Wirtschaft BASF legt Hochhaus-Pläne auf Eis

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Ludwigshafen. Die BASF schiebt den angekündigten Neubau einer repräsentativen Konzernzentrale an der Stelle des abgerissenen Engelhorn-Hauses auf die lange Bank.

Gerüchte über einen angeblichen Vorstandsbeschluss, dass es kein neues Hochhaus geben werde, bezeichnete eine Sprecherin des Ludwigshafener Chemiekonzerns gestern auf Anfrage zwar als falsch. Sie vermied aber auch jede Festlegung auf einen Termin für den Baubeginn. Es gelte nach wie vor die Aussage, dass damit „auf keinen Fall vor 2016 zu rechnen“ sei, sagte sie. Diese vage Formulierung lässt den Schluss zu, dass die Frist für die Verwirklichung des Projekts nach hinten offen ist. Erst wenn die Gesamtplanung ausgereift sei und die Kosten verlässlich feststünden, werde „eine Entscheidung fallen“. Zur Frage, ob diese Entscheidung dann auch grundsätzlich gegen einen Neubau ausfallen könnte, wollte das Unternehmen nicht Stellung nehmen. Auch die Frage, ob mit dem Beginn des Neubaus noch in diesem Jahrzehnt zu rechnen sei, blieb offen. Wie bereits am 10. Februar berichtet, war aus mehreren Quellen aus dem Unternehmen zu hören, dass BASF-Chef Kurt Bock gesagt haben soll, während seiner Amtszeit werde kein Geld für einen Neubau ausgegeben. Auch das will die BASF nicht kommentieren. Bock, der gerade 57 Jahre alt geworden ist, steht seit 2011 an der Spitze des Unternehmens und wird sein Amt voraussichtlich bis Ende dieses Jahrzehnts führen. Im Verlauf der langen und sehr kontrovers geführten Diskussion über den Abriss des einstigen Baudenkmals Engelhorn-Haus war der Eindruck entstanden, die BASF werde zügig Ersatz für das marode gewordene Aushängeschild schaffen. Nach mehreren teuren Sanierungen und immer wieder neuen Schäden beschloss der BASF-Vorstand im Oktober 2012 den Abriss des Wahrzeichens. Davor wurden über 15 Jahre hinweg 35 Millionen Euro für die Sanierung und Modernisierung des Hochhauses ausgegeben. Die Entscheidung für den Abriss wurde mit Mängeln an der Bausubstanz begründet. Eine Sanierung werde einen „deutlichen dreistelligen Millionenbetrag kosten“, machte das Unternehmen damals geltend. Kritik an dem Abriss kam unter anderem von der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Mitte 2013 genehmigte die Untere Denkmalschutzbehörde der Ludwigshafener Stadtverwaltung den Abriss des Hochhauses, das nach dem BASF-Gründer Friedrich Engelhorn benannt worden war. Die Abrissarbeiten liefen von August 2013 bis Anfang November 2014. Ende 2013 schrieb die BASF einen Architektenwettbewerb aus, den das Düsseldorfer Büro Eller + Eller vor einem Jahr gewann. Sein Entwurf sieht ein 88 Meter hohes Bürogebäude mit einer Glasfassade vor, das auf 20 Etagen Platz für gut 600 Mitarbeiter bieten soll. Dachgarten und Terrasse sollen für Besucher offen sein. Das Büro Eller + Eller sei Ende 2014 mit der Weiterentwicklung des Siegerentwurfs beauftragt worden, so die BASF. Unklar ist aber, ob die BASF die neuen Büroräume, die ein Hochhaus bieten würde, überhaupt braucht. Nach dem Neubau für 1500 IT-Beschäftigte und Logistiker am Rheinufer Süd hat gerade der Einzug von Mitarbeitern in einen siebenstöckigen Neubau (D 105) direkt neben dem verschwundenen Hochhaus begonnen, der 1300 Arbeitsplätze, ein Konferenzzentrum und eine Betriebsgaststätte bietet. In angemieteten Büroräumen in Mannheim arbeiteten 900 BASF-Beschäftigte. Der Großteil davon war früher im Hochhaus. Mehr als die Hälfte der nach Mannheim ausgelagerten Aniliner werden ins neue Gebäude D 105 umziehen. Und Mitte Juni wurden, wie berichtet, Mitarbeiter des Rechnungswesen informiert, dass 177 von 280 Jobs des Bereichs von Ludwigshafen ins Berliner „Shared Service Center“ verlagert werden.

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