Rheinpfalz Zum Essen lieber Wein als Ketchup

Anna Habermann aus Kallstadt dürfte mit 96 Jahren die älteste Nachfahrin des Heinz-Firmengründers in Deutschland sein.
Anna Habermann aus Kallstadt dürfte mit 96 Jahren die älteste Nachfahrin des Heinz-Firmengründers in Deutschland sein.

«Kallstadt.» Während die Beziehung zwischen Kallstadt und dem US-Präsidenten Trump in aller Munde ist, wird die Verbindung Kallstadts zur Ketchup-Familie Heinz derzeit etwas vernachlässigt. Eine geborene Heinz und damit verwandt mit dem Firmengründer Henry John Heinz wird am Sonntag 96 Jahre alt: Anna Habermann aus Kallstadt – die wohl älteste in Deutschland lebende Nachfahrin des Firmengründers.

Wie sie genau verwandt ist zu ihrem berühmten Vorfahren Henry John Heinz, das weiß sie gar nicht. „Er war so etwas wie ein Urgroßonkel“, meint die Kallstadterin. Eines ist sicher: Anna Habermann hat regelmäßig Kontakt mit Henry Johns Ururenkeln. Ob sie wohl einen Anruf aus Amerika an ihrem Geburtstag bekommt? „Ach was“, sagt die rüstige Dame und winkt ab. Dabei ist ein Anruf aus den USA so abwegig nicht. Regelmäßig ruft ein deutscher Freund der drei Heinz-Brüder an, um sich nach dem Befinden ihrer Verwandten in Kallstadt zu erkundigen. „Ich kann ja kein Englisch“, sagt Habermann. Die beiden älteren Heinz-Brüder, Henry John Heinz IV (sowie dessen Frau und Kind) und André Heinz, habe sie in Kallstadt kennenlernen dürfen, erzählt sie stolz. 2003 sei das gewesen, da habe man auch zusammen einen Spaziergang zur Ungsteiner Römerkelter unternommen und sei in Kallstadt eingekehrt. Ulla Hoffmann, damals Pfarrerin in Kallstadt, hatte sie gebeten, die Heinz-Nachfahren auf die renovierungsbedürftige Geib-Orgel in der Kallstadter Kirche aufmerksam zu machen. „Erst wollte ich das ja nicht“, schildert Habermann ihre Hemmungen, gegenüber den Gästen als Bittstellerin aufzutreten. „Aber dann hab ich’s doch getan“, meint sie. Mit der folgenden Spende aus den USA hat dann wohl keiner gerechnet: Mit 50.000 Euro war ein wichtiger Grundstock für die Sanierung gelegt, die 2006 abgeschlossen wurde und 240.000 Euro verschlungen hat. Der Kontakt Habermanns mit der Familie Heinz in den USA festigte sich: 2006 sei André Heinz – ein Umweltaktivist – mal eben während eines Europaaufenthaltes nach Mannheim gejettet, um mit seiner Verwandten Anna eine Runde über den Dürkheimer Wurstmarkt zu drehen. „Er hat sich gar nicht vorstellen können, was bei uns touristisch zur Wurstmarktzeit los ist“, erzählt Habermann. Vor ein paar Wochen habe sie sich zu einer Behandlung ins Krankenhaus begeben müssen – ein besorgter Anruf aus den USA kam prompt. Da Habermann selbst keine Kinder hat, tut ihr dieser Kontakt sicherlich gut. Auch ihr Mann lebt nicht mehr. Mit ihm hat sie das Weingut Heinz-Habermann in der Nähe der Kallstadter Kirche geleitet. Als geborene Heinz wird sie oft angerufen, wenn es darum geht, die Kallstadter Wurzeln der Auswandererfamilie Heinz zu beleuchten. Sie gibt gerne Auskunft. So war Habermann auch beim Saumagen-Essen mit dem US-Generalkonsul James Herman im Januar dabei. Jedoch sei dabei vornehmlich Englisch gesprochen worden, bedauert Habermann. Selbst zu kochen, ist der Jubilarin inzwischen zu viel geworden. Zum Essen dazu gibt es etwas, das ihr auch geholfen habe, ein so stattliches Alter zu erreichen, erzählt Habermann. Nein, Ketchup ist es nicht. „Ich genieße gerne täglich ein Glas Wein.“

Mit Ketchup wurde Henry John Heinz berühmt. Erfunden hat er es nicht, aber als Erster in Flaschen gefüllt und verkauft.
Mit Ketchup wurde Henry John Heinz berühmt. Erfunden hat er es nicht, aber als Erster in Flaschen gefüllt und verkauft.
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