Wirtschaft BMW verteidigt den Diesel

Die Nervosität beim Thema Diesel innerhalb der deutschen Autoindustrie steigt. So hat BMW-Chef Harald Krüger eine Vorlage von Quartalszahlen flugs in ein Plädoyer der in Verruf geratenen Verbrennungstechnologie umgewidmet.

„Wir brauchen einen sauberen Diesel“, betonte er leidenschaftlich. Er spiele für die Erreichung EU-weiter Klimaziele eine Schlüsselrolle, weil er 15 Prozent weniger des Klimakillers Kohlendioxid ausstoße als Ottomotoren. Aktuelle Gespräche zur Rettung des Diesel innerhalb der Branche aber auch mit der Bundesregierung bestätigte der BMW-Lenker, wollte zu Details aber keine Stellung nehmen. Das gilt auch für die Kosten einer angedachten Umrüstung von Diesel-Fahrzeugen zur realen Schadstoffminderung. Dafür werden in der Branche Einmalkosten von gut 2000 Euro genannt, wobei offen bleibt, wer sie tragen soll. Es gebe keine Entscheidungen, betonte Krüger. Eventuelle Umrüstkosten seien zudem voraussichtlich von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. BMW reklamiert für sich, bereits saubere Diesel-Fahrzeuge anzubieten. Das sehen offenbar auch Kunden weitgehend so. Jedenfalls liegt der Diesel-Anteil der BMW-Verkäufe im ersten Quartal 2017 global unverändert bei 37 Prozent. Hierzulande ist er minimal von 65 auf 64 Prozent geschrumpft, im März aber bereits wieder gestiegen, betonte der Konzernchef. Branchenweit sinken die Verkaufszahlen der Antriebsvariante in Deutschland dagegen jeden Monat ungebremst. Für April hat das Kraftfahrtbundesamt einen neuerlichen Rückgang des Diesel-Anteils um fast 6 Prozentpunkte auf gut 41 Prozent gemeldet. BMW ist davon bislang so gut wie unberührt und auch sonst für 2017 auf Kurs. Der Absatz ist im ersten Quartal über alle drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce um gut 5 Prozent auf gut 587.000 Verkäufe gestiegen. Rivale Audi kann davon nur träumen. Bei der VW-Tochter ist der globale Absatz im Auftaktquartal 2017 um gut 7 Prozent auf 422.000 Audis gefallen. Dafür verantwortlich war ein sich in China abzeichnendes Debakel, das Audi hartnäckig als temporäre Sondersituation bezeichnet. Die Ingolstädter arbeiten dort neuerdings mit einem zweiten Partner (SAIC) zusammen, was zu tiefer Verstörung beim bestehenden Produktionspartner FAW, ebenfalls ein Staatskonzern, geführt hat. Der Streit lässt den Audi-Absatz in China seit Ende 2016 prozentual stark zweistellig einbrechen. Damit tut sich zwischen Audi einerseits und dem Premiumduo Mercedes sowie BMW andererseits eine Lücke auf. Daimler wächst im Absatz sogar noch deutlich stärker als der Münchner Erzrivale und ist auf Basis der Stammmarken BMW und Mercedes mittlerweile Premium-Weltmarktführer. Gleiches gilt für die Profitabilität. Die ist bei BMW im ersten Quartal 2017 von 9,4 auf 9,0 Prozent gesunken, während Daimler bei 9,8 Prozent liegt. Auch hier fährt Audi mit aktuell 8,7 Prozent Rendite hinterher. Um gut 30 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro hat BMW den Quartalsüberschuss gesteigert. Das geht auf einen positiven Bewertungseffekt im Zusammenhang mit dem gemeinschaftlichen Kauf des Kartenherstellers Here mit Daimler und Audi zurück. Auch dort sorgt das für entsprechende Ergebniseffekte. Die Führungsposition innerhalb der Premiumriege kann BMW nur in puncto Elektromobilität noch für sich reklamieren. So hat sich der Absatz elektrifizierter Modelle von reinen Stromern bis zu Autos mit Hybrid-Antrieb im ersten Quartal 2017 zwar auf fast 20.000 Verkäufe verdoppelt. Gemessen am BMW-Gesamtabsatz sind das aber auch nur gut 3 Prozent. Hinsichtlich Umweltfragen konterkariert wird das zudem durch einen ausgesprochenen Boom bei Geländewagen der X-Reihe, die demnächst durch den X7 als bislang größten Geländewagen des Konzerns nach oben erweitert wird.

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