Wirtschaft Ryanair streicht 150 Flüge

«Frankfurt.» Wegen des angedrohten Streiks des Ryanair-Personals hat die irische Fluggesellschaft für heute, Mittwoch, 150 Flüge von und nach Deutschland gestrichen. Der Hunsrück-Flughafen Hahn bestätigte, sich auf Flugausfälle vorzubereiten. Ryanair äußerte sich nicht zur Frage, wie sich die Annullierungen auf ihre zwölf deutschen Basen aufteilen.

Die betroffenen Kunden würden entschädigt, kündigte Ryanair-Marketingchef Kenny Jacobs gestern in Frankfurt an. Das Unternehmen will Informationen zu Ausfällen per Mail und SMS verbreiten, hieß es. Kunden könnten zudem ihre Verbindungen kostenfrei auf die Tage Donnerstag bis Sonntag umbuchen. Das Unternehmen forderte Piloten und Flugbegleiter in Deutschland auf, dem Streikaufruf der Gewerkschaften Cockpit und Verdi nicht zu folgen und wie gewohnt zur Arbeit zu erscheinen. Falls es zu weiteren Streiks komme, „wird dies zu Stellenstreichungen bei deutschen Piloten und Flugbegleitern führen“, drohte Ryanair in der Pressemitteilung. Anfang August hatte das Unternehmen wegen Streiks in Deutschland und mehreren anderen Ländern europaweit 400 Flüge gestrichen. Dieses Mal wurde Passagieren, die für den heutigen Mittwoch Verbindungen mit Flugzeugen von deutschen Basen gebucht haben, zwar eine Verschiebung angeboten. Abgesagt wurde dennoch kein Flug. Bereits bei einem Warnstreik vor Weihnachten 2017 war es Ryanair gelungen, durch den Einsatz von Crews aus anderen Ländern alle Verbindungen zu bedienen. Anders als bei dem Warnstreik sind jetzt neben den Piloten auch die Flugbegleiter zum Streik aufgerufen. Die Gewerkschaft Verdi äußerte die Erwartung, davon könnten bis zu 350 Flüge betroffen sein. Ryanair habe an den zwölf Basen in Deutschland rund 1000 Flugbegleiter, davon seien 700 Leiharbeitnehmer, so Verdi-Verhandlungsführerin Mira Neumaier. Mit Flugstunden-Vergütung und Zuschlägen kämen sie auf ein Monatsgehalt von etwa 1800 Euro, die Crew-Leiter auf 2700 Euro. Das Niveau liege um etwa 1000 Euro niedriger als bei vergleichbaren Billigfliegern wie Easyjet. Die Piloten-Gewerkschaft Cockpit begründete ihren Streikaufruf damit, dass sich Ryanair einer Schlichtung des Arbeitskampfs verweigere. Cockpit hatte als Schlichter Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder, den gescheiterten Kanzlerkandidaten Martin Schulz, Ex-Außenminister Sigmar Gabriel, den ehemaligen EU-Kommissar Günter Verheugen sowie den früheren Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement vorgeschlagen. Alternativ könne man sich auch andere Schlichter vorstellen, sofern sie mit dem deutschen Arbeitsrecht vertraut seien, heißt es in einem Cockpit-Schreiben aus der vergangenen Woche. Ryanair beharrte indes auf der Berufung des Iren Kieran Mulvey, der im Arbeitskampf zwischen der Airline und ihren irischen Piloten einen Kompromiss herbeigeführt hatte. Auf die Umbuchung haben Passagiere laut Fluggastrechte-Verordnung der EU Anspruch. Stranden Passagiere vorübergehend am Flughafen, muss die Fluggesellschaft sie betreuen.

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