Bundeswehr-Auftrag Coup für Thüringer Waffenschmiede Haenel

Bisher nutzt die Bundeswehr das Sturmgewehr G36 von Heckler & Koch.
Bisher nutzt die Bundeswehr das Sturmgewehr G36 von Heckler & Koch.

Das Verteidigungsministerium will das neue Sturmgewehr der Bundeswehr von dem Thüringer Hersteller C.G. Haenel (Suhl) beziehen. Über das Ergebnis des Auswahlverfahrens informierte das Verteidigungsministerium am Montag Fachpolitiker im Bundestag.

Im Ergebnis des Bieterverfahrens kommt der langjährige Lieferant Heckler & Koch (Oberndorf am Neckar) bei der Bestellung von 120.000 neuen Waffen im Umfang von wohl knapp 250 Millionen Euro nicht zum Zuge. Haenel liefert der Bundeswehr bereits ein Scharfschützengewehr. Das Unternehmen gehört zur Merkel Gruppe, die Teil der Tawazun Holding (Vereinigte Arabische Emirate) ist.

Das Thüringer Unternehmen habe in dem 2017 eingeleiteten Bieterverfahren eine Waffe vorgelegt, die sich in umfangreichen Tests als etwas besser auf die Anforderungen des Militärs zugeschnitten und auch als wirtschaftlich vorteilhaft erwiesen hat, wie die dpa aus Militärkreisen erfuhr.

Um das von Heckler & Koch gelieferte G36 hatte sich von 2012 eine Affäre entwickelt, die mit Hinweisen auf Probleme mit der Treffgenauigkeit begonnen hatte. Späteren amtlichen Untersuchungen zufolge traten diese nach langen Schussfolgen oder auch unter Hitzeeinwirkung auf. Von den Soldaten ist die Waffe bis heute geschätzt.

Für Heckler & Koch ist die Berliner Entscheidung ein harter Rückschlag zur Unzeit. Das Unternehmen ist hoch verschuldet – seine Finanzverpflichtungen von 249 Millionen Euro sind in etwa so hoch wie der Jahresumsatz (2019: 239 Millionen Euro). Nach zwei Verlustjahren wirtschaftete H&K zuletzt zwar wieder profitabel. Dennoch bleibt die Situation angesichts der weiterhin ungelösten Schuldenproblematik angespannt. Für Unruhe sorgte ein Machtkampf zweier Großaktionäre der Firma. Der langjährige Mehrheitsaktionär Andreas Heeschen musste ein dickes Aktienpaket wegen eines lange zurückliegenden Pfandgeschäfts an einen Franzosen und dessen Luxemburger Finanzholding CDE abgeben, seit Juli hat die CDE das Sagen.

Bis 2002 gehörte H&K zum britischen Rüstungskonzern BAE Systems. An der Firmenzentrale in Oberndorf im Schwarzwald arbeiten 910 Beschäftigte, weitere 85 sind in den Vereinigten Staaten tätig, wo H&K ein Pistolen-Montagewerk hat.

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