Wirtschaft Die Apple-Revolution geht weiter

Die M1-Familie wird größer. Neben dem iMac Mini (ganz links), dem MacBook Air, dem iMac (Mitte) sind nun zwei MacBook Pro mit au
Die M1-Familie wird größer. Neben dem iMac Mini (ganz links), dem MacBook Air, dem iMac (Mitte) sind nun zwei MacBook Pro mit aufgebohrten Versionen des M1-Chips hinzugekommen.

Im Herbst 2020 begann Apple, sich mit einer eigenen Chip-Familie von Intel unabhängig zu machen. Nun geht der Umbau in eine weitere Runde. Der Punktsieg scheint sicher.

Vor wenigen Tagen präsentierte Apple mit dem M1 Pro und dem M1 Max zwei brandneue, selbst entwickelte Chips. Sie treiben zwei frisch hochgerüstete MacBook-Pro-Modelle an. Rückblick: Im Herbst 2020 startete Apple eine neue Ära seiner Produktgeschichte. M1 hieß der erste Chip Marke Eigenbau, der die Abkehr von Intel als Chipzulieferer einläutete. Basis des neuen Chips war ein ARM-Prozessor aus einer Entwicklungsreihe, die Apple seit vielen Jahren erfolgreich in iPads und iPhones einsetzt. Präsentiert wurden damals ein MacBook Air, ein MacBook Pro und ein MacMini. Tester überschlugen sich mit Lob. Der neue Prozessor lieferte enormes Tempo, blieb dennoch kühl, verbrauchte wenig Strom und erfreute mobile Nutzer eines MacBook mit langen Laufzeiten. Im Frühjahr 2021 der nächste Paukenschlag: Ein neues iPad Pro mit dem M1-Chip brachte Performance-Gewinne, die manchen fragen ließ, wer denn so viel Power braucht. Hohe Aufmerksamkeit bekam auch ein neuer All-in-One-Rechner aus der traditionellen iMac-Familie. Das Design war puristisch, die Leistung für alle klassischen Aufgaben mehr als ausreichend. Nur das Lager der Hochleistungs-Nutzer war damit noch nicht zufriedengestellt. Die dürften jetzt aufmerksam geworden sein.

Wie die Bezeichnungen schon andeuten - die aktuellen M1 Pro und M1 Max sind zwei weiterentwickelte Chips mit deutlich höherer Leistung. Sie sollen die Quadratur aus Hochleistung und Batterielaufzeit nochmals besser lösen als es bereits dem M1 gelungen war. Vertrauenswürdige Testergebnisse von Apple scheinen das zu bestätigen. Realisiert wird das auch durch konsequenten Einsatz der sogenannten SoC-Architektur. Das steht für „System on a Chip“ oder „Ein-Chip-System“. Dabei werden alle Rechenkomponenten auf kleinstem Raum platz- und energiesparend untergebracht. Dazu gehört auch der – ebenfalls von Apple entwickelte – Grafikprozessor, der eine dezidierte separate Grafikkarte überflüssig macht. Zur Orientierung: Auf dem M1 Max sind auf gut vier Quadratzentimetern 57 Milliarden Transistoren untergebracht. Damit greift Apple nicht nur Intel, sondern auch AMD und Nvidia als Hersteller von separaten Grafikkarten an.

Bei der Leistungseinschätzung ist ein Blick auf die Zahl der Rechenkerne hilfreich. Beide neuen Chips kombinieren acht Power-Kerne mit zwei Energiespar-Kernen. Diese flexible Zuschaltoption hat sich bereits bei Smartphones bewährt und hilft, den Stromverbrauch im Normalbetrieb nochmals zu senken. Hinzu kommen je nach Chip und Chip-Version zwischen 14 und 32 Rechenkerne, die die GPU, also den Grafikprozessor antreiben. Der Arbeitsspeicher – zwischen 16 und 64 Gigabyte – ist fest verbaut. Die Datenverbindungen zwischen den Komponenten sind sehr breit und entsprechend schnell, was die sehr hohe Gesamtleistung des SoC-Systems begünstigt. Apple verspricht, dass ein M1 Max derzeit alles schlägt, was in der Windows-Welt mobile Rechner antreibt. Im Vergleich zum M1-MacBook vom Herbst 2020 liefern die neuen MacBooks in etwa eine Verdoppelung, beziehungsweise eine Vervierfachung der Performance. Zu loben ist Apple für die Schnittstellen. Das MacBook Pro hat gleich drei Thunderbolt-4-Ports, HDMI, die klassische Lightning-Verbindung und sogar ein Kartenlesegerät.

Für wen sind diese neuen Rechenwunder sinnvoll einzusetzen? Für Gamer eher nicht, obwohl die nominelle Leistung reicht. Die Chip-Architektur und die große Zahl der flexibel operierenden Rechenkerne braucht optimierte Software, damit der Geschwindigkeitsvorteil greift. Daher spricht sich Apple vor allem mit den Anbietern von Grafik-, Bildbearbeitungs- und Videosoftware ab, damit feste und freie Profis aller Kreativbereiche in die Neuanschaffung eines Mac investieren. Für die ist auch die auf dem Chip verankerte Media Engine gedacht, die selbst bei der Codierung von Videos mit 8K-Auflösung, also dem Vierfachen von UHD/4K, nicht einknicken soll.

Aber da immer mehr jüngere Mac-Nutzer sich auch privat mit hochaufgelösten Bewegtbildern vom Smartphone beschäftigen, ist der angesprochene Kundenkreis weit größer. Der wird auch die sehr hochwertige Ausstattung mit gleich sechs Lautsprechen wertschätzen. Und das Betrachten von Videos macht auf den brillanten Displays mit kontrastverstärkenden Mikro-LEDs als Hintergrundbeleuchtung auch mehr Vergnügen. Nicht zu unterschätzen ist der Imagefaktor: Mit einem neuen MacBook gehört man nicht nur zur Mac-Familie, sondern auch noch zu einer Avantgarde, die den alten Riesen Intel zu Fall bringen könnte.

Der Start in die M1-Welt im vergangenen Herbst fiel preisgünstig aus. Nun muss tiefer in die Tasche gegriffen werden: Das neue MacBook Pro mit 14 Zoll (3.024 x 1.964 Pixel ist ab 2249 Euro zu haben. Die 16-Zoll-Version (3.456 x 2.234 Pixel) startet bei 2749 Euro.

In die Preise der 2020-Modelle mit M1-Chip ist aber bereits Bewegung geraten. Ein MacBook Pro 13“ mit 512 GB SSD ist um etwa 170 Euro auf derzeit 1400 Euro gefallen. Noch etwas günstiger sieht es beim MacBook Air aus, das ebenfalls mit 512 GB SSD statt für 1400 Euro bereits für etwa 1180 Euro im Handel angeboten wird. Das Air-Modell bietet den Vorteil absolut leisen Arbeitens, da es ohne rotierende Lüfter auskommt. Als mobiler Allzweckrechner ist dieses ultrakompakte Gerät nur zu empfehlen, vor allem, weil es am heimischen Arbeitsplatz bei Bedarf sogar durch einen 6K-Monitor bei 60 Bildern pro Sekunde ergänzt werden kann.

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