Wirtschaft Eine Stunde schneller von Mannheim nach Berlin

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Die Fahrt zum Berliner Hauptbahnhof dauert von Mannheim aus im Zielfahrplan für den Deutschland-Takt nur noch knapp vier Stunden.

Deutlich kürzere ICE-Fahrzeiten besonders für Reisen von Mannheim nach Berlin sieht ein neuer Gutachter-Entwurf für einen Deutschland-Takt vor. An dem vorgelegten Zielfahrplan sollen sich künftige Infrastruktur-Investitionen orientieren – so wie das bisher schon mit viel Erfolg in der Schweiz praktiziert wird.

Ausgearbeitet hat den Zielfahrplan Deutschland-Takt federführend das Schweizer Unternehmen SMA, von dem auch das Konzept für den Rheinland-Pfalz-Takt stammt. Grundidee ist dabei das Prinzip, mit dem die Schweiz zum Bahn-Musterland Europas geworden ist, nämlich einen landesweiten Taktfahrplan mit optimalen Anschlüssen zu konzipieren und daraus die dafür nötigen Infrastruktur-Investitionen abzuleiten. In Deutschland erfolgte der Neu- und Ausbau von Bahnstrecken dagegen bisher meist ohne ein Fahrplankonzept. Die Umsetzung derartiger Takt-Konzepte erfordert allerdings einen langen Atem. In der Schweiz wurde 1987 das Projekt „Bahn 2000“ für einen landesweiten integralen Taktfahrplan beschlossen, das dann bis Ende 2004 umgesetzt wurde.

Rheinland-Pfalz als Takt-Vorreiter

Integrale Taktfahrpläne gibt es in Deutschland bereits in mehreren Bundesländern, wobei Rheinland-Pfalz mit dem ab 1994 aufgebauten Rheinland-Pfalz-Takt bundesweit eine Vorreiterrolle spielte. Die Planungen für den Deutschland-Takt, die in der vergangenen Woche in einer überarbeiteten Version vorgelegt wurden, sehen deshalb für Rheinland-Pfalz im Wesentlichen das heutige Taktsystem mit einigen zusätzlichen Verbesserungen vor.

S-Bahn nach Zweibrücken ist dabei

Wichtigste dieser Verbesserungen ist die Verlängerung der S-Bahn Rhein-Neckar über Homburg hinaus bis nach Zweibrücken. Vorteile für das Bahnangebot in der Westpfalz ergeben sich außerdem durch die geplante Verlegung der Zugkreuzung auf der Linie Kaiserslautern–Pirmasens von Waldfischbach nach Steinalben.Die wichtigsten Verbesserungen bringt das Deutschland-Takt-Konzept für den Fernverkehr. Mit dem neuen Zielfahrplan wird der Knoten Mannheim erheblich aufgewertet. Hier soll es jeweils zur vollen Stunde einen zweiten Taktknoten geben, in dem sich zwei ICE-Linien treffen. Im heutigen Taktknoten zur Minute 30 sollen statt bisher zwei künftig drei Linien miteinander verknüpft werden. Die kürzeste Fahrzeit von Mannheim nach Berlin soll sich von heute knapp fünf auf künftig knapp vier Stunden verringern.

Neue Strecken werden gebraucht

Dafür sind allerdings mehrere Neu- und Ausbaustrecken insbesondere in dem heute überlasteten Korridor von Mannheim über Frankfurt nach Fulda erforderlich. Ob der Bund die für diese Projekte nötigen Mittel bereitstellt, ist bisher noch völlig unklar – und damit auch die Antwort auf die Frage, wann der vorgelegte Zielfahrplan Wirklichkeit werden könnte.

Scheuer: Start schon 2021

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte in der vergangenen Woche bei der Vorlage des Zielfahrplans: „Der Koalitionsvertrag ist der bahnfreundlichste seit vielen, vielen Jahren. Die Schiene kann einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele im Verkehr leisten. Bahnfahren ist aktiver Klimaschutz. Gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verbänden wollen wir bis 2030 die Zahl der Fahrgäste verdoppeln und mehr Güter auf die Schiene bringen. Und das bei gutem Service und hoher Qualität. Wichtiger Baustein: Der Deutschland-Takt. Er soll schnell erfahrbar und etappenweise umgesetzt werden. Wir möchten, dass er bereits zum Jahr 2021 in den ersten Regionen startet.“ Die Deutsche Bahn (DB), die früher lange Zeit auf die Forderungen nach einem Deutschland-Takt eher skeptisch reagiert hatte, bekennt sich inzwischen zu diesem Konzept.

Halbstundentakt Hamburg-Berlin

Als eine Etappe „auf dem Weg zum Deutschland-Takt“ kündigte DB-Chef Richard Lutz an, dass ab Ende 2021 die DB-Fernzüge zwischen Berlin und Hamburg im Halbstundentakt fahren werden. Dafür werde das Angebot um sechs zusätzliche ICE-Paare erweitert. Statt bisher 24 fahren dann pro Tag und Richtung 30 Fernzüge zwischen den beiden größten deutschen Städten. Auf dieser Strecke ist die Anzahl der jährlichen Fahrgäste von 4,5 Millionen im Jahr 2014 auf 6,1 Millionen im Jahr 2018 gestiegen.

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