Rheinpfalz Zur „Heilung der Erinnerungen“

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Unter dem Motto „Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“ feiern die evangelische und katholische Kirche am kommenden Sonntag, 12. März, in der Otterberger Abteikirche einen ökumenischen Buß- und Versöhnungsgottesdienst zum 500. Reformationsjubiläum. Um 17 Uhr werden zahlreiche kirchliche Repräsentanten erwartet.

Mitveranstalter ist die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Region Südwest. Neben Kirchenpräsident Christian Schad und Bischof Karl-Heinz Wiesemann nehmen teil: Pastor Jochen Wagner als Vorsitzender des regionalen ACK, Erzpriester Georgios Basioudis von der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in Bonn, Ruth Raab-Zerger als Vertreterin der Mennoniten sowie die Otterberger Pfarrer Achim Dittrich und Harry Albrecht. Der Gottesdienst markiert nach Angaben der Veranstalter ein zentrales Ereignis im Rahmen der Feiern zu 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 löste Martin Luther mit dem Anschlag seiner 95 Thesen an der Wittenberger Schlosskirche die Reformation aus, aus der die evangelische Kirche hervorging. Damit das Reformationsjahr zum „ökumenischen Ereignis“ werde, bedürfe es einer „Heilung der Erinnerungen“, schreiben Kirchenpräsident Schad und Bischof Wiesemann in der Einladung. Das Thema Buße werde in dem Gottesdienst in der Fasten- und Passionszeit als ein Aspekt besonders herausgestellt, erläutert der Ökumenebeauftragte des Bistums Speyer, Thomas Stubenrauch. „Anders als in der Vergangenheit blicken wir heute gemeinsam dankbar auf die Errungenschaften der Reformation und der katholischen Reformen als Antwort darauf. Wir müssen uns aber ebenso ehrlich eingestehen, dass die Zeit vom 16. Jahrhundert und die folgenden 500 Jahre nicht nur eine Erfolgsgeschichte waren“, macht Stubenrauch mit Blick auf die Spaltung der Kirche deutlich. Unter anderem hätten religiös motivierte Entwicklungen wie der Dreißigjährige Krieg sowie die Konfessionskriege viel Leid über die Menschen gebracht. Bis in die Gegenwart könne es zu Schwierigkeiten kommen, sagt der Ökumeneexperte und verweist auf konfessionsverschiedene Paare und Familien. „In der Vergangenheit sind wir als Kirche den Menschen oft nicht gerecht geworden. Wir wissen auch darum, dass manche schmerzhaften Erfahrungen bis in die Gegenwart reichen.“ Dies solle im Gottesdienst deutlich ausgesprochen werden. Stubenrauch: „Wir wollen zeigen, dass Kirche es ernst meint mit der Ökumene.“ Dabei solle der Gottesdienst keinesfalls in Selbstanklagen verharren. Es gehe auch darum, zu danken und einander zu sagen, was man wechselseitig schätze. Ein weiterer Aspekt sei die Gestaltung der ökumenischen Zukunft. Diese ist nach Angaben des katholischen Pfarrers Achim Dittrich in Otterberg bereits auf einem guten Wege. „Wir pflegen ein offenes, herzliches Miteinander“, sagt er. Dies liege auch an der Abteikirche selbst. Jahrhundertelang feierten in der zweitgrößten Kirche der Pfalz Katholiken und Protestanten ihre Gottesdienste zwar unter einem Dach, aber bis 1979 durch eine Mauer getrennt. Seit 25 Jahren wird sie als Simultankirche von beiden Konfessionen gemeinsam genutzt. Dittrich: „Ein Raum, zwei Gemeinden – da gibt es eine natürliche Tendenz zueinander.“ In dem Gottesdienst sollen ferner Gruppen gesegnet werden, die sich im Laufe des Jahres ökumenisch engagieren, darunter auch eine aus Niederkirchen. Musikalische Akzente setzen ein Projektchor und eine Bläsergruppe unter Leitung des Bezirkskantors des katholischen Dekanats Kaiserslautern, Siegmar Junker. Der evangelische Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald spielt die Orgel. Nach dem Gottesdienst laden die Veranstalter zur Begegnung ins Seitenschiff ein. |suca

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