Wirtschaft Kommentar: Blick in die Kristallkugel

Jürgen Hambrecht trifft manche Personalentscheidung vielleicht, um Spekulationen zu vermeiden. Doch die gibt es ohnehin.

BASF-Aufsichtsratschef Jürgen Hambrecht verlängert gelegentlich die Verträge von Vorstandsmitgliedern nur zum Schein um fünf Jahre. Das war sowohl beim früheren BASF-Manager Harald Schwager so als auch bei BASF-Chef Kurt Bock. Schwager musste ein Jahr nach der Verlängerung gehen. Bei Bock sind es zwei Jahre. In beiden Fällen werden keine Abfindungen für entgangene Bezüge gezahlt. Die beiden haben zugestimmt, dass es nach einer vorzeitigen Aufhebung des Vertrags keine Abfindung gibt. Wer die extrem langfristige Planung wichtiger Personalentscheidungen bei der BASF im Blick hat, dem war spätestens seit dem Amtsantritt von Hambrecht als Aufsichtsratsvorsitzender im Mai 2014 klar, dass Bock 2018 oder 2019 den Vorstandsvorsitz abgeben würde. Denn er wird dringend als Nachfolger für Hambrecht im Aufsichtsrat gebraucht. Die Unternehmensleitung legt seit Jahrzehnten größten Wert darauf, dass für die Besetzung der beiden wichtigsten Posten – Vorsitz des Vorstands und Vorsitz des Aufsichtsrats – interne Lösungen gefunden werden. Wenn Bock bereit ist, Hambrecht abzulösen, wird dieser 73 Jahre alt sein. Zeit aufzuhören. Warum Hambrecht Bocks Vertrag im Jahr 2015 dennoch zum Schein bis 2021 verlängert hat, bleibt vorerst das Geheimnis des Aufsichtsratschefs. Vielleicht um Nachfolgespekulationen keine Nahrung zu geben. Doch die gibt es ohnehin. Der neue BASF-Chef Brudermüller wird in sieben oder acht Jahren in die zweijährige Abkühlphase vor der Übernahme der Aufsichtsratsvorsitzes gehen. Allein schon die Altersstruktur legt nahe, dass dann zwei Vorstandsmitglieder genügend Erfahrung und das richtige Alter haben werden, um seine Nachfolge anzutreten: Der für mehrere Feinchemie-Sparten verantwortliche Markus Kamieth ist heute 47 Jahre alt. Und die Bauchemie- und Pflanzenschutz-Chefin Saori Dubourg ist 46.

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