Rheinpfalz Zu viel Zündstoff
KAISERSLAUTERN. Spannendes Spiel, böse Beleidigungen, viele Fouls und irritierende Interviews: Beim 1:1 (0:0) des Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern gegen Top-Favorit RB Leipzig am Montagabend ging es mal wieder verdammt hoch her im Fritz-Walter-Stadion auf dem Betzenberg.
So richtig glücklich war nach der anfangs grausigen, am Ende aber packenden Partie vor allem einer: Kacper Przybylko. Der FCK-Stürmer machte es wie acht Tage zuvor beim 1:0-Siegtor in Bielefeld: Er kam sah und traf; der 23-Jährige erzielte acht Minuten nach seiner Einwechslung das umjubelte 1:1 (83.) gegen die dezimierten Leipziger. Der ehemalige FCK-Kapitän Willi Orban, von vielen Kaiserslauterer Fans aufs Übelste beschimpft – inklusive brutalster Beleidigungen gegen seine Mutter –, hatte 20 Minuten zuvor wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot quittiert. Zu den niveaulosen Schmähungen, teils auf Plakaten, teils gerufen, gegen den 2015 nach Leipzig gewechselten Orban sagte RB-Trainer Ralf Rangnick: „Pfiffe sind ja legitim, aber das war eine neue Dimension an Geschmacklosigkeit.“ Orban nahm es äußerlich kühl: „Mir war klar, dass es so eine Reaktion geben kann.“ FCK-Vorstandschef Thomas Gries verurteilte die Beleidigungen gestern und kündigte eine „intensive Aufarbeitung“ an. In aufgeheizter Atmosphäre entspann sich eine hitzige Partie mit vielen Fouls und Emotionen. Und das obwohl Lautern sportlich im Niemandsland steht. FCK-Trainer Konrad Fünfstück war stolz auf sein aufopferungsvoll kämpfendes, defensiv sehr starkes Team. „Wir waren sehr diszipliniert, und Leipzig hatte nicht viele Lösungsmöglichkeiten“, sagte der 35-Jährige. Er war froh, dass seine Einwechslungen und Umstellungen wie vorige Woche in Bielefeld perfekt funktionierten. Mateusz Klich und Ruben Jenssen belebten die Zentrale, Daniel Halfar kam über außen. Klich lieferte einen noch genialeren Steilpass als Marcel Sabitzer auf Marcel Halstenberg vor Emil Forsbergs 1:0 (56.), Przybylko legte quer auf Ring, der die Riesenchance vergab (80.). Mit seinem siebten Saisontor, dem ersten zu Hause, machte es Przybylko dann selbst, nutzte Rings Flanke zum 1:1; es war ganz knapp Abseits, für die Unparteiischen indes kaum erkennbar. „Ich bin überglücklich, mein erstes Heimtor“, sagte Przybylko. Er wurde nach 20 Saisonpartien wegen schwacher Chancenverwertung und negativer Körpersprache von der Stammkraft zum Joker. Und er sticht. „Die Gelb-Rote Karte war leider entscheidend“, sagte Leipzigs Sabitzer über die zwei noch verlorenen Punkte. Der Tabellenzweite hat aber weiter beste Aufstiegschancen. Vor dem Spiel irritierten die Sport1-Auftritte von Peter Neururer und Mathias Abel. Neururer beklagte schlechten Stil, als Abel, damals „nur“ Aufsichtsrat und noch kein Interims-Sportchef, ihn vor fünf Wochen als Fünfstück-Ersatz habe anheuern wollen und dann kurzfristig abgesagt habe. Nächste Woche soll Abel von Uwe Stöver als Sportchef abgelöst werden. Dessen erste Aufgabe wird es sein, in der Trainerfrage ein Machtwort zu sprechen, um professionelle Klarheit für alle zu schaffen: pro Fünfstück, für den die jüngsten Ergebnisse gute Argumente sind und der viel unterwegs ist, um potenzielle Neuzugänge für 2016/17 unter die Lupe zu nehmen, oder eben contra Fünfstück.