Treibstoffe E-Fuels als Verbrenner-Retter?

Auf einem Gelände der Firma Knittel in Fulda werden Tanks für verschiedene Mischungsvarianten von E-Fuels eingelassen. Der Energ
Auf einem Gelände der Firma Knittel in Fulda werden Tanks für verschiedene Mischungsvarianten von E-Fuels eingelassen. Der Energiedienstleister Knittel aus dem osthessischen Fulda will in die Vermarktung alternativer Kraftstoffe einsteigen.

Rettungsanker für den Verbrenner oder ineffizient? Alternative Kraftstoffe aus Wasserstoff und Kohlendioxid gelten als umstritten. Ein Unternehmen aus Osthessen will sich davon nicht beirren lassen und E-Fuels an die Zapfsäule bringen.

Mit dem Einstieg in die Vermarktung alternativer Kraftstoffe will ein Unternehmen aus Osthessen die Energiewende im Bereich der Mobilität vorantreiben. Voraussichtlich ab dem ersten Quartal kommenden Jahres sollen Autofahrer an einer ersten Pilottankstelle sogenannte E-Fuels tanken können. Bei der Grundsteinlegung für einen neuen Unternehmenssitz in Fulda stellte der Geschäftsführer des Energiedienstleisters Knittel, Udo Weber, entsprechende Pläne vor. „Wir möchten weg von der Theorie und rein in die Praxis und mit diesem Pilotprojekt zeigen, dass E-Fuels absolut praxistauglich sind und als emissionsneutrale Alternative real zur Verfügung stehen“, sagte Weber, der auch Vorsitzender des Bundesverbandes mittelständischer Mineralölunternehmen (Uniti) sowie stellvertretender Vorsitzender der europaweit agierenden eFuel Alliance ist.

Rund 20 Cent teurer?

Bei dem Vorhaben arbeitet Knittel mit Uniti, dem Produzenten Ineratec und weiteren deutschen Mineralölunternehmen zusammen. Derzeit werden auf dem Gelände von Knittel zehn Tanks mit einem Fassungsvermögen von zusammen einer Million Litern für verschiedene Mischungsvarianten eingelassen. Knittel werde zu den bundesweit ersten Unternehmen gehören, die den neuen Flüssigkraftstoff anbieten werden, sagte Weber. Der Preis je Liter dürfte nach seinen Worten bei einer Beimischung von 10 Prozent zunächst um etwa 20 Cent über dem herkömmlichen Preis liegen.

Bereits im Januar hatte die aus dem Karlsruhe Institute of Technology (KIT) gegründete Firma Ineratec Pläne für eine industrielle Pionieranlage für solche alternativen Kraftstoffe im Frankfurter Industriepark Höchst bekanntgegeben. Sie soll ab 2022 bis zu 4,6 Millionen Liter der Kraftstoffe pro Jahr herstellen. Mit steigender Verfügbarkeit des alternativen Kraftstoffs werde auch die Beimischung zunehmen, sagte Weber. Ziel sei es, dass Autofahrer schon deutlich vor 2050 zu 100 Prozent E-Fuels tanken und damit „klimaneutral“ fahren könnten.

Viele Jobs hängen am Verbrenner

E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe, die mittels Strom aus Wasser und Kohlendioxid (CO2) produziert werden. Der Strom sollte aus ökologischer Sicht aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Solche Brenn- und Kraftstoffe (E-Fuels) gelten als einfacher zu speichern und zu transportieren als Strom oder reiner Wasserstoff. Mit synthetischem Sprit könnten Verbrennungsmotoren weiter genutzt werden – aber eben nicht mit fossilen Energieträgern, sondern mit klimafreundlicheren Kraftstoffen. In Deutschland hängen viele kleine und mittelständische Zulieferer mit Tausenden Jobs am Verbrenner.

Das 1871 zunächst als Leinenfabrikgeschäft gegründete Unternehmen Knittel ist heute ein Energiedienstleister, der neben Kraftstoffen und Heizöl auch Gas, Holzpellets und Strom bietet. Das Unternehmen mit 66 Mitarbeitern an drei Standorten ist Mitgesellschafter der Tankstellenkette Avia Deutschland und versorgt bundesweit rund 80 Stationen mit Kraftstoffen.

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