Prada & Co. Boom bei Luxusgütern

Prada-Geschäft in Madrid: Das Unternehmen hat im ersten Halbjahr 2022 seine Absätze in Europa um 89 Prozent erhöht.
Prada-Geschäft in Madrid: Das Unternehmen hat im ersten Halbjahr 2022 seine Absätze in Europa um 89 Prozent erhöht.

Inflation, Lieferschwierigkeiten, schlechte Stimmung bei den Verbrauchern: All dies scheint den global tätigen Luxusmarken-Herstellern wenig anhaben zu können.

In Europa und den USA verzeichneten Unternehmen wie LVMH, Kering, Hermès oder Prada zuletzt Rekordabsätze – weltweit stiegen Absatzzahlen und Gewinne um 20 bis 30 Prozent, Preiserhöhungen nahm die Kundschaft offenbar hin. „Die Nachfrage ist da“, bestätigt Arnaud Cadart, Portfolio-Manager bei Flornoy.

Im Gegensatz zu anderen Produkten bestehe die Kundschaft der Hersteller von Luxusartikeln aus wohlhabenden Menschen. Diese seien „weniger empfindlich was die Inflation, das Rezessionsrisiko oder Befürchtungen bezüglich ihres Arbeitsplatzes angeht“, erklärt Cadart. Die Geschäfte laufen weltweit gut – bis auf China, wo strenge Corona-Maßnahmen zuletzt zu einer schwächeren Nachfrage geführt haben.

So konnte beispielsweise die Luxusmarke Prada im ersten Halbjahr 2022 ihren Absatz in Europa um 89 Prozent erhöhen – dank zurückkehrender Touristen. Auch der Kleidungshersteller Moncler profitierte von der Rückkehr der Besucher: Das italienische Unternehmen mit französischem Ursprung verzeichnete ein Plus von 42 Prozent bei den Absätzen.

Schwacher Euro beflügelt

Auch der schwache Euro wirkte sich positiv auf die Bilanz der Luxusartikelhersteller aus: So kaufte insbesondere die US-Kundschaft aufgrund des starken Dollars gerne Luxusartikel ein. „In Europa verkaufen wir aktuelle viermal so viel an US-Bürger wie im vergangenen Jahr“, sagt Jean-Marc Duplaix, der Finanzdirektor des Unternehmens Kering, zu dem Luxusmarken wie Gucci, Yves Saint Laurent und Balenciaga gehören.

Der schwache Euro ist somit gleich ein doppelter Glücksfall für die Hersteller von Luxusartikeln: Produziert wird größtenteils in Europa, aufgrund des schwachen Euros derzeit vergleichsweise günstig. Verkauft werden die Produkte hingegen oftmals im Ausland – und dort bezahlt mit dem aktuell starken Dollar.

„Wir schätzen, dass die Eurozone im Schnitt nur 15 Prozent der Geschäftszahlen der europäischen Luxusartikelhersteller ausmacht“, schrieb die britische Bank HSBC in einer Analysten-Note im Juli. Der Sektor profitiere somit „von einem starken positiven Währungseffekt dank des schwachen Eurokurses“.

Mehrkosten ohne Probleme weitergegeben

So verzeichnete beispielsweise der größte Luxuskonzern der Welt, die französische Gruppe LVMH, ein Umsatzplus von 28 Prozent im ersten Halbjahr. Ein Viertel dieser Steigerung sei auf Währungseffekte zurückzuführen, erklärte das Unternehmen dazu.

Die steigenden Preise für Vorprodukte und Rohstoffe können die Hersteller von Luxusartikeln dabei vergleichsweise problemlos an ihre wohlhabende Kundschaft weitergeben. „Bisher sind der Kundschaft diese Preiserhöhungen egal“, erklärt der Manager bei Monocle, Pierre Michaud. „Die Absatzzahlen in Frankreich sind um 41 Prozent gestiegen – ein Rekord.“

Trotz der insgesamt unsicheren wirtschaftlichen Aussicht zeigen sich die Hersteller von Luxusartikeln deshalb zuversichtlich. So kündigte der Luxusartikelhersteller Kering beispielsweise im Juni an, die Verkäufe der Kleidungsmarke Yves Saint Laurent auf fünf Milliarden Euro jährlich verdoppeln zu wollen. Ferrari will seinen Umsatz bis 2026 auf 6,7 Milliarden Euro erhöhen – ein Plus von 40 Prozent im Vergleich zu dem erwarteten Umsatz für dieses Jahr.

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