Wirtschaft Die neuen Fernsehbildschirmwunder

Samsung und Sony setzen bei ihren neuen Topgeräten auf eine Kombination aus organischen Leuchtdioden (OLED) und Quantum Dots (QD
Samsung und Sony setzen bei ihren neuen Topgeräten auf eine Kombination aus organischen Leuchtdioden (OLED) und Quantum Dots (QD).

In der vergangenen Woche traf sich die Branche auf der wichtigen Elektronikmesse wieder „körperlich“. Zwar fehlten einige der großen Marken. Aber beim Umsatzbringer Fernseher ließen sich Samsung, Sony & Co. nicht lumpen.

Hersteller überschlagen sich mit immer neuen Finessen bei der Bildschirmtechnik. Bei LCD-Bildschirmen werden Mini-LEDs für die Hintergrundbeleuchtung genutzt. Samsung verfeinert die Technik und bringt ein intelligentes Konzept, das die Lichtfelder an die Bildinhalte anpasst. Damit sollen Überstrahleffekte zwischen hellen und dunklen Bildpartien nochmals reduziert werden. Das Ergebnis sind noch höhere Kontrastwerte und tiefe Schwarztöne. Noch raffinierter sind die neuen QD-OLED, auf die Samsung wie Sony bei ihren Spitzenklassegeräten setzen.

OLED, also organische Leuchtdioden, sind normalerweise bunt. Sie leuchten selbst, brauchen also keine Hintergrundbeleuchtung aus Leuchtdioden. Bei den neuen Sony-Fernsehern mit sogenanntem QD-OLED-Display gibt es aber nur eine Schicht blau leuchtender OLED. Vorgelagert ist aber eine Schicht aus Quantum Dots (QD), die je nach Schaltungszustand blaues Licht durchlassen oder aber das blaue Licht in rotes oder grünes umwandeln. Aus der Mischung entstehen alle Zwischentöne des Bildes. Der Vorteil: Ein QD-OLED-Bildschirm ist selbstleuchtend, liefert also die satten Kontraste eines herkömmlichen OLED-Bildschirms. Selten auftretende Einbrenneffekte beim Einsatz von organischen Leuchtdioden sollen mit der monochromen Technik gänzlich vermieden werden können. Quantum Dots verbrauchen bei ihrer Farbumwandlung deutlich weniger Licht als herkömmliche Filter. Das Bild kann also deutlich heller sein, verbraucht aber bei gleicher Helligkeit im Vergleich zu herkömmlichen OLED weniger Strom. Samsung hat für sein Gerät auf der CES immerhin den „Innovation Award 2022“ einheimsen können. Preise und Liefertermine haben weder Sony noch Samsung genannt. Die Zurückhaltung mag auch daran liegen, dass man Kaufwillige nicht mit noch einer weiteren Technik irritieren will.

Zwei weitere neue Modellreihen von Sony nutzen herkömmliche OLED-Bildschirme. Und wie schon bei Vorgängermodellen erspart sich Sony den Einbau von Lautsprechern. Das gesamte Display dient als Lautsprechermembran, der von speziellen Treibern in Schwingung versetzt wird. Das ausgeglichene und voluminöse Klangbild wurde schon bei früheren OLED-Fernsehern von Sony gelobt.

Bei Fernsehern mit der klassischen LCD-Bildschirmtechnik setzen alle wichtigen Hersteller bei hochwertigeren Geräten Mini-LEDs zur Hintergrundbeleuchtung ein. Sie können ein Bild viel genauer an den gewünschten Stellen und nur dort erhellen. Anders als bei normalen LED, die gerne zu Überstrahleffekten zwischen dunklen und hellen Bildpartien neigen, schaffen es LCD-Fernseher mit Mini-LED, sehr angenehme Schwarztöne und hohe Kontraste darzustellen. Das ist zwar nicht so sauber wie bei den beiden Technologien auf der Basis von OLED, stellt aber gegenüber älteren LCD-Bildschirmen eine deutliche Verbesserung dar. Die Technik ist günstiger, was sich auf den Preis auswirkt und auch sehr große Bildschirme bis 85 Zoll bei 4K-Auflösung noch erschwinglich macht.

Noch günstiger sind LCD-Fernseher mit klassischer LED-Hintergrundbeleuchtung, die in Segmenten dynamisch an- und ausgeschaltet wird. Qualitätssteigernd wirkt in dieser Klasse die Steigerung der Bildwiederholungsrate auf 100 oder 120 Hertz, was sich vor allem bei Videospielen und Action-Movies bemerkbar macht.

2018 erschienen die ersten 8K-Fernseher zu nahezu unerschwinglichen Preisen auf dem Markt. Heute gibt es einen Samsung Neo QLED 8K von 2020 mit 75 Zoll bereits für etwa 2700 Euro. Gestreamte Video-Inhalte sind aber immer noch sehr selten. Und ein Speichermedium wie die UHD-Blu-ray, das nochmals das Vierfache an Auflösung bieten würde, ist nicht in Sicht. Selbst die UHD-Blu-ray hat gegenüber dem Streaming nie recht an Boden gewinnen können. Dennoch überbieten sich die großen Hersteller mit 8K-Topgeräten. Bei Samsung sind das die neuen Modelle QN900B und QN800B. Immerhin ist der koreanische Hersteller eine Kooperation mit Sky eingegangen, die eine neue Staffel der Serie „Das Boot“ in voller 8K-Auflösung per Streaming anbieten wollen. Das klappt aber derzeit nur auf 8K-Fernsehern von Samsung. Eine Internetverbindung jenseits der 40 Megabit pro Sekunde ist eine weitere Voraussetzung.

Konkurrent Sony bietet selbstverständlich auch neue 8K-Modelle mit Bilddiagonalen von 75 Zoll (190 cm) und 85 Zoll (216 cm) an. Preise nennt Sony nicht, man darf aber beim größeren Modell mit Preisen jenseits der 5000-Euro-Marke rechnen.

Für wen lohnt sich dann ein 8K-Fernseher? Derzeit nur für Besitzer von Kameras oder Spitzen-Smartphones, die 8K-Videos aufnehmen können. Deren Zahl nimmt beständig zu. Smartphones von Xiaomi wie das Poco F2 Pro kosten nur noch etwas über 500 Euro. Attraktiv ist auch die Präsentation von digitalen Fotos jenseits der 32-Megapixel-Grenze, die auf einem 8K-Bildschirm mit ihren etwa 32 Millionen Bildpunkten mit einer unnachahmlichen Brillanz gezeigt werden können.

Zukunftsweisend für die Energieversorgung mobiler Technik ist eine neue Fernbedienung von Samsung, die auf der CES präsentiert wurde. Die Eco Remote braucht unter günstigen Raumbedingungen keinen Kontakt mit dem Stromnetz oder einer Batterie. Das elegante Gerät ist nicht nur mit einem Solarpaneel ausgestattet, es kann auch die Energie der Funkwellen eines WLan in Strom zurückverwandeln. Bei einer Fernbedienung mit ihrem geringen Stromverbrauch ist das nicht gerade eine wirkliche Sparmaßnahme – vor allem, weil das Gerät deutlich teurer als eine normale Fernbedienung sein wird. Aber eine Technologie, die aus unseren Funknetzen Energie zurückgewinnen kann, ist begrüßenswert.

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