Wirtschaft Air Berlin im Sturzflug
Die schwere Krise von Air Berlin hat sich nochmals verschärft. Der Verlust der zweitgrößten deutschen Fluglinie wuchs 2016 drastisch auf fast 782 Millionen Euro.
Bereits im Jahr zuvor hatte die Airline ein Rekordminus von fast 447 Millionen eingeflogen. Auch im ersten Quartal 2017 gab es keine Besserung: Die Verluste stiegen weiter von im Vorjahr 182 Millionen auf mehr als 293 Millionen Euro. Damit summiert sich das Defizit allein in den letzten 15 Monaten auf mehr als 1 Milliarde Euro. Hinter den Kulissen laufen offenbar auch in der Politik die Gespräche über ein Rettungskonzept auf Hochtouren. Als mögliche Lösung gilt ein Einstieg der Lufthansa, die bereits kürzlich 38 Flieger und damit ein Viertel der früheren Flotte des bisher größten Konkurrenten langfristig angemietet hat. Seit Monaten wird spekuliert, dass der deutsche Marktführer längst weitergehende Pläne hat, die bereits mit der Bundesregierung abgestimmt sein sollen. Beobachter sehen vor allem die morgige Reise von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Abu Dhabi als Indiz, dass eine Neuordnung des deutschen Flugmarkts kurz bevorstehen könnte. Denn Merkel wird unter anderem von Lufthansa-Chef Carsten Spohr begleitet, und die staatliche Fluglinie Etihad des Ölemirats ist mit 29 Prozent der Großaktionär von Air Berlin. Die Scheiche haben Milliarden in die Expansion von Etihad in Europa gesteckt, dabei viel Geld versenkt und die Geduld mit den Verlustbringern möglicherweise verloren. An Air Berlin ist Etihad seit fünf Jahren beteiligt. Ohne die Finanzhilfen aus dem Emirat wäre auch der Lufthansa-Konkurrent, der seit neun Jahren fast nur in den roten Zahlen fliegt, längst pleite. Mehrere Sanierer schafften die Trendwende nicht und wurden abgelöst. Seit Februar sitzt Thomas Winkelmann am Steuerknüppel bei Air Berlin. Der erfahrene Manager leitete zuvor die Lufthansa-Tochter Germanwings. Sein Wechsel gilt als weiteres Indiz, dass die beiden führenden deutschen Airlines künftig enger zusammenrücken könnten.