Autoindustrie Daimler schlägt sich besser als gedacht

Daimler fuhr im dritten Quartal einen Gewinn vor Steuern und Zinsen in Höhe von 3,1 Milliarden Euro ein.
Daimler fuhr im dritten Quartal einen Gewinn vor Steuern und Zinsen in Höhe von 3,1 Milliarden Euro ein.

Im zweiten Quartal hatte Corona noch für tiefrote Zahlen bei Daimler gesorgt, nun überrascht der Autobauer mit Resultaten weit über den Erwartungen. Finanzchef Harald Wilhelm sieht den Konzern auf dem richtigen Weg. Eine gewisse Unsicherheit aber bleibt.

Für das dritte Quartal hatten zwar alle Branchenexperten nun wieder mit einem Gewinn gerechnet. Mit knapp 3,1 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit) fällt der nun aber nicht nur höher aus als im Vorjahr (2,7 Milliarden Euro), sondern auch gut 1 Milliarde höher als von Branchenexperten erwartet. Was auch der Grund dafür war, dass der Autobauer jetzt vorläufige Zahlen veröffentlichte. Eigentlich steht die Bilanz für das dritte Quartal erst am Freitag kommender Woche an.

Auch in der Sparte Daimler Trucks & Buses lag das um Sondereffekte bereinigte Ebit mit 603 Millionen Euro kräftig über den Erwartungen von Analysten, die mit 400 Millionen Euro errechnet hatten. Im zweiten Quartal hatte sich die Sparte mit einem Minus von 747 Millionen Euro noch im tiefroten Bereich bewegt. Im südpfälzischen Wörth betreibt Daimler mit derzeit rund 10.300 Mitarbeitern das weltweit größte Lkw-Werk. Am Nutzfahrzeugmotoren-, Gießerei- und Busstandort Mannheim zählt der Automobilkonzern rund 8600 Beschäftigte, im Daimler-Ersatzteillager am südpfälzischen Standort Germersheim sind derzeit rund 3100 Mitarbeiter beschäftigt.

Daimler hat das dritte Quartal 2020 überraschend mit einem Gewinn abgeschlossen.
Meinung

Daimlers Gewinn steht auf tönernen Füßen

Starker September

Jetzt will Finanzchef Harald Wilhelm auch die Prognose für das gesamte Jahr 2020 noch einmal überarbeiten. Bisher geht Daimler davon aus, bei Absatz, Umsatz und Vorsteuerergebnis unter den Vorjahreswerten zu landen. Dass das dritte Quartal deutlich besser lief als erwartet, führte Wilhelm auf mehrere Faktoren zurück: So habe sich der Markt schneller erholt als gedacht. Vor allem im September hätten sich die Geschäfte stark entwickelt. Dazu wirkten sich die strikte Disziplin bei den Kosten und die übrigen Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz aus.

„Die Resultate des dritten Quartals reflektieren eine sehr starke Leistung und beweisen, dass wir bei der Absenkung der Gewinnschwelle auf dem richtigen Weg sind“, sagte Wilhelm. Gleichzeitig habe man die Chancen genutzt, die sich aus der Erholung der Märkte ergeben hätten. „Wir erwarten, dass diese positive Dynamik auch im vierten Quartal anhält, wobei dabei jedoch die übliche Saisonalität des Jahresendgeschäfts zu beachten ist“, sagte Wilhelm. Soll heißen: Dass es mit allen Zahlen einfach weiter steil bergauf geht, darf man nun auch nicht erwarten.

Absatz steigt in Europa, USA und China

Vorstandschef Ola Källenius hatte dem Konzern schon vor Corona ein striktes Sparprogramm verordnet, es aber nach dem Ausbruch der Pandemie noch verschärft, um in der Krise das Geld zusammenzuhalten – auch mit Einschnitten beim Personal. Betriebsbedingte Kündigungen sind zwar vom Tisch, dafür werden auf anderen Wegen Arbeitsplätze gestrichen. Wie viele der weltweit zuletzt knapp 294.000 Beschäftigten gehen sollen, ist aber immer noch unklar.

Der Fahrzeugmarkt ist im September erstmals seit gut zwei Jahren zeitgleich sowohl in Europa als auch in den USA und in China gewachsen. In der Europäischen Union stieg die Anzahl der neu angemeldeten Autos im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1 Prozent und lag bei 1,3 Millionen, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Freitag in Berlin mitteilte. Zum ersten Mal in diesem Jahr wurde damit ein Wachstum im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet. Die fünf größten Einzelmärkte in Europa entwickelten sich dabei unterschiedlich: Italien zeigte mit einem Wachstum von 10 Prozent die kräftigste Dynamik, Deutschland wuchs um 8 Prozent. Frankreich und Großbritannien verloren dagegen leicht im Vorjahresvergleich, Spanien lag zweistellig im Minus.

Fünf Wachstumsmonate in Folge

Der VDA betonte, dass im bisherigen Jahresverlauf trotz des Absatzwachstums im September noch alle Märkte „erheblich im Minus“ seien. Insgesamt wurden den Angaben zufolge in Europa bis Ende September 8,6 Millionen Neufahrzeuge angemeldet, 29 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

In den USA wuchs der Markt für Autos und Kleintransporter laut VDA um 6 Prozent auf 1,3 Millionen Neufahrzeuge und übertraf damit erstmals seit Februar einen Vorjahresmonat. In China stiegen die Pkw-Verkäufe demnach um 8 Prozent auf knapp 2,1 Millionen Neuwagen – dort war es bereits der fünfte Wachstumsmonat in Folge.

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