Technikgeschichte Ein PC für 18.000 Dollar

Klotzig war er, der 5150, aber schon seine Entwicklung hat die Welt verändert.
Klotzig war er, der 5150, aber schon seine Entwicklung hat die Welt verändert.

Vor 40 Jahren startete IBM mit seinem ersten Personal Computer eine neue Ära in der Technik-Geschichte. Der IBM PC 5150 war zwar weder der erste noch beste Rechner. Doch kein anderer Computer hatte auf die Branche so viel Einfluss wie der erste IBM-PC.

Beinahe hätte der 1911 als Lochkartentechnikfirma gegründete US-Konzern International Business Machines den Trend zum Personal Computer verschlafen. In den 70er Jahren war IBM zwar der führende Anbieter von Großrechnern, doch die waren meistens so groß wie ein Kühlschrank und nicht für den privaten Gebrauch geeignet. Die Manager in New York an der Ostküste der USA fanden das auch richtig so, denn das Großrechnergeschäft schien einfach lukrativer. Doch langhaarige Technik-Nerds in Kalifornien sorgten für eine Zeitenwende.

Einer dieser jungen Erfinder, der IBM in Verlegenheit brachte, war der geniale Tüftler Steve Wozniak. „Woz“ wurde von seinem Freund Steve Jobs immer wieder ermahnt, nicht nur an seine Bastler-Freunde zu denken, sondern weit darüber hinaus. Gesagt, getan. Das Ergebnis war der von Wozniak entwickelte Apple I. Er wurde 1976 indes von den Anzugträgern bei IBM noch nicht einmal zur Kenntnis genommen.

IBM-Boss misstraut eigenem Team

Das Nachfolgeprojekt Apple II dagegen schon. „Plötzlich kauften Zehntausende von Menschen solche Computer und sie liebten sie“, erinnert sich der ehemalige IBM-Manager Jack Sams. „Sie waren sehr zufrieden mit ihnen.“ IBM musste reagieren – und zwar schnell. Doch der damalige Konzernchef Frank Carey befürchtete, bei IBM würde es vier Jahre und 300 Leute brauchen, um ein Projekt wie Wozniaks auf die Beine zu stellen.

Carey beauftragte daher Anfang 1980 den Entwickler Bill Lowe, sich im IBM-Forschungslabor in Boca Raton (Florida) mit einem verschworenen Dutzend Entwickler an die Arbeit zu machen. Sie sollten an der berüchtigten IBM-Bürokratie vorbei einen neuartigen PC entwickeln.

Lowe entschied sich für eine Lösung ohne vorhandene IBM-Technologie. Doch dazu mussten die IBM-Techniker Komponenten von außen zukaufen. Bei der Suche nach einem geeigneten Chip stießen sie auf Intels Mikroprozessor 8088 und legten damit das Fundament für den Aufstieg von Intel zum weltgrößten Chip-Produzenten. Auch das Betriebssystem für den neuen PC wollten die IBM-Ingenieure nicht selbst schreiben. Nachdem der führende Softwareentwickler Gary Kildall von Digital Research die IBM-Offerte nicht ernst nahm, ergriff der damals erst 25 Jahre alte Bill Gates die Chance seines Lebens. Der Rest ist Geschichte.

Nixdorf und Co. durften kopieren

Am 12. August 1981 dann präsentierte IBM in New York den IBM-PC 5150. Es gab einige Kritik. Der Chip war für eine vernünftige Grafikdarstellung nicht leistungsstark genug. Das DOS von Microsoft wurde als schwache Softwarearchitektur kritisiert. Doch das Kalkulationsprogramm 1-2-3 konnte komplexere Rechenmodelle ausführen als der Apple II und verdrängte die Konkurrenz aus den Büros. In den USA kostete die billigste Version des IBM PC 5150 übrigens 1565 Dollar. Voll ausgestattet wurden damals 6000 Dollar fällig, das entspricht knapp 18.000 Dollar heute.

„Tatsächlich läutete die Präsentation des IBM Personal Computer am 12. August 1981 eine neue Ära der Informatik ein“, sagt Andreas Stolte vom Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) in Paderborn. Basis für den durchschlagenden Markterfolg der IBM-Architektur war die Entscheidung, anderen Firmen wie Compaq, Dell oder Nixdorf den Nachbau des IBM-PCs zu gestatten. Im Nachhinein hat mancher IBM-Manager bedauert, dass sie damit der Konkurrenz den Weg bereitet haben. 2005 verkaufte IBM seine PC-Sparte samt Marktrechten an den chinesischen Konzern Lenovo, der nun Weltmarktführer ist.

 Ein IBM PC ist im Heinz Nixdorf MuseumsForum zu sehen.
Ein IBM PC ist im Heinz Nixdorf MuseumsForum zu sehen.
So sah die Arbeit mit dem neuen PC aus.
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Für den 5150 gab es die erste DOS Software von Microsoft.
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