Rheinpfalz Wird doch mehr Grundwasser abgezapft?

In der Südpfalz werden die Felder mit Wasser aus privaten Brunnen beregnet.
In der Südpfalz werden die Felder mit Wasser aus privaten Brunnen beregnet.

«Südpfalz.» Der Beregnungsverband Vorderpfalz, es gibt ihn seit den 1960er-Jahren, ist eine Interessengemeinschaft von und für Bauern. Ziel ist es, Wasser für die Beregnung von Gemüsefeldern in der Region bereitzustellen. In der Vorderpfalz wird dafür Wasser aus dem Altrhein gepumpt. In der Südpfalz nutzen die Landwirte für die Feldbewässerung ausschließlich private Brunnen. Nun will der Beregnungsverband Vorderpfalz seinen Geltungsbereich auf Teile der Südpfalz ausweiten. Konkret geht es um das „Verbandsgebiet Hochstadt“, zu dem neben Hochstadt acht weitere südpfälzische Gemeinden zählen würden. Das sind Kleinfischlingen, Freimersheim, Zeiskam, Lustadt, Freisbach, Weingarten, Westheim und Lingenfeld. Damit würde das vom Beregnungsverband betreute Gesamtareal um 3500 Hektar Ackerflächen anwachsen. Naturschützer machen jedoch mobil. Sie fürchten, die Ausweitung würde den Weg für einen Anstieg der Grundwasserentnahme bereiten. Die zuständige Behörde sagt jedoch: keine Angst. Sind die Sorgen wirklich unbegründet? Was ist mit der Kontrollfunktion? Bei einer Versammlung des Naturschutzverbands Hochstadt am Freitag vergangener Woche haben Vertreter verschiedener Naturschutzorganisationen – Kurt Garrecht vom Naturschutzverband Südpfalz, Otto Paul vom Naturschutzverband Hochstadt, Ulrich Mohr vom Bund für Umwelt- und Naturschutz und Vertreter der Aktionsgemeinschaft „Klima und Umwelt der Südpfalz“ – beschlossen, eine Resolution gegen die Ausweitung des Beregnungsverbands zu verfassen. Sie wollen damit auch die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in Neustadt als zuständige Umweltbehörde an deren Kontrollfunktion erinnern. Paul sagt, sollte die Ausweitung kommen, würde sich die SGD dieser Kontrollfunktion entledigen, weil dann die Bauern in dem neuen Verbandsgebiet selbst bestimmen könnten, wie viel Wasser sie aus ihren privaten Brunnen für die Feldbewässerung pumpen. Das Ergebnis wäre ein Absinken des Grundwasserspiegels bei immer geringeren Niederschlagsmengen, sagen die Naturschützer. Die SGD hatte kürzlich gegenüber der RHEINPFALZ Folgendes erklärt: „Es ist zurzeit seitens der SGD Süd nicht vorgesehen, die Wasserrechte zu erhöhen. Weder an der Herkunft des Wassers noch an der Menge sind derzeit Änderungen geplant.“ Die Ausweitung des Beregnungsverbands auf Teile der Südpfalz sei rein organisatorischer Natur, beispielsweise müssten Wasserrechte dann nicht mehr einzelnen Landwirten erteilt werden, sondern nur noch einem Verband. Nach intensiven Gesprächen mit den betroffenen Landwirten, der Landwirtschaftskammer, dem Bauern- und Winzerverband, dem Beregnungsverband Vorderpfalz und der SGD hätten sich die Beteiligten einvernehmlich für die Angliederung an den Beregnungsverband Vorderpfalz entschieden. Das sei jedoch nicht mit einer Verschärfung der Grundwassersituation verbunden, hatte die SGD betont. Wirklich? „Nicht die Absicht, mehr Grundwasser abzuzapfen“ Paul und Garrecht hatten sich vor einigen Wochen mit einem Brief an die Behörde gewandt und darin gefragt, ob die Grenze für die Grundwasserentnahme in dem geplanten Verbandsgebiet Hochstadt von 1,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr auf zwei Millionen erhöht werde. Antwort der SGD: „Mit einem entsprechenden Beregnungsmanagement besteht die Möglichkeit, die derzeitige Grundwasserentnahme (...) auf zwei Millionen Kubikmeter pro Jahr zu erhöhen.“ Auf Nachfrage der RHEINPFALZ erklärt die Behörde, es wäre zwar möglich, die Grenze anzuheben, betont jedoch erneut, es gebe derzeit keine konkrete Absicht, das in die Tat umzusetzen. Aber wie wahrscheinlich ist eine Erhöhung in Zukunft? „Dies ist zurzeit nicht absehbar. Erst nach vollzogener Verbandsgründung können weitere Planungen beziehungsweise Untersuchungen vorgenommen werden“, schreibt die Struktur- und Genehmigungsdirektion. Die Erweiterung des südpfälzischen Beregnungsverbands könnte auch mit einer anderen Methode der Wassergewinnung für die Feldberegnung in der Südpfalz einhergehen. Es wird laut SGD auch geprüft, ob Äcker in der Region mit Wasser aus der Nähe des Rheins beregnet werden könnten – durch eine zentrale Versorgungsstruktur. Untersuchungen haben nach Angaben der Behörde ergeben, dass „eine langfristige, nachhaltig gesicherte Beregnung des Raumes Hochstadt beispielsweise durch eine zentrale Entnahme von Oberflächenwasser in Rheinnähe sichergestellt werden kann“. Wie teuer wäre zentrale Wasserentnahme? Paul, er war mal Hochstadter Ortschef, erklärt, eine Kostenschätzung vor zehn Jahren habe bereits ergeben, dass ein solches Vorhaben rund 120 Millionen Euro kosten würde. Dessen Umsetzung würde zur Folge haben, dass die Eigentümer der zusammengezählt rund 3500 Hektar Ackerflächen einen Erschließungsbeitrag von 3400 Euro pro Hektar zahlen müssten.

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