Wirtschaft Siemens Frankenthal jetzt in schottischen Händen

Blick in die Produktion: Arthur Freiberg bei Schweißarbeiten an der Kabelführung eines Verdichters.
Blick in die Produktion: Arthur Freiberg bei Schweißarbeiten an der Kabelführung eines Verdichters.

«FRANKENTHAL.» Das bisherige Frankenthaler Siemens-Werk mit seinen 550 Beschäftigten arbeitet nun unter der neuen Firmenbezeichnung Howden Turbo GmbH. Der Übergang an den neuen Eigentümer ist gestern vollzogen worden.

Das schottische Maschinenbauunternehmen Howden mit Hauptsitz in Renfrew bei Glasgow hatte im März angekündigt, den pfälzischen Hersteller von Dampfturbinen und Verdichtern übernehmen zu wollen (wir berichteten). Howden gehört zum US-Maschinenbaukonzern Colfax Corporation mit Sitz in Annapolis Junction (US-Bundesstaat Maryland). Den Kaufpreis hatte Colfax im März auf 195 Millionen Euro beziffert.

KK&K wird wiederbelebt

Die kartellrechtliche Prüfung der Übernahme sei abgeschlossen, informierten jetzt der Frankenthaler Standortleiter Volker Neumann (51) und der kaufmännische Geschäftsführer Ulrik Damgaard (52) im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Siemens hatte die frühere AG Kühnle, Kopp & Kausch (KK&K) 2006 übernommen und unter dem Namen Siemens Turbomachinery Equipment (STE) GmbH weitergeführt. Im Oktober 2015 hatte der Konzern angekündigt, die Herstellung von Turbinen aus Kostengründen ins tschechische Werk Brno verlagern zu wollen; das hätte den Abbau von 210 der damals noch 600 Arbeitsplätze bedeutet. Nach heftigen Protesten und vielen Gesprächen, auch mit Betriebsrat und IG Metall, steuerte Siemens ab Anfang 2016 dann den Verkauf des kompletten Werks an. Zusammen mit dem pfälzischen Werk seien auch Niederlassungen in Springfield (Missouri/USA), Helsingör (Dänemark) und Mornago (Italien) mit zusammen 130 Mitarbeitern unter das Dach von Howden gewechselt, informierte die Frankenthaler Geschäftsleitung. Zudem würden 15 Siemens-Vertriebsmitarbeiter in China übernommen. Den alteingeführten Markennamen KK&K will man nun wieder nutzen.

Guter Kontakt zu neuem Eigentümer

Neumann und Damgaard, die das Frankenthaler Werk weiter führen, sehen dem neuen Kapitel der Firmengeschichte genauso zuversichtlich entgegen wie der Vorsitzende des Betriebsrats, Hilmar Feisthammel. Die ersten Kontakte zum neuen Eigentümer Howden seien sehr ermutigend verlaufen, sagten sie übereinstimmend. Es gebe bei diesem Traditionsunternehmen mit mehr als 160 Jahren Erfahrung eine ähnliche, sehr bodenständige Firmenkultur. Die Produktpaletten ergänzten sich gut, sagte Neumann. Verdichter aus Frankenthal würden vor allem von Anlagenbauern genutzt, etwa „für Schwefelsäureanlagen, zur Düngemittelherstellung oder in der Metallaufbereitung“. Die Dampfturbinen dienten zur dezentralen Energiegewinnung; dafür gebe es gerade in der Wirtschaft ein breites Einsatzfeld.

Werk erholt sich

Gemessen am schwierigen Stand des Jahres 2015 stehe das Frankenthaler Werk nach einem Restrukturierungsprozess wieder deutlich besser da, sagte Neumann. Der internationale Markt für Investitionsgüter entwickle sich erfreulich. Man sei jetzt wieder voll ausgelastet. Den STE-Umsatz im Geschäftsjahr 2016/17 (30. September) bezifferte Neumann auf rund 150 Millionen Euro. Howden erlöste laut Damgaard 2016 etwa 1,4 Milliarden Dollar (rund 1,18 Milliarden Euro); die Colfax Corporation setzte 2016 mit rund 16.000 Mitarbeitern 3,7 Milliarden Dollar (3,13 Milliarden Euro) um.

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