Wirtschaft Anleger verunsichert
Die Frühjahrsgewitter haben sich verzogen, doch an der Börse drohen weitere Turbulenzen. Zwar registrierten Anleger am Freitag mit Erleichterung, dass in Italien nach langem Hin und Her überhaupt eine Regierung zustande gekommen ist. Aber zur Entwarnung gibt es keinen Anlass: „Die neue Regierung dürfte auf Konfrontationskurs zur EU gehen“, kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer mit Blick auf die Koalition aus den Populisten der Fünf-Sterne-Bewegung und den Rechten der Lega Nord. Viele Ökonomen befürchten, dass die ungleichen Bündnispartner in Rom die enormen Staatsschulden noch weiter in die Höhe treiben. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte, die Währungsunion dürfe nicht zu einer Schuldenunion verkommen. Gleichzeitig plädierte sie allerdings dafür, das Kabinett des frisch vereidigten italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte an seinen Taten zu messen. Dass die Regierungsverantwortung nicht jeden Politiker zähmt, zeigt das Beispiel Donald Trump. Der US-Präsident hat mit der Ausweitung der Einfuhrzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte nicht nur die Europäer, sondern auch die Nachbarstaaten Kanada und Mexiko vor den Kopf gestoßen. Die EU reagiert mit einer Klage bei der Welthandelsorganisation WTO und kündigte ihrerseits höhere Zölle auf bestimmte US-Produkte an, auch Kanada und Mexiko drohen mit Gegenmaßnahmen. Zwar halten sich die unmittelbaren Folgen der höheren Handelshürden für das Wachstum in Grenzen, schreibt der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding. Aber die eigentliche Gefahr liege in der Verunsicherung von Unternehmen und Märkten.