Bahnverkehr Dampfzüge zur Feier des Pfälzer Bahnjubiläums

23er-Loks wurden lange in der Pfalz eingesetzt. Das Foto zeigt die 23 052 bei Pirmasens Nord. Ihre Schwesterlok 23 058, die auch
23er-Loks wurden lange in der Pfalz eingesetzt. Das Foto zeigt die 23 052 bei Pirmasens Nord. Ihre Schwesterlok 23 058, die auch in Kaiserslautern stationiert war, ist der Star der anstehenden Jubiläumsfeier.

Am ersten Oktoberwochenende wird das Jubiläum „175 Jahre Eisenbahn in Rheinland-Pfalz“ mit Dampfzugfahrten in der Pfalz gefeiert, bei denen reguläre Tickets des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar gelten. Dabei werden nicht nur die Strecken befahren, deren Eröffnung im Jahr 1847 Anlass für die Großveranstaltung ist.

Regionale Eisenbahnjubiläen mit publikumsträchtigen Dampfzugfahrten zu feiern, ist in der Pfalz schon seit über 20 Jahren eine bewährte Tradition. Dabei wird es mit dem exakten Datum meist nicht so genau genommen. Die Inbetriebnahme der ersten Pfälzer Eisenbahn von Ludwigshafen nach Neustadt mit dem Seitenast von Schifferstadt nach Speyer erfolgte schon im Juni 1847. Groß gefeiert wird jetzt aber erst Anfang Oktober, wenn am Betriebsmittelpunkt in Neustadt gleichzeitig das Weinlesefest stattfindet.

Ähnlich war die Situation auch im Oktober 2000, als das Jubiläum der Queichtalbahn mit einer spektakulären Plandampfveranstaltung gefeiert wurde, die Dampflokfans aus aller Herren Länder anzog. Plandampf bedeutet, dass reguläre Züge mit Dampflokomotiven gefahren werden. Das war 2000 noch relativ gut möglich, danach ist es aber immer schwieriger geworden. Bei der nun anstehenden Veranstaltung gibt es das fast gar nicht mehr, die Dampfzüge fahren meist zusätzlich zum regulären Fahrplan. Ein wichtiger Vorteil von Plandampfzügen bleibt aber trotzdem: In den Dampfzügen gelten reguläre Fahrkarten, in der Pfalz also meistens die Tickets des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN).

Freie Fahrt mit Karte ab 60 und Job-Ticket

Wer also beispielsweise ein Job-Ticket, eine Karte ab 60 oder ein Rhein-Neckar-Ticket hat, kann im VRN-Bereich ohne weitere Kosten mitfahren. Wer kein solches Jahresticket hat, fährt meist am günstigsten mit einer VRN-Tageskarte.

Die freie Zugänglichkeit der Züge und die günstigen Fahrpreise haben allerdings den Nachteil, dass es in den Dampfzügen erfahrungsgemäß oft voll wird. Die besten Chancen auf einen Platz hat man in aller Regel am Ausgangsbahnhof der Züge. Wer an einem Unterwegsbahnhof in einen überfüllten Dampfzug einsteigen will, hat meist schlechte Karten. Reservierte Plätze gibt es nicht. Mit dem Kauf einer VRN-Fahrkarte oder eines Rheinland-Pfalz-Tickets erwirbt man auch keinen Rechtsanspruch auf eine Dampfzugfahrt.

Pendelfahrten nach Landau und Bad Dürkheim

Bei der Auswahl von Loks und Strecken ist erkennbar, dass das Zielpublikum der Feier von 2022 stärker als bei früheren Dampf-Events vor allem die einheimische Bevölkerung ist. Lange Fahrten mit Schnellzugloks, die eine besondere Attraktion vor allem für Dampflokfans aus dem In- und Ausland sind, gibt es gar nicht. Stattdessen fahren oft Pendelzüge auf kurzen Strecken, bei denen sich eine Fahrt gut mit dem Besuch des Weinlesefestes kombinieren lässt.

Am Samstag, 1. Oktober, und Sonntag, 2. Oktober, gibt es Dampfzüge von Neustadt nach Landau und zurück. Abfahrt in Neustadt ist um 9.45 Uhr, 11.51 Uhr, 14.45 Uhr und 16.41 Uhr, in Landau um 10.49 Uhr, 12.49 Uhr, 15.47 Uhr und 17.44 Uhr. Die Züge halten in Maikammer-Kirrweiler, Edenkoben, Edesheim und Knöringen-Essingen.

Am Montag, 3. Oktober, pendeln Dampfzüge zwischen Neustadt und Bad Dürkheim mit Halt in Mußbach und Deidesheim (aber nicht in Wachenheim). Abfahrt in Neustadt ist um 8.46 Uhr, 10.46 Uhr, 13.46 Uhr, 15.46 Uhr und 17.46 Uhr, in Bad Dürkheim um 9.52 Uhr, 11.52 Uhr, 14.55 Uhr, 16.52 Uhr und 18.52 Uhr.

Betriebsmittelpunkt in Neustadt

Über die eigentliche Jubiläumsstrecke gibt es am Samstag und Sonntag drei Fahrtenpaare zwischen Ludwigshafen und Kaiserslautern sowie zwei zwischen Neustadt und Germersheim. Die Züge fahren über die Endbahnhöfe von 1847 (Neustadt und Speyer) hinaus. Abfahrt beispielsweise in Ludwigshafen Hauptbahnhof ist um 9.55 Uhr, 14.00 Uhr und 16.46 Uhr (nur bis Neustadt). Zwischen Ludwigshafen und Neustadt halten die Züge nur in Schifferstadt, zwischen Neustadt und Kaiserslautern in Lambrecht und Hochspeyer, zwischen Schifferstadt und Germersheim in Speyer, Berghausen, Heiligenstein und Lingenfeld.

Neustadt ist wieder Betriebsmittelpunkt, weil hier dank des Kuckucksbähnels Infrastruktur für Dampfloks vorhanden ist.

Ein Teil der Jubiläumssonderzüge wird mit historischen Elektro- oder Dieselloks gefahren. Eingeplant sind eine E 94 (die äußerlich etwas an das vor allem bei Modellbahnern berühmte Schweizer Krokodil erinnert) und eine Diesellok der Baureihe V 100 im historischen Bundesbahn-Look.

Frühere Lauterer Lok 23 058 als Star

Hinter dem Einsatz der Kuckucksbähnel-Lok „Sissi“ steht noch ein Fragzeichen. Fest eingeplant sind die in der Pfalz schon gut bekannte Güterzugdampflok 58 311, die ölgefeuerte (und deshalb auch bei Waldbrandgefahr einsetzbare) 41 018 und gewissermaßen als Star der Veranstaltung die 23 058. Diese Lok war 1958/59 und 1961 bis 1966 insgesamt sechs Jahre im Bahnbetriebswerk Kaiserslautern stationiert. Dort waren andere Loks der Baureihe 23 sogar noch bis 1975 beheimatet. Es dürfte deshalb viele Pfälzer geben, die als Fahrgäste oder Bahnpersonal diese Loks noch in der Region erlebt haben. Die 23 058 fährt 3. Oktober mit einem Zug von Neustadt (ab 9.45 Uhr) über Bad Münster nach Staudernheim und zurück. Damit ist sie noch einmal auf der Alsenzbahn zu sehen, wo die Lauterer 23-er bis zum Schluss ihrer Zeit in der Pfalz vor allem eingesetzt wurden. In diesem Zug gelten VRN-Tickets nur bis Alsenz.

Bundenthaler als krönender Abschluss

Am Mittwoch, 5. Oktober, soll die 23 058 auch den „Bundenthaler“ von Neustadt nach Bundenthal im Dahner Felsenland übernehmen, der bei einer ähnlichen Veranstaltung im September 2009 mit einer preußischen P 8 (Bundesbahn-Baureihe 38.10) gefahren wurde. Erfahrungsgemäß ist dieser Zug stets besonders stark gefragt, oft war in diesem Dampfzug schon in Landau kein Platz mehr zu bekommen. Wer nur im Dahner Felsenland wandern will und keinen Wert auf eine Dampfzugfahrt legt, sollte diesen Zug am 5. Oktober lieber meiden.

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