Wirtschaft KOMMENTAR: Vertrauen verbrannt

Audi zahlt 800 Millionen Euro

wegen Abgasverstößen – ein

blamables Schuldeingeständnis

mit weiterem Vertrauensverlust.

Ohne Zweifel: VW hat die seit 2015 herrschende Diesel-Imagekrise unter dem Druck schärferer Abgasgrenzwerte durch üble Tricks ausgelöst. Die Tochter Audi hielt sogar bis in dieses Jahr Vorgaben nicht ein! Das ist an Zynismus und Verdummung kaum zu überbieten und zerstört weiteres Vertrauen in die Autobauer. Dennoch: Insbesondere die Stickoxid-Diskussion hat teils absurde Züge angenommen. Die Diesel-Hysterie ist populär und wird teils auch populistisch ausgeschlachtet. Es wird nämlich so getan, als ginge die Welt allein durch den Diesel-Pkw unter, während andere Stickoxid-Emittenten außerhalb des Straßenverkehrs nahezu völlig ausgeblendet werden: Gebäudeheizungen, Kraftwerke, Müllverbrennungsanlagen, die Chemieindustrie, Flugzeuge, Dieselloks, Kreuzfahrtschiffe – und auch der Zigarettenrauch, der täglich von Millionen Rauchern in Deutschland in die Luft geblasen wird. Zudem: Wer die rosarote E-Auto-Brille trägt, gaukelt sich vor, dass Stromer wahre Saubermänner sind. Der Strom kommt aber oft noch aus fossilen Brennstoffen, kostbare Rohstoffe und ein hoher Energieaufwand sind für die Produktion von Batterien nötig. Die Autobauer haben die Pflicht, Vertrauen zurückzugewinnen. Aber es muss auch bei anderen Emittenten angesetzt werden. Ein Feldzug gegen den Verbrennungsmotor allein hilft nicht weiter.

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