Meinung Die Schiene wird gebraucht

Die Verträge von Bahnchef Richard Lutz (rechts) und DB- Personenverkehrschef Berthold Huber (links) wurden bis März 2027 verläng
Die Verträge von Bahnchef Richard Lutz (rechts) und DB- Personenverkehrschef Berthold Huber (links) wurden bis März 2027 verlängert.

Die Bilanzzahlen der Deutschen Bahn sehen dramatisch aus. Aber anders als die Lufthansa baut die Bahn kein Personal ab. Das ist richtig, denn für den Klimaschutz wird die Bedeutung des Schienenverkehrs künftig noch wachsen.

Die Deutsche Bahn (DB) hat am Donnerstag eine Bilanz für das Geschäftsjahr 2020 vorgelegt, in der sich die verheerenden Effekte der Corona-Krise niederschlagen. Dabei gibt es nun eine groteske Variante von Corona-Leugnern, nämlich Gegner des DB-Konzerns, die behaupten, die miserablen Bilanzzahlen hätten gar nichts mit der Corona-Krise zu tun. Richtig ist allerdings, dass frühere Fehler nun besonders massiv durchschlagen. Das gilt insbesondere für den Kauf des britischen Nahverkehrsunternehmens Arriva. Der damalige Bahnchef Rüdiger Grube, der zeitweise illusionären Wachstumsphantasien anhing, hat 2010 viel zu viel für Arriva bezahlt. Nun ist eine Sonderabschreibung auf Arriva fällig, die zu den Ursachen für den hohen Bilanzverlust zählt.

Eine kaum tragbare Belastung für die DB ist auch das Milliardengrab „Stuttgart 21“. Dieses hoch umstrittene Projekt wurde vom damaligen Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) durchgedrückt, nachdem es Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Test auf die Zukunftsfähigkeit Deutschlands hochstilisiert hatte. Es ist fast schon ein absurdes Stück ausgleichender Gerechtigkeit, dass Pofalla dieses aus dem Ruder gelaufene Projekt nun als DB-Infrastrukturchef am Hals hat. In dieser Funktion hat Pofalla allerdings auch einige positive Akzente gesetzt – etwa mit der Absage an Streckenstilllegungen und der Ankündigung, Strecken zu reaktivieren. Dass sein Vorstandsvertrag bei der DB am Mittwoch verlängert wurde, hat er aber wohl am meisten seinem guten Draht zu Kanzlerin Merkel zu verdanken.

Berthold Huber steht für Ausbau des Fernverkehrs

Verdient hat die Vertragsverlängerung besonders Personenverkehrschef Berthold Huber. Er steht für den Ausbau des DB-Fernzugangebots auch abseits der Hauptrennstrecken. Der DB-Fernverkehr hatte selten einen so guten Lauf wie Anfang 2020, als es nach der Senkung der Mehrwertsteuer auf Fernzug-Tickets hohe Zuwächse gab. Gestoppt oder zumindest unterbrochen wurde diese Entwicklung durch die Corona-Pandemie, unter der der Fernverkehr besonders zu leiden hat.

Bahnchef Richard Lutz hält trotz der Corona-Krise an seiner Strategie „Starke Schiene“ fest. Anders als bei der durch die Krise noch viel härter getroffenen Lufthansa werden keine Stellen abgebaut, sondern es wird weiter Personal eingestellt und investiert. Als staatseigener Betrieb kann sich die DB zu günstigen Konditionen verschulden. Das kann aber keine Dauerlösung sein. Es ist höchste Zeit, dass die vom Bund grundsätzlich zugesagte Eigenkapitalerhöhung kommt. Darüber laufen Verhandlungen mit der EU. Teil einer Lösung müsste unbedingt eine Senkung oder zeitweilige Streichung der Schienen-Maut sein. Das würde nicht nur den DB-Verkehrssparten helfen, sondern auch den anderen Bahnunternehmen, die das DB-Netz befahren.

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