Wirtschaft Mainz: Spezialglashersteller Schott schafft neue Arbeitsplätze

Das zweite Jahr in Folge hat der Spezialglashersteller Schott AG zusätzliche Arbeitsplätze am Stammsitz Mainz geschaffen. 200 waren es im Geschäftsjahr 2017/18 (30. September), wie Vorstandschef Frank Heinricht gestern bei der Bilanzvorlage sagte.

Bereits ein Jahr zuvor hatte Schott in Mainz 100 Beschäftigte zusätzlich eingestellt. Die Anzahl der Arbeitsplätze liegt damit bei 2800 – von weltweit rund 16.000 nach 15.100 im Jahr zuvor. Der Stellenzuwachs in Rheinland-Pfalz beruht zum großen Teil auf dem Auftrag für das weltgrößte Teleskop, das in Chile errichtet werden soll. Schott liefert den Teleskopspiegel aus dem Werkstoff Zerodur. Für 32 Millionen Euro wurde zuletzt in Mainz ein neues Kompetenzzentrum für Zerodur fertiggestellt.

Schwerpunkt: Pharmaverpackungen

Schwerpunkt der Investitionen im laufenden Geschäftsjahr wird nach den Worten Heinrichts der Bereich Pharmaverpackungen sein. In St. Gallen in der Schweiz betreibt Schott bereits seit Jahren das Kompetenzzentrum für diesen Bereich. Dort, aber auch in Müllheim bei Freiburg, werde Schott in die Erweiterung der Produktion investieren, ebenso in Indien und in China. Zwar sind die meisten Spritzen, Fläschchen, Ampullen oder Karpulen aus Glas, dem Fachgebiet von Schott, aber bei Pharmaverpackungen setzt das Unternehmen wegen der Marktnachfrage auch auf Kunststoff. Lagen die Investitionen im Berichtsjahr bei 185 Millionen Euro nach 154 Millionen im Vorjahr, sind in diesem Jahr 300 Millionen Euro vorgesehen. „Es ist nicht so einfach, so viel Geld auszugeben“, sagte Heinricht. „Die müssen wir erst einmal durch die Tür kriegen.“ Neben dem Bereich Pharmaverpackungen setzt Schott auf das Geschäft mit ultradünnem Glas für Smartphones. Zwar gehörten die Branchenriesen Apple und Samsung nicht zu den Schott-Kunden, aber in China seien bereits rund 100 Millionen Smartphones mit Display-Glas von Schott ausgestattet, sagte Heinricht. Absatzchancen für Schott-Glas in Smartphones erhofft er sich dadurch, dass künftig zum besseren Empfang auch die Rückseite der Geräte aus Glas bestehen könnte. Den Umsatz mit dem ultradünnen Glas, das sich nach Schott-Angaben biegen, rollen und falten lässt, bezifferte der Vorstandschef auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Allerdings traut er diesem Produkt nach eigenen Worten „Blockbusterqualitäten“ zu. Weniger zufrieden sei er mit dem Bereich „Home-Appliance“, zu dem das von dem Mainzer Unternehmen entwickelte Ceran-Kochfeld gehört. „Hier tun wir uns mit dem Wachstum schwer.“

Jahresgewinn auf Rekordwert 

Laut Finanzvorstand Jens Schulte lag der Jahresgewinn auf einem Rekordwert von 208 Millionen Euro, das ist ein Plus von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Betriebsergebnis (Ebit) lag bei knapp 274 Millionen Euro nach 272 im Jahr zuvor. Der Umsatz betrug 2,08 Milliarden Euro, 1 Prozent über dem Vorjahreswert. Währungsschwankungen unter anderem beim Dollar, bei der türkischen Lira und dem brasilianischen Real haben sich den Angaben nach negativ ausgewirkt. Bereinigt darum hätte der Umsatz um 6 Prozent über dem des Vorjahres gelegen. sagte Schulte. Der Auslandsanteil am Umsatz lag nahezu unverändert bei 86 Prozent. Fast die Hälfte erwirtschaftet der Konzern in Europa, 23 Prozent in Nordamerika und 25 Prozent in Asien. China sei auf dem Weg, Deutschland als zweitgrößten Markt für Schott hinter den USA abzulösen. Erneut stärkte das Unternehmen das Eigenkapital. Mit 849 Millionen Euro weist Schott eine Eigenkapitalquote von 35 Prozent aus. Zwei Jahre zuvor waren es noch 22 Prozent. Vom Brexit, dessen Ausgestaltung nach dem Votum des britischen Parlaments vom Dienstagabend nach wie vor unklar ist, sei Schott allenfalls indirekt betroffen. „Die Umsätze in Großbritannien gehören nicht zu unseren Top 20. Deshalb ist der Primäreffekt kein Problem“, sagte Heinricht. Allerdings habe Schott Kunden, die nach England lieferten. Welche Auswirkungen dies haben werde, sei nicht abschätzbar.

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