Wirtschaft Deutsche Bahn: Gewinn wird 2020 deutlich sinken

Bahnchef Richard Lutz will in den kommenden Jahren viel für mehr Qualität investieren.
Bahnchef Richard Lutz will in den kommenden Jahren viel für mehr Qualität investieren. Foto: dpa

Die Deutsche Bahn (DB) hat erstmals eine Langfristplanung erarbeitet, die bis 2030 reicht. In den nächsten elf Jahren sollen rund 200 Milliarden Euro in das Bahnsystem investiert werden, kündigte DB-Chef Richard Lutz an.

„Die Politik hat uns wiederentdeckt, wir stehen vor einem Jahrzehnt der Eisenbahn“, sagte Lutz. Der DB-Chef will die Aufbruchstimmung nutzen: „Jetzt wird nicht mehr gekleckert, sondern geklotzt.“ Seine Zahlen zeigen indes auch, wie sehr die Bahn in den letzten Jahrzehnten kaputtgespart und besonders die bundeseigene Infrastruktur vernachlässigt wurde. So flossen zwischen 1994 und 2018 nach Angaben von Lutz im Schnitt jährlich 8 Milliarden Euro in das System. Künftig sollen es 16 bis 18 Milliarden Euro pro Jahr sein und damit mehr als doppelt so viel.

Mehr Geld für Zuverlässigkeit

Dafür will der Konzern seinen Kurs ändern und mehr die Qualität und Zuverlässigkeit nach vorne stellen. In den nächsten Jahren werde man „deutlich niedrigere Ergebnisse“ der DB AG akzeptieren müssen, kündigte Lutz an. Man stehe vor einem Paradigmenwechsel, werde massiv in Service für die Bahnkunden investieren und viel mehr Geld in neue Zugflotten, Mitarbeiter, Werkstätten und die Instandhaltung der Infrastruktur stecken.

Konkret peilt Lutz für 2020 einen Betriebsgewinn vor Steuern und Zinsen von nur noch 1,3 Milliarden Euro an. Das wäre fast ein Drittel weniger als der für dieses Jahr geplante operative Ertrag von bis zu 1,9 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss könnte dann erneut nicht für die Dividende an den Bund reichen, die somit teils aus der Substanz gezahlt werden müsste. Zudem muss die DB AG allein beim Großprojekt Stuttgart 21 mehr als 5 Milliarden Euro Mehrkosten schultern, das Zehnfache des letzten Jahresüberschusses.

Nach rund 2 Milliarden Euro in diesem Jahr sollen laut Lutz allein 2020 weitere 2,5 bis 3 Milliarden Euro als Hybridanleihen aufgenommen werden. Diese Finanzkonstrukte zählen teils als Eigenkapital. Für die DB haben sie den Vorteil, dass man so voraussichtlich knapp unter der vom Bundestag vorgegebenen Schuldengrenze von rund 25 Milliarden Euro bleiben kann. Der hohe Finanzbedarf soll zudem mit dem weiter angepeilten Verkauf der britischen Bustochter Arriva gedeckt werden.

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