Wirtschaft Roboter-Berater mit Haken

Ein Roboter als Anlageberater – da überwiegt oft die Skepsis.
Ein Roboter als Anlageberater – da überwiegt oft die Skepsis.

«Ludwigshafen.» Ein Roboter als Anlageberater? Immer mehr Banken und Start-ups bieten eine automatisierte computergesteuerte Geldanlage über das Internet an. Das ist für den Kunden bequem, weil er sich lästige Bankgänge erspart. Verbraucherschützer aber raten zur Vorsicht. Unerfahrene Sparer sollten die Finger sogar ganz von den sogenannten Roboter-Advisors (Roboter-Berater) – kurz Robos – lassen.

Robos sind Computerprogramme, die Geld verwalten – in standardisierter Form, anhand vorgegebener Algorithmen. Damit sie arbeiten können, gibt der Kunde übers Internet die gewünschte Anlagesumme, Anlagedauer und -zweck sowie seine Risikobereitschaft an. Außerdem informiert er über seine Einkommens- und Vermögensverhältnisse sowie seine bisherigen Erfahrungen mit Geldanlagen. Daraufhin übermittelt der Robo eine automatisierte Anlageempfehlung. Stimmt der Kunde zu, wird das Geld entsprechend angelegt. Künftige Depot-Umschichtungen nehmen sogenannte Full-Service-Robos dann selbstständig vor, ohne sich nochmals mit dem Anleger abzustimmen (siehe zur Sache). Die spannendste Frage, ob so dauerhaft mehr Rendite zu erzielen ist als mit einem herkömmlichen Bankberater, lässt sich noch nicht beantworten. „Dafür sind die Robos noch nicht lange genug am Markt“, befindet die Stiftung Warentest, die kürzlich 14 der elektronischen Helfer überprüfte. Nur zwei der 14 Full-Service-Robos gab die Stiftung die Note gut, keiner war sehr gut, drei schnitten mangelhaft ab. „Daran sieht man schon, dass die Sache noch in den Kinderschuhen steckt und Interessenten vorsichtig sein sollten“, sagt Sylvia Beckerle, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Bei der Entscheidung für oder gegen eine digitale Vermögensverwaltung spielen verschiedene Dinge eine Rolle. Vorkenntnisse: Vieles macht der Robo allein, aber nicht alles. Der Kunde muss der Depot-Zusammensetzung, die der Computer anfangs empfiehlt, zunächst zustimmen. Deshalb sollte er einschätzen können, ob der Vorschlag zu den eigenen Zielen passt. „Dafür benötigt der Anleger gute Vorkenntnisse. Wer in Sachen Geldanlage Anfänger ist und mit Begriffen wie ETF oder aktiv gemanagter Fonds nichts anzufangen weiß, dem kann von Robos nur dringend abgeraten werden“, sagt Verbraucherschützerin Beckerle. Kosten: Ein entscheidender Faktor jedes Anlageerfolges sind niedrige Kosten. Die Stiftung Warentest ermittelte in ihrer Untersuchung der 14 Robos jährliche Gesamtkosten zwischen rund 0,6 und 1,87 Prozent der Anlagesumme. Die Gesamtkosten setzen sich zusammen aus den Kosten der digitalen Vermögensverwaltung und den Kosten für die vom Robo empfohlenen Fonds. „Der Kostenfaktor ist von ganz entscheidender Bedeutung. Interessierte Verbraucher sollten darauf besonders achten“, sagt Verbraucherschützerin Beckerle. Ihre konkrete Empfehlung: „Von Anbietern, deren Gesamtkostenquote über 1 Prozent liegt oder die nur versteckt auf ihre Kosten hinweisen, raten wir generell ab.“ Datenpreisgabe: Der Robo will anfänglich sehr genau wissen, wie es um die finanzielle Situation des potenziellen Kunden steht. Das geschieht aufgrund gesetzlicher Vorschriften, ist aber auch nötig, um einen geeigneten Depot-Vorschlag entwickeln zu können. „Die Einstiegsfragen sollten unbedingt sorgfältig und ehrlich beantwortet werden“, rät Finanzexpertin Beckerle. Ein Punkt fiel der Stiftung Warentest stark negativ auf: Die frühe Abfrage persönlicher Daten wie Adresse, Kontoverbindung und Steuernummer durch einige der Robo-Anbieter. Die Angabe der E-Mail-Adresse sollte anfangs reichen, um die Anonymität so lange wie möglich wahren zu können, meint die Stiftung. Laufende Informationen: Sobald die Erstanlage erfolgt ist, sollte sich der Anleger ausführlich über die Entwicklung seines Depots informieren können. In der Untersuchung der Stiftung Warentest zeigten einige Robos hierbei Schwächen, etwa weil sie dem Kunden keine Ertragsvorschauen gaben. Vor solchen Informationsdefiziten warnt die Stiftung. Denn: „Falls irgendetwas nicht nach den Wünschen des Anlegers läuft, muss er reagieren können.“ NILS FRAGT

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