Wirtschaft KSB sieht in 3-D-Druck strategische Chance

Stephan Timmermann (links) ist Sprecher der Geschäftsleitung bei KSB, Oswald Bubel führt den Verwaltungsrat.
Stephan Timmermann (links) ist Sprecher der Geschäftsleitung bei KSB, Oswald Bubel führt den Verwaltungsrat.

«Frankenthal.»Die Digitalisierung ist für den Frankenthaler Pumpen- und Armaturenspezialisten KSB SE & Co KGaA eines der Kernthemen. Eine riesige strategische Chance sieht die Konzernspitze zudem in der additiven Fertigung – auch 3-D-Druck genannt.

In diesem Bereich sei KSB in der Pumpenindustrie das weltweit führende Unternehmen, sagt Stephan Timmermann, von November 2017 bis zum Rechtsformwechsel Sprecher des Vorstands und seit Mitte Januar geschäftsführender Direktor der KSB Management SE, der nun maßgebenden Gesellschaft des Konzerns. Gebündelt hat KSB die Kompetenz in Sachen 3-D-Druck im Werk im fränkischen Pegnitz, wo drei Laserschmelz-Anlagen installiert sind. Die neue Technik berge ein gewaltiges Potenzial: bei der Entwicklung von Prototypen, vor allem aber bei der Ersatzteilbeschaffung. Gegenüber herkömmlichen Fertigungsmethoden könnten mit 3-D-Druck 30 Prozent der Kosten und etwa 40 Prozent der Zeit eingespart werden. Was vor allem für die Kunden von Bedeutung sei, wenn sie nicht monatelang auf ein Ersatzteil warten müssten. Gerade die Zeitersparnis gewinne im Wettbewerb zunehmend an Bedeutung, sagte Timmermann, der an der Technischen Hochschule Karlsruhe im Bereich Automatisierungstechnik/Robotik promoviert hat. „Im Re-Engineering fahren wir weltweit die Kapazitäten hoch, um Marktführer zu sein“, sagte Timmermann im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Gegenüber Dritten, die in die Ersatzteilproduktion einsteigen könnten, habe KSB einen entscheidenden Vorteil bei der Ersatzteilfertigung: „Wir haben die exakten Daten und verstehen die Berechnungen“. Mit Sorge blicken Timmermann und Bubel auf die Bestrebungen von US-Präsident Donald Trump, Strafzölle auf Stahl, Aluminium und womöglich auch auf Autoimporte zu verhängen. KSB helfe in diesem möglichen Handelskrieg, dass der Konzern in allen Schlüsselmärkten, so auch in den USA, in China und Indien mit großen Werken vertreten sei. Das helfe, Kosten zu reduzieren und auf lokale Nachfragen und Bedürfnisse zu reagieren. Über die Digitalisierung will KSB die Prozesse vom Kunden in die Produktion effizienter und schneller machen. „Durch Cloud-Dienste kann dies auf ein neues Niveau gehoben werden“, sagte Timmermann. Das Internet der Dinge mit sprechenden – also viele Daten liefernden Pumpen – biete die Möglichkeit, weitere Dienste anzubieten. Etwa bei der Effizienzanalyse und der vorbeugenden Instandhaltung. Heute müssen Mitarbeiter vor Ort sein, um eine Pumpe zu prüfen. Künftig soll dies von Frankenthal aus möglich sein. Die höhere Effizienz soll den Energieverbrauch der Pumpen senken und so dem Kunden helfen, Kosten zu sparen. Ein sehr sensibles Thema sei dabei der Datenschutz. Nach Ansicht von Timmermann gibt es stets ein latentes Risiko. „Was heute als sicher gilt, kann morgen schon unsicher sein“. Je kritischer der Prozess sei, in dem eine Pumpe eingesetzt werde, desto stärker müsse das Thema Datenschutz diskutiert werden. Bei der Ideen-Suche nach neuen Produkten, Services und dem Ausbau von Internetplattformen – etwa ein Webshop für das Ersatzteilgeschäft – soll das im Januar 2017 gegründete Business Innovation Lab helfen. In vier Teams arbeiten dort zwischen 15 und 20 Mitarbeiter von KSB sowie externe Kräfte, etwa Studenten. Das Innovation Lab, zunächst in Mannheim angesiedelt, sitzt inzwischen in Ludwigshafen. Mitarbeiter einer Abteilung auf dem KSB-Werksgelände sollen dann dafür sorgen, dass die Lab- Ideen in die Praxis umgesetzt werden. Der Kraftwerksmarkt, der in den vergangenen Jahren einbrach und KSB hohe Umsatzverluste brachte, wird nach Ansicht von Timmermann nie wieder das frühere Niveau erreichen. „Hier müssen wir uns umbesinnen“. KSB sei deshalb ins Öl- und Gasgeschäft eingestiegen. Das Wasser- und Abwasser-Pumpengeschäft werde wegen des starken Wachstums der Metropolen weltweit „immer ein gutes Geschäft bleiben“. Investieren wolle KSB in Sicherheit/Arbeitsschutz, Instandhaltung sowie Produktivität. Wichtig seien Investitionen in Menschen, sagte Timmermann. KSB müsse als Arbeitgeber attraktiv sein. Mit Blick auf Arbeitsplätze sagte der Sprecher der Geschäftsleitung: „Wir streben Wachstum an – und Wachstum bedeutet auch mehr Mitarbeiter“. Einen Ausbau der Produktion werde es aber nicht geben. Kommentar/Aktienchart

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