Wirtschaft Porträt Ex-BASF-Chef Kurt Bock: In der Abkühlphase

Gelegentlich werde er als sturer Ostwestfale bezeichnet, sagte der künftige BASF-Aufsichtsratschef Kurt Bock kürzlich. Das sei „
Gelegentlich werde er als sturer Ostwestfale bezeichnet, sagte der künftige BASF-Aufsichtsratschef Kurt Bock kürzlich. Das sei »wahrscheinlich nicht ganz falsch«, meinte er.

Der Ostwestfale bereitet sich auf den Aufsichtsratvorsitz beim Chemieriesen vor – Am Dienstag wird er 60

«Ludwigshafen». Am 4. Mai hat Kurt Bock seinen Posten als BASF-Chef an den langjährigen Vizechef Andreas Brudermüller abgegeben. Bock ist in die gesetzlich verordnete zweijährige Pause vor seiner geplanten Rückkehr zur BASF als Aufsichtsratschef gestartet. Wenn ein kühler Manager wie Bock in die Abkühlphase geht, droht dann Unterkühlung? „Ich kühle jetzt einfach mal ab. Mir fällt schon etwas ein“, sagte der Ostwestfale vor seinem Rückzug aus dem BASF-Vorstand. Den hatte er sieben Jahre lang geleitet. Bock wird heute 60. Er war vergleichsweise jung, als er aus dem Amt schied. Und seine Amtszeit war relativ kurz. Sein Vorgänger Jürgen Hambrecht führte die BASF acht Jahre lang und dessen Vorgänger Jürgen Strube stand 13 Jahre an der Spitze des Ludwigshafener Chemieriesen.

Bock wird 2020 wohl Vorsitzender des Aufsichtsrats

Dass Bock so früh – drei Jahre vor dem Ablauf seines Vertrags – abtreten musste, liegt nicht an den zahlreichen schweren technischen Pannen – von den massiven Problemen mit der Milliardeninvestition TDI-Anlage bis hin zum schweren Explosionsunglück im Oktober 2016. Es liegt auch nicht am Bruch der ursprünglichen BASF-Zusage, nach dem Abriss der alten, unter Denkmalschutz stehenden Konzernzentrale, ein ebenbürtiges Nachfolgegebäude hinzustellen. Das hat Bock in der Region zwar viel Sympathie gekostet. Aber sein Aufsichtsratschef Hambrecht hat den harten Sparkurs sicher mitgetragen. Der einzige Grund für Bocks – durchaus vorhersehbaren – frühen Abgang ist das Alter Hambrechts. Bei Ablauf seines Mandats 2019 wird er 72 sein. Nach einer goldenen Regel der BASF sollen Aufsichtsräte ab 70 nicht mehr für einen Sitz kandidieren. Genau das wird Hambrecht aber tun und damit als Erster die Regel brechen. Damit der Regelverstoß nicht allzu groß wird, hat er Bock gebeten, im Frühjahr 2020 den Aufsichtsratsvorsitz zu übernehmen und rechtzeitig vorher seine zweijährige Abkühlungszeit anzutreten. Von vielen Mitarbeitern wurde Kurt Bock als knochentrockener Zahlenmann wahrgenommen. Er werde immer wieder als sturer Ostwestfale bezeichnet, sagte Bock bei seinem Abschied. Das sei „wahrscheinlich nicht ganz falsch“, merkte er mit dem ihm eigenen hintersinnigen Humor an. Dass er als „nüchtern und sachlich“ empfunden werde, finde er „eigentlich ganz gut“. Das helfe, das Unternehmen auf Kurs zu halten.

Fusionen verändern die Branche

Auch zu Attributen wie „kühl und distanziert“ stehe er. Es helfe im Job, wenn man „nicht bei jeder Unebenheit in Wallung“ gerate. Für viele sei er der Zahlenmensch, sagte er. Und empfahl zu beachten, dass im BASF-Vorstand alle sehr analytisch veranlagt seien – und auch in der Lage, Zahlen zu lesen und zu verstehen. Seit einiger Zeit verändern riesige Fusionen und Mammutübernahmen wie die von Monsanto durch Bayer die Chemiebranche grundlegend. Doch Bock hat die BASF stabil durch unruhige See gesteuert. Er habe keine Visionen, warfen Kritiker ihm deshalb vor. Zum Thema Visionen habe Helmut Schmidt alles Notwendige gesagt, merkte Bock dazu an. Nämlich: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“

Bock kam 1985 zur BASF

Der im ostwestfälischen Rahden geborene Betriebswirt ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. Er lebt in Heidelberg. Bock kam 1985 zur BASF und war zeitweise Leiter des Stabs des damaligen Finanzchefs Ronaldo Schmitz, der 1990 das Rennen um den Vorstandsvorsitz gegen Jürgen Strube verlor und danach zur Deutschen Bank wechselte. Für seine Abkühlphase ist dem früheren BASF-Chef schon etwas Passendes eingefallen. Kürzlich ließ er sich in die Aufsichtsräte von BMW und des Versicherers Munich Re wählen. Daneben sitzt er im Aufsichtsrat der Fresenius Management SE. Ein paar Monate lang ist er auch noch Präsident des Verbands der chemischen Industrie (VCI). Auf der VCI-Mitgliederversammlung am 27. September in Ludwigshafen soll der Chef des Henkel-Konzerns, Hans Van Bylen, zum neuen Präsidenten gewählt werden. Bock hat derzeit ein kleines Büro im Ludwigshafener BASF-Stammwerk. Wie er heute seinen Geburtstag feiert, wollte er nicht verraten. Das sei seine Privatsache, meinte er mit gutem Recht. Wir jedenfalls wünschen ihm wohltemperiertes Geburtstagswetter. Unterkühlung droht – zumindest heute – nicht.

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