Eisenberg „Was ist der Holocaust?“

Rund 100 Landtagsabgeordnete schwärmen derzeit bereits zum zwölften Mal in Rheinland-Pfalz zu einem Schulbesuchstag aus. Anlässlich des „Schicksalstags der Deutschen“, 9. November, hat gestern Simone Huth-Haage (CDU) das Gespräch mit der Klasse 10a der IGS/Realschule plus in Eisenberg gesucht.

„Am 9. November ist Entsetzliches und Wunderbares passiert“, blickte die 48-Jährige auf die Reichspogromnacht 1938 und den Mauerfall 1989. Johannes meldete sich sogleich, um an den Putschversuch 1923 zu erinnern. Auch die Republik wurde 1918 am 9. November ausgerufen. Letzteres markierte das Ende des blutigen Ersten Weltkriegs. „Wir hatten Glück, dass die Revolution vor 25 Jahren friedlich ablief“, so Huth-Haage, die den Schülern bewusst machen wollte, dass es auf deutschem Boden zwei Diktaturen gab und man sich unbedingt für den Erhalt der Demokratie stark machen sollte. Meinungsfreiheit, unabhängige Medien und eine vielfältige Parteienlandschaft seien von unschätzbarem Wert. Weil Nachbarn, eigentlich Freunde ihrer Familie, für die Stasi gespitzelt hätten, sei ihr Großvater eines nachts abgeholt und verhört worden, erzählte Lisa, deren Eltern aus Leipzig stammen. Ja, in der DDR habe ein unfassbar perfides System geherrscht, meinte die Politikerin. „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Tyrannei auf“ zitierte Huth-Haage einen Spruch an einer Wand im Mainzer Landtag. Was sollte man zumindest tun, fragte sie, und Luisa sagte: „Wählen gehen.“ Ja, das sei ein ganz wesentliches Grundrecht, bestätigte die Christdemokratin und erklärte, dass man aktiv werden müsse, wenn man etwas verbessern wolle. „Meine Eltern waren immer auf den Montagsdemonstrationen“, erzählte Lisa. „Warum sollte ich mich engagieren? Es läuft doch im Moment alles gut“, warf ein Klassenkamerad ein. „Warum sind Sie in der Politik?“, wollte Markus wissen. „In Kirchheimbolanden war eine Gewerbeansiedlung in einem Naturschutzgebiet geplant, und ich war dagegen“, berichtete Huth-Haage davon, wie sie in die CDU kam. Sie ermunterte die Schüler, sich den Jugendorganisationen demokratischer Parteien anzuschließen. Man müsse sich wappnen gegen Gruppierungen, deren Ansichten nicht vereinbar sind mit dem Grundgesetz. „Was ist denn so schlimm an der NPD?“, fragte ein Junge. Huth-Haage: „Schlimm ist, dass sie zum Beispiel den Holocaust leugnen.“ Darauf runzelte der Zehntklässler die Stirn: „Was ist das?“ Als man es ihm erklärt hatte, bohrte er nach, ob noch weitere Beispiele genannt werden könnten. Ob es nicht reiche, dass die Rechtsradikalen die Ermordung von sechs Millionen Juden negieren, konterte die Landtagsabgeordnete. Dem von Johannes aufs Tapet gebrachten Vorwurf, dass Politiker lügen, entgegnete sie mit dem Hinweis, dass es in jeder Berufsgruppe gute und schlechte Menschen gebe. Die meisten arbeiteten aber hart und verfolgten ihre Ziele. Diese ließen sich allerdings in einer Demokratie nicht immer ohne Abstriche durchsetzen, verwies sie auf Kompromisse, die in Koalitionsgesprächen ausgehandelt werden. (abf)

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