Wirtschaft Diesel-Nebel lichtet sich nicht

Neben Stuttgart gehört München zu den Städten, in denen Fahrverbote drohen. Das Bild entstand in der Isarmetropole auf dem Mittl
Neben Stuttgart gehört München zu den Städten, in denen Fahrverbote drohen. Das Bild entstand in der Isarmetropole auf dem Mittleren Ring.

«Frankfurt.» Der Dieselnebel löst sich so schnell nicht auf. Einen Monat nach dem Auto-Gipfel von Bundesregierung und Autoindustrie sind weder die Folgen der verabredeten Maßnahmen klar, noch die drohenden Fahrverbote vom Tisch. Besonders tangiert von der weit verbreiteten Verunsicherung ist der Gebrauchtwagenmarkt.

Die Autohersteller haben wie angekündigt teils Umtauschprämien ausgelobt, die sich an Besitzer älterer Diesel-Fahrzeuge mit Schadstoffklasse Euro 4 oder älter richten. Nach Beobachtungen des Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer greift vor allem der VW-Konzern tief in die Rabattkiste und gewährt die Prämien, ohne zuvor andere Preisnachlässe zu streichen. Der einfachste Golf sei beim Eintausch eines schrottreifen Diesel-Altautos für den Kampfpreis von unter 10.000 Euro zu haben. „So preisgünstig waren VW-Neuwagen noch nie“, sagt der Leiter des Car-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. Andere Hersteller wie Hyundai oder Renault gewährten zu den ausgelobten Diesel-Eintauschprämien nur geringe zusätzliche Rabatte. Allein bei den Vertragshändlern stehen sich derweil rund 300.000 nur schwer verkäufliche Euro-5-Diesel die Reifen platt – im Wert von etwa 4,5 Milliarden Euro, wie der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) klagt. Dieser Wert ist indes nur vorläufig, denn drei von vier Firmen mussten ihre Diesel-Bestände intern bereits abwerten. Und sehr viele (84,7 Prozent) klagen über mangelnde finanzielle Unterstützung ihres Herstellers oder Importeurs. Dudenhöffer verweist darauf, dass mit den Rabatten für Neuwagen dem Markt die typischen Käufer junger Gebrauchtwagen entzogen werden. Die Privatkäufer seien ohnehin skeptisch gegenüber noch nachzurüstenden Euro-5- und Euro-6-Dieseln, von denen zudem in hoher Zahl weitere Fahrzeuge aus den meist geleasten Firmenflotten auf den Markt drängen. Für den Kfz-Handel wird so das Abwracken zur neuen Belastungsprobe. Das Problem-Knäuel bleibt so dick wie die Luft am Stuttgarter Neckartor, das hat das Umweltbundesamt in diesen Tagen noch einmal ausgerechnet. Auch wenn die mit Prämien befeuerten Abwrackprogramme greifen sollten und die Software-Updates den Stickoxid-Ausstoß bei bis zu 5 Millionen Autos zwischen 15 und 25 Prozent reduzieren, bleiben in über 70 Städten die Werte für das gesundheitsschädliche Stickoxid zu hoch. Der Gesamtausstoß sinke selbst bei positiven Annahmen nur um 6 Prozent, rechnete das Bundesamt vor. Der private Verein Deutsche Umwelthilfe (DUH), der hinter den meisten auf Fahrverbote gerichteten Klagen gegen die Kommunen steckt, sieht so auch keinen Grund aufzugeben. Im Gegenteil: Geschäftsführer Jürgen Resch kündigte zusätzliche Verfahren in 45 weiteren Städten an, die seiner Ansicht nach zu wenig zur Reinhaltung der Luft unternehmen. Die Städte sollen innerhalb von vier Wochen darlegen, wie sie die Grenzwerte einhalten wollen. Danach drohen Klagen und Fahrverbote. In Stuttgart haben die Richter schon einmal festgestellt, dass allein Fahrverbote eine schnelle Reduzierung der Schadstoffe bewirken könnten.

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