Rheinpfalz Wooge sind Paradies für Arten

Auf dem Klosterweiher wurde ein Schwimmsteg – ein Steg, der schwimmt, kein Steg zum Schwimmen – geschaffen. Er soll Besuchern ei
Auf dem Klosterweiher wurde ein Schwimmsteg – ein Steg, der schwimmt, kein Steg zum Schwimmen – geschaffen. Er soll Besuchern ein intensives Naturerlebnis ermöglichen, sie aber gleichzeitig von den sensiblen Uferbereichen fernhalten.

Das Spießwoogtal wurde im Rahmen des landesweiten Gewässerschutzes „Aktion Blau“ als eines von vier Pilotprojekten ausgewählt. Die Schwerpunkte Umweltbildung und Naturschutz stehen dabei im Vordergrund. Mit der Fertigstellung des Schwimmpontons auf dem Klosterweiher ist das Projekt nun auch für die Besucher sichtbar geworden.

Das Projekt im Spießwoogtal steht auf verschiedenen Säulen. Bereits im vergangenen Jahr wurden im Umfeld des Klosterweihers die standortfremden Nadelgehölze entfernt. Hier soll das Gewässerumfeld durch die Bepflanzung mit Schwarzerlen am Ufer und die Anlage von Flachwasserbuchten im nordöstlichen Bereich des Weihers verbessert werden. Letztere vergrößern die Biotopfläche des Weihers und dienen als Laichgewässer beispielsweise für Amphibien. Der restliche Bereich soll zum Dauergrünland werden. Durch Beweidung und Mähwiesen soll ein größeres Blütenspektrum erreicht werden. Damit sei man gegen Neophyten wie die Goldrute besser gewappnet, erklärt Holger Schindler vom Gewässerbüro, das die Planungen umsetzt. Nutzung des Geländes durch Beweiden oder Mähen hält er für die sinnvollste und kostengünstigste Methode, um die eingeschleppten Neophyten zurückzudrängen und ihre Ausbreitung zu bremsen. Der 18 Meter lange Pontonsteg in der Freiwasserzone des Klosterweihers ist barrierefrei angelegt. Er soll Besuchern ein intensiveres Naturerlebnis ermöglichen, sie aber gleichzeitig von den sensiblen Uferbereichen fernhalten. Der oft als Schwimmsteg bezeichnete Pontonsteg sei ein Steg, der schwimmt, kein Steg zum Schwimmen, wie Tim Gutensohn, bei der Verbandsgemeindeverwaltung zuständig für Landschaftspflege und Ökologie, erläutert. Der Weiher sei nicht als Badegewässer ausgewiesen. Im Umfeld des Weihers sollen in Zusammenarbeit mit dem Biosphärenhaus Umweltbildungsspiele erarbeitet und zu jedem Thema in das Landschaftsbild integrierte Infotafeln mit anschaulichen Zeichnungen und Bildern erstellt werden, die leicht verständlich sind. Für die Besucher weniger sichtbar sind die Maßnahmen im Oberlauf des Spießbaches. Hier wurde die ökologische Durchgängigkeit an der Quelle wiederhergestellt. Die Rohre mit hohem Absturz wurden beseitigt, um zu gewährleisten, dass beispielsweise Krebse und Fliegenlarven bis in den Quelltopf wandern können. An der Wassertretanlage am Rossbach wurde die Durchgängigkeit hingegen durch eine Krebssperre bewusst unterbrochen. Die Edelkrebsbestände im Rossbachsystem gehören zu den letzten ihrer Art im Pfälzerwald. Man will diese mit der Krebssperre, einem glatten Rohr, das nur schwer durchschritten werden kann, vor den amerikanischen Flusskrebsen im unteren Bereich des Spießbaches zu schützen, welche die Krebspest übertragen und die heimischen Bestände letztlich ausrotten. Der Kostenrahmen des gesamten Projekts beträgt 280.000 Euro. Davon übernimmt die „Aktion Blau“ des Landes den Löwenanteil von 90 Prozent, fünf Prozent kommen aus einer Sonderförderung der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz und fünf Prozent bleiben für die Verbandsgemeinde Dahner Felsenland, die auch Projektträger ist. Angedacht sei, so Gutensohn, das Projekt später durch ein Monitoring zu begleiten, um die Erfolge zu dokumentieren. Als gelungen bezeichnet er die Zusammenarbeit der vielen Beteiligten, darunter Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Verbandsgemeinde, Biosphärenhaus, Ortsgemeinde Fischbach, Untere Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung Südwestpfalz, Forst und Planungsbüro. Bereits 2011 habe Professor Gero Köhler von der Technischen Universität in Kaiserslautern erstmals die Wooge im Pfälzerwald erfasst und kartiert. „Durch ihn ist die ganze Sache eigentlich erst in Schwung gekommen“, sagt Gutensohn. Geschätzt gebe es 1000 Wooge im Pfälzerwald, davon habe Köhler erstmals 235 erfasst und kartiert. Mittlerweile werden die Wooge als ein Alleinstellungsmerkmal gesehen. „Wenn wir aber nichts tun, werden sie letztlich verschwinden“, erläutert Schindler. Durch den Sandeintrag, der typisch für die Region sei, nehme die Verlandung immer mehr zu, die Dämme könnten brechen. Seit 2014 wurde daher durch das Umweltministerium in Mainz ein Entwicklungskonzept für die Wooge erarbeitet, ähnlich dem, das es für Fließgewässer bereits gab. Augenmerk soll auf den ökologischen Zustand gelegt werden, den Einfluss auf Fließgewässer, die kulturhistorische Bedeutung, das Landschaftsbild, den Tourismus und den baulichen Zustand. Die Wooge sind ein Paradies für verschiedene Arten, Lebensraum, Laich- und Brutstätte für Libellen, Wasservögel, Amphibien, Wasserkäfer und Wasserwanzen und viele mehr. Im Spätsommer soll das Projekt fertiggestellt sein und eingeweiht werden.

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