Anbaugebiet rund um die Stadt Reims stammen müssen. Der Winzerverband SGV warnt hingegen davor, dass die Lebensgrundlage der Weinbauern auf dem Spiel stehen könnte.

Traditionell loten beide Seiten regelmäßig in Verhandlungen die Erntemengen aus. Das soll einerseits das Risiko schlechter Ernten ausgleichen und andererseits die Gefahr von Preisschwankungen eindämmen, die den Produzenten gefährlich werden könnten. Doch dieses Jahr ist eine Einigung noch weit entfernt: „Die Winzer wollen 8500 Kilogramm pro Hektar, aber die Häuser wollen nur 6000 bis 7000 Kilo“, sagt Winzer Bernard Beaulieu aus Mutigny, einem von Weinbergen umringten Dorf südlich von Reims. Da der Preis pro Kilo mit 6,50 Euro voraussichtlich relativ stabil bleibt, steht viel auf dem Spiel.

Die Ernteerwartungen sind hoch

„Nur einen Monat vor Beginn der Ernte keine Einigung zu haben, das gab es noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagt Beaulieu. Zugleich lässt die seinen Angaben zufolge „außergewöhnlich“ gute Ernteerwartung für dieses Jahr die Wut der Winzer schäumen. Sogar 16.000 Kilo pro Hektar sind demnach möglich.

Der Produzentenverband UMC klagt unterdessen über volle Lager und erwartet dieses Jahr einen beispiellosen Rückgang bei den Verkaufszahlen um 100 Millionen Flaschen – ein Minus von 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig liegen dem Verband zufolge derzeit bereits mehr als eine Milliarde Flaschen in den Kellern, theoretisch genug für mehrere Jahre.

UMC-Generaldirektor David Chatillon will den Streit vor einem für den 18. August angesetzten Treffen des mit Winzern und Produzenten besetzten Champagner-Komitees nicht kommentieren. Sollte auch dann keine Annäherung gelingen, würde wohl letztlich die nationale Aufsichtsbehörde INAO eine Entscheidung fällen – „ein Würfelspiel“ für beide Parteien, warnt Beaulieu.

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