Mobilfunk-Tipp Bundesweiter Warntag am Donnerstag: Handys sollen Alarm schlagen

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Am Donnerstag um 11 Uhr wird das Gefahren-Warnsystem Cell Broadcast zum zweiten Mal bundesweit getestet. Damit das eigene Smartphone diese Meldung empfängt, muss es bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Bei drohenden Naturkatastrophen und anderen Gefahren kann das Leben retten.

Was ist „Cell Broadcast“?
Auslöser für den Aufbau des Warnsystems war das verheerende Hochwasser im Ahrtal 2021 mit vielen Toten. Seit Februar 2023 steht das System flächendeckend zur Verfügung. Seine Besonderheit: Es funktioniert auch dann, wenn auf dem Smartphone keine Warn-App wie etwa Nina oder Katwarn installiert ist. Denn die Warnung geht ausnahmslos an alle Mobiltelefone, die in einer oder mehreren Funkzellen, in denen die Gefahr besteht, eingeschaltet sind. Am bundesweiten Testtag sind sämtliche Funkzellen einbezogen.

Das System basiert darauf, dass sich jedes Handy ohnehin automatisch in eine Mobilfunkzelle einbucht, um Netzempfang über den dortigen Sendemast zu haben. Im Unterschied zu einer Warnung etwa via SMS werden die Handybesitzer jedoch anonym – ohne Kenntnis ihrer Rufnummer – erreicht. Es muss sich auch niemand persönlich anmelden, um Warnungen empfangen zu können. „Cell Broadcast“ bedeutet übersetzt so viel wie „Übertragung/Aussendung in Zellen“. In mehreren ausländischen Staaten, darunter USA, Niederlande und Griechenland, gibt es das Warnsystem schön länger.

Was muss das Mobilgerät können?
Damit das Smartphone eine Warnung erhält, muss es erstens eingeschaltet sowie betriebsbereit (kein leerer Akku) sein und darf sich nicht im Flugmodus befinden. Ausgesendete Meldungen werden im Netz nicht gespeichert, um sie beim Anschalten des Handys nachträglich zuzustellen. Zweitens muss das Gerät über ein möglichst aktuelles Betriebssystem verfügen. Dazu ist gegebenenfalls ein Update vorzunehmen. Laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) sind alle neueren Geräte mit Betriebssystem-Update für Android-Geräte ab Version 11 und Apple-Modelle (iOS) ab Version 16.1 empfangsfähig. Eine Liste mit ausgewählten Geräten der Hersteller Apple, Samsung, Google und Sony, die für Cell Broadcast geeignet sind, ist auf der Website www.bkk.bund.de (Warnung & Vorsorge) abrufbar.

Muss man selbst etwas tun?
Auf den meisten neueren Mobilgeräten ist der Empfang von amtlichen Warnmeldungen standardmäßig aktiviert. Es kann sich aber lohnen, dies zur Sicherheit selbst zu überprüfen. Bei Apple geht das unter „Einstellungen/Mitteilungen“. Dort ist es auch möglich, einzelne Arten von Warnungen zu deaktivieren. Nur Meldungen der höchsten Warnstufe lassen sich dem BKK zufolge nicht unterdrücken.

Bei Android-Smartphones ist die Warn-Funktion je nach Geräte-Hersteller und Modell unter verschiedenen Menüpunkten wie etwa Benachrichtigungen oder Notfall zu finden. Beispiel Samsung Galaxy A15: In den Einstellungen zu „Sicherheit und Notfall“ gehen, „Notfallwarnungen“ anklicken und prüfen, ob und welche Notfallbenachrichtigungen zugelassen sind.

Wie oft gibt es diese Warnungen?
Laut einer aktuellen Auswertung des Netzbetreibers Telefónica/O2 wurden seit September 2023 insgesamt 142 Warnmeldungen über Cell Broadcast verschickt – das heißt im Schnitt rund drei pro Woche. Besonders viele Warnungen gab es demnach im Mai und Juni 2024. Der Grund: Hochwasser in weiten Teilen Deutschlands. Allein in Bayern gingen dem Netzbetreiber zufolge binnen eines Jahres 33 Warnmeldungen heraus, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (25), Saarland (18), Rheinland-Pfalz (14) und Baden-Württemberg (11). Neben Hochwasser zählen laut BKK auch andere Naturgefahren sowie Brände und Funde von Weltkriegsbomben zu den häufigsten Meldungsanlässen.

Reicht Cell Broadcast aus?
Eine Schwäche des Systems ist, dass die Warntexte maximal 500 Zeichen umfassen und keine Dateien, etwa zum Zeigen einer Landkarte, angefügt werden können. Außerdem erhalten die Handybesitzer bei Beendigung der Gefahrenlage keine Entwarnung. Allerdings hat das System auch Vorteile. Laut BKK ist es funktionsfähig selbst bei stark ausgelastetem Mobilfunknetz – also wenn viele Menschen gleichzeitig zum Handy greifen, wie dies in unklaren und gefährlichen Situationen zu erwarten ist. Internetempfang ist nicht erforderlich. Dafür muss jedoch das Mobilfunknetz störungsfrei funktionieren, was bei einer Naturkatastrophe nicht unbedingt gewährleistet ist. Wegen dieser Vor- und Nachteile gehört für das BKK Cell Broadcast zu einem ganzen Mix aus Warninstrumenten wie Sirenen, Lautsprecherdurchsagen, Radio und Fernsehen sowie Warn-Apps, die sich ergänzen sollen.

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