Wirtschaft Ein Gerät mit allen Büchern für einen langen Sommer

Tolino heißt die beliebte E-Book-Reader-Familie einer deutschen Buchhändler-Allianz.
Tolino heißt die beliebte E-Book-Reader-Familie einer deutschen Buchhändler-Allianz.

Bei E-Books scheiden sich immer noch die Geister. Die einen setzen auf die körperliche Haptik des „echten“ Buches, die anderen schätzen den Vorteil des geringen Volumens digitalen Lesestoffs. Immerhin lässt sich so eine ganze Bibliothek in der Tasche bereithalten. Und bei häufigem Gebrauch nutzt ein E-Book-Reader auch der Umwelt, da für den Lesestoff kein Papier bedruckt werden muss.

Die Vorteile eines E-Books beim Lesen von Texten sind klar: Die Schrift erscheint in augenschonender Helligkeit auf einem kontrastreichen E-Ink-Display. Auch im hellen Sonnenlicht – beispielsweise am Strand – macht das Lesen keine Probleme. Der eingebaute Speicher reicht für eine Bibliothek von Hunderten an E-Book-Dateien, die sehr klein sind. Frische Bücher lassen sich von den Anbietern per Internet schnell herunterladen. Die Geräte können mit meist sechs bis sieben Zoll Bildschirmdiagonale sehr kompakt bleiben. Die Schriftdarstellung – bei Größe, Schriftart und Hintergrundfarbe – lässt sich nach persönlichem Geschmack einstellen. Und der Stromverbrauch ist so gering, dass eine Akkuladung für tagelanges Lesen reicht.

Für einen ersten Durchbruch sorgte vor fast genau elf Jahren Amazon. Im April 2011 erschien in Deutschland – gut drei Jahre nach dem US-Start – der erste Kindle von Amazon auf dem Markt. Hier konnten zum ersten Mal Bücher per Wlan oder Mobilfunk direkt vom Anbieter auf das E-Book geladen werden. Bis heute gibt es eine ganze Palette von Kindle-Geräten, die zusammen mehr als die Hälfte aller bei uns verkauften Lesegeräte ausmacht.

Macht ein großes Smartphone oder ein Tablet den E-Book-Reader überflüssig? Es kommt auf die Nutzung an. Die Displays der mobilen Konkurrenz sind immer besser geworden. 400 ppi bei Smartphones sind keine Seltenheit. Weil die E-Ink-Displays eines E-Book-Readers aber papierähnlicher wirken, ist längeres Lesen angenehmer. Leidenschaftliche Mobil-Leser, die viel in Bus und Bahn unterwegs sind, greifen lieber zum E-Book-Reader. Der geringe Stromverbrauch macht Dauernutzung komfortabel. Immerhin in fast der Hälfte der deutschen Haushalte, die sich als regelmäßige Bücher- und E-Book-Leser einschätzen, besaß laut Statista 2021 mindestens einen E-Book-Reader. Und ein Lesegerät hat eine viel höhere Nutzungsdauer als ein Smartphone, das vor allem wegen der Kameras alle zwei bis drei Jahre ausgetauscht wird.

Worauf ist beim Kauf zu achten? Die Auflösung des Displays sollte mindestens 200 ppi bieten. Sehr angenehm sind 300 ppi, was der Auflösung eines sauber gedruckten Papierbuchs entspricht. Wer nur Bücher im speziellen E-Book-Format liest, dem reichen sieben Zoll beim Display. Sollen oft Textdokumente als PDF gelesen werden, die im Original DIN A4-Format haben, empfiehlt sich ein größerer Reader mit etwa zehn Zoll Diagonale. Komplexe PDF mit Grafiken und Tabellen sollten aber eher auf einem Tablet oder Laptop gesichtet werden. Eine LED-Zusatzbeleuchtung für das Lesen im Dunkeln ist mittlerweile Standard.

Beim Hersteller gilt es zwischen Amazon und dem Rest zu unterscheiden. Amazon hat durchweg gute bis sehr gute Lesegeräte. Sie sind vergleichsweise günstig; aber dafür ist man nach dem Kauf auch im Amazon-Universum gefangen. Das kann stören, wenn man unterschiedliche E-Book-Formate und unterschiedliche Anbieter nutzen will. Unter den Amazon-Readern ist aktuell vor allem der Kindle Paperwhite mit 6,8-Zoll-Display zu empfehlen. Mit hochauflösendem, spiegelungsarmem Display kostet er 130 Euro.

Bei der Amazon-Konkurrenz fallen seit Jahren positiv Geräte von Tolino und PocketBook auf. Beide sind offen für viele Formate und lassen sich gut anpassen. Eine sehr gute Wahl ist derzeit der PocketBook Touch HD3 mit 6-Zoll-Display und 16 GB Speicher für etwa 150 Euro. Ebenfalls von PocketBook ist der empfehlenswerte Touch Lux 5, dessen Preis zwischen 110 und 120 Euro schwankt. Gute Testergebnisse – ganz aktuell bei der Stiftung Warentest - kann auch der Tolino Vision 6 für sich verbuchen, der mit seinem 7-Zoll-300-dpi-Display derzeit nur etwa 130 statt 170 Euro kostet. Für gutes Design hat er 2022 einen Red Dot Award bekommen.

Der Absatz von „Software“ für E-Book-Reader, also von Büchern in einem besonderen digitalen Format, lag 2020 laut Statista bei immerhin fast 36 Millionen. Corona hatte 2021 hier für einen deutlichen Zuwachs von etwa 10 Prozent gesorgt. Nicht erfasst sind hier die Zehntausende von kostenlosen Buchdateien, die als E-Pub oder PDF zum Download zur Verfügung stehen. Denn nach deutschem Urheberrecht sind Texte nach 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers nicht mehr geschützt. Das Werk gilt dann als gemeinfrei und kann beliebig gedruckt, vervielfältigt oder digitalisiert in Umlauf gebracht werden. Liebhaber älterer bis klassischer Literatur, die vor 1952 erschienen ist, werden bei der Suche nach kostenlosen Editionen oft fündig. Bei Amazon finden sich sehr viele solche Ausgaben; der Internethändler kassiert hier aber oft auch kleinere Summen ab einen Euro. Thalia und Hugendubel, die beiden Buchketten mit eigenem E-Book-Reader, bieten neben dem üblichen kostenpflichtigen Einzeldownload auch als Lockangebot jeweils mehrere Tausend kostenlose E-Books. Die wohl größte Sammlung urheberrechtsfreier Texte bietet das „Internet Archive“ (archive.org) mit etwa 20 Millionen Büchern und Texten in allen erdenklichen Sprachen und einer Sammlung von 2,3 Millionen Büchern im E-Book-Format, die man sich nach einer kostenlosen Anmeldung ebenso kostenlos ausleihen kann.

Im Trend sind auch E-Book-Portale, die per Flatrate den unbegrenzten Zugang zu zehntausenden E-Books und oft auch zu Hörbüchern bieten. Anbieter wie Legimi, Nextory, Skoobe oder Amazon kassieren etwa 10 Euro pro Monat für den Zugang. Wer viel lesen, aber nichts „behalten“ will, liegt hier richtig.

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