Konjunktur Deutsche Industrie mit Auftragsrekord

Der Auftragseingang in der Industrie erreichte den höchsten Wert seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1991.
Der Auftragseingang in der Industrie erreichte den höchsten Wert seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1991.

Die Auftragsbücher im verarbeitenden Gewerbe sind prall gefüllt. Die Umsätze allerdings entwickeln sich angesichts von Lieferengpässen deutlich weniger stark. Und mit dem Chipmangel in der Autoindustrie wird es wohl nicht so schnell vorbei sein.

Wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte, lag der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe im Juli 3,4 Prozent höher als im Vormonat Juni und erreichte damit den höchsten Stand seit dem Beginn der Zeitreihe im Jahr 1991. Der deutliche Anstieg im Vormonatsvergleich kommt demnach durch Großaufträge unter anderem aus dem Bereich Schiffsbau zustande. Ohne die Berücksichtigung von Großaufträgen ergab sich im Juli 2021 ein Rückgang um 0,2 Prozent.

Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, war der Auftragseingang im Juli mit einem saison- und kalenderbereinigten Plus von 15,7 Prozent deutlich höher. Gegenüber dem Vorjahresmonat Juli 2020, als der Auftragseingang noch von der Pandemie beeinträchtigt war, ging er kalenderbereinigt gar um 24,4 Prozent nach oben.

„Deutschland kann nicht liefern“

Zugleich lag im Juli der reale Umsatz im verarbeitenden Gewerbe den Angaben der Statistiker zufolge um 1,9 Prozent höher als im Vormonat Juni 2021 und im Vergleich zum Vorkrisenmonat Februar 2020 um 4,6 Prozent niedriger. „Die seit einigen Monaten zu beobachtende Tendenz zu ansteigenden Auftragseingängen bei gleichzeitig schwacher Umsatzentwicklung dürfte unter anderem auf die in vielen Branchen berichteten Lieferengpässe von Vorprodukten zurückzuführen sein“, so das Bundesamt. „Man könnte sagen: Alle Welt braucht deutsche Waren, aber Deutschland kann nicht liefern“, sagte Jens-Oliver Niklasch, Ökonom der Landesbank Baden-Württemberg.

Die Erholung der für Deutschland besonders wichtigen Autoindustrie nach der Corona-Krise wird derweil vom Mangel an Elektronik-Chips weiterhin ausgebremst. Die Unternehmensberatung PwC beurteilt die Produktions- und Absatzpläne der Autoindustrie angesichts der Halbleiterkrise mit großer Skepsis. Der Ausbau von Halbleiter-Produktionsanlagen dauere bis zu zwei Jahre, der Bau neuer Werke sogar fünf Jahre – deshalb sei „keine kurzfristige Erholung der Versorgung mit Halbleitern zu erwarten“, sagte PwC-Experte Tanjeff Schadt. Daimler-Vorstandschef Ola Källenius hatte jüngst gesagt, er erwarte erst 2023 eine deutliche Entspannung bei der Versorgung mit Halbleitern.

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