Wirtschaft Diesel-Skandal: Audi akzeptiert hohe Strafe

«Ingolstadt/München.» Münchner Staatsanwälte verhängen gegen Audi wegen der Diesel-Betrügereien 800 Millionen Euro Bußgeld. Die VW-Tochter akzeptiert das und verfehlt deswegen ihre Gewinnziele für 2018 klar.

Weil Audi in Europa und den USA knapp fünf Millionen Autos mit illegaler Abschaltvorrichtung der Abgasreinigung auf die Straße gebracht hat, muss die Ingolstädter VW-Tochter nun 800 Millionen Euro Bußgeld zahlen. Das hat die gegen Audi ermittelnde Münchner Staatsanwaltschaft festgelegt. Audi akzeptiert die Strafe. Die in der Dieselaffäre gegen Audi verhängte Millionenbuße dürfte in die bayerische Landeskasse fließen. Die geschädigten Verbraucher hingegen dürften leer ausgehen. Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Audi als Unternehmen sind nun abgeschlossen. Unberührt davon bleiben die Ermittlungen gegen 20 Beschuldigte, unter ihnen der frühere Audi-Chef Rupert Stadler, der seit drei Monaten wegen Betrugsverdachts und Verdunkelungsgefahr in der Augsburger Justizvollzugsanstalt in Untersuchungshaft sitzt. Stadler hat zwischenzeitlich beim Oberlandesgericht (OLG) München seine Freilassung beantragt. Ob er freikommt, entscheidet das OLG voraussichtlich nächste Woche. Audi wird wegen des Bußgelds 2018 seine bisherigen Gewinnziele „deutlich“ verfehlen, teilte das Unternehmen mit. Auch die Konzern-Mutter VW warnt vor einem negativen Einfluss auf ihr Ergebnis 2018. Ebenso die Porsche-Holding: Sie rechnet nun mit einem niedrigeren Gewinn. Nach Steuern werde das Konzernergebnis nur noch zwischen 2,5 bis 3,5 Milliarden Euro liegen, teilte die Porsche SE gestern mit. Zuvor hatte die Dachgesellschaft des Volkswagen-Konzerns den Korridor um 900 Millionen Euro höher abgesteckt. So genau werden sowohl Ingolstädter als auch Wolfsburger nicht. Mit der Geldbuße wachsen die Kosten für die Bewältigung der Diesel-Affäre bei Audi auf 3 Milliarden Euro. Mutterkonzern VW hat bislang rund 20 Milliarden Euro dafür hingeblättert. In Deutschland kommt der Konzern dabei relativ glimpflich davon: Hierzulande musste VW 1 Milliarde Euro Bußgeld zahlen. Auf eine Ordnungswidrigkeit bei Audi hat die Staatsanwaltschaft München erkannt, weil sie in den Praktiken eine fahrlässige Aufsichtspflichtverletzung erkennt. Das ist eine relativ niedrige Stufe des Verschuldens. Sie reicht nicht an grobe Pflichtverletzung oder gar einen Straftatbestand heran. Rein formal gesehen hat sich Audi aus Sicht der Staatsanwaltschaft eine behördliche Zulassung für Dieselfahrzeuge erschlichen. Audi gilt als eine Keimzelle des Diesel-Betrugs im VW-Konzern. Große Dieselmotoren, also V6- und V8-Aggregate, haben die Ingolstädter für die eigenen Fahrzeuge und andere Konzernmarken entwickelt, darunter Porsche. Kleinere Dieselmotoren mit Betrugssoftware der Typen EA 189 und EA 288 wurden von VW kommend in Audi-Modellen verbaut. Diese Praktiken hätten sich über die Jahre von 2004 bis 2018 erstreckt, so die Staatsanwaltschaft München.

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