In eigener Sache Warum wir Sie in Schubladen stecken

Aus unseren Zahlen wissen wir: Viele Leser interessieren sich für den Pfälzerwald. Gehören auch Sie dazu?
Aus unseren Zahlen wissen wir: Viele Leser interessieren sich für den Pfälzerwald. Gehören auch Sie dazu?

Früher war es schwieriger, herauszufinden, was bei den RHEINPFALZ-Lesern ankommt. Mit dem Internet und unseren digitalen Angeboten hat sich das gewandelt. Nachdem wir die Statistiken ausgewertet haben, reagieren wir nun darauf und arbeiten künftig anders.

Wenn wir Journalisten an einem Text arbeiten, überlegen wir oft: Wer liest das eigentlich? Wen spricht der Text an, den ich gerade schreibe? Früher gab es auf diese Frage keine befriedigende Antwort. Vielleicht wurde man mal in der Fußgängerzone angesprochen. Manchmal gab es auch im Gespräch mit einem Bürgermeister Rückmeldung auf Texte. Aber wirklich messbar war das nicht.

Immer wieder gab es deshalb Studien. Zuletzt war es „Lesewert“. Bei diesem Projekt hat eine ausgewählte Gruppe einen Stift bekommen, mit dem sie markiert hat, welche Texte sie gelesen hat und bis wohin. Damit haben wir zumindest schonmal Zahlen gehabt, mit denen wir in der Redaktion arbeiten konnten. Denn höchster Anspruch ist für die RHEINPFALZ stets, den Bedürfnissen ihrer Leserschaft gerecht zu werden.

Mittlerweile gibt es viele Menschen, die die RHEINPFALZ digital lesen. Im Internet ist all das möglich, was im Printprodukt nicht vorstellbar ist. Wir können hier genau auswerten, welcher Artikel gelesen wird und wie lange. Und weil wir noch die Daten aus „Lesewert“ haben, konnten wir auch diese Ergebnisse daneben legen und haben festgestellt: Online-Leser unterscheiden sich gar nicht so sehr von Print-Lesern wie man in unserer Branche lange geglaubt hat. Es ändert sich nur das Medium, der Leser dahinter ist derselbe – mit all seinen Bedürfnissen und Ansprüchen an unsere journalistische Arbeit.

Uns ist etwas aufgefallen

Beim Auswerten der Daten ist uns auch aufgefallen, dass es Themenfelder gibt, für die es in der Pfalz ganz bestimmte Zielgruppen gibt. Das hat uns dazu veranlasst, unsere Arbeit grundlegend zu überdenken. Die Zielgruppen nennen wir in der Redaktion „Audiences“. Für diese Audiences wollen wir genau das schreiben, was sie von ihrer RHEINPFALZ erwarten.

Mittlerweile ist unsere erste Audience gestartet: die Pfälzerwald-Fans. Das sind Menschen, denen der Pfälzerwald besonders am Herzen liegt. Sei es, weil sie dort gerne wandern gehen, Mountainbike fahren, dort wohnen oder etwa in der Forstwirtschaft arbeiten. Die Zielgruppe ist groß und hat ganz bestimmte Bedürfnisse. Wir wollen dem nachkommen mit Wandertipps, Neuigkeiten rund um den Pfälzerwald, spannenden Themen aus der Wirtschaft, Informationen aus den Vereinen, Hütten und allen, die mit dem Pfälzerwald zu tun haben.

Newsletter besonders beliebt

Wir glauben nicht nur fest daran, dass diese Themen bei dieser Zielgruppe auf großes Interesse stoßen, sondern wissen es aus den Daten, die wir haben. Mittlerweile versenden wir regelmäßig den Newsletter „Was ist los im Pfälzerwald?“, der von Anfang an gut angenommen wurde. Über 7000 Leser haben ihn abonniert, Tendenz steigend. Außerdem werden die Texte rund um das Thema überdurchschnittlich gut gelesen.

Auch was die Arbeitsweise angeht, gehen wir hier neue Wege. Zuvor ist der Pfälzerwald immer mal wieder vorgekommen. Entweder in der Südwestdeutschen Zeitung, im Wirtschaftsteil oder in den verschiedenen Lokalausgaben der RHEINPFALZ. Wir haben die Berichterstattung über dieses Thema nun etwas besser koordiniert. Es kommen in regelmäßigen Abständen die Experten aus den verschiedenen Teams zusammen und überlegen gemeinsam, welche Geschichten sie aus dem Pfälzerwald erzählen wollen. So haben wir auch unsere Fühler besser ausgestreckt, wenn aus allen Ecken der Pfalz Redakteure miteinander über das Thema sprechen.

Der Pfälzerwald ist aber nur der Anfang. Wir möchten auf den Erfolg aufbauen und noch weitere Audiences bedienen. So etwa Menschen, die die Pfalz zu 100 Prozent im Blut haben. Dabei geht es weniger um eine weinselige Weck-Worscht-Woi-Mentalität als um ein Lebensgefühl, das auch bei vielen jungen Menschen zu finden ist. Wir nennen es „Pfalzgefühl“ und wollen in Zukunft allen, die sich angesprochen fühlen, mehr Inhalte dazu bieten. Dabei ist es ganz egal, welchen Alters die Leser sind, welches Geschlecht sie haben, ob die aus der Vorder- oder Westpfalz kommen, ob sie zu- oder gar weggezogen sind. Wer dieses Gefühl lebt, soll bei uns an der richtigen Stelle sein.

Keine Tabus beim Thema Sex

Um Gefühle geht es auch bei einer weiteren Audience, die wir im Blick haben: Beziehungsmenschen. Wir wollen verschiedene Formen von Familie, Beziehungen, Liebe und Sexualität betrachten. Dabei gibt es keine Tabus. Polyamorie, Sex im Alter und Asexualität sollen genauso vorkommen wie Dating, Familienplanung und alles rund um Paarbeziehungen. Wir haben festgestellt, dass diese Themen auf viel Leserinteresse stoßen und wollen sie deshalb weiter forcieren. Uns wundert das nicht, denn oft sind es die Themen, die nah an unserem Leben sind, die gut gelesen werden. Alles, was mit dem Menschsein zu tun hat, interessiert auch die Menschen in der Pfalz.

Von den Abgründen des Menschseins handeln auch viele Themen im Bereich der Kriminalität. Und die interessieren eine breite Masse der RHEINPFALZ-Leser. Unser Podcast „Alles Böse“ ist ein gutes Beispiel dafür. Hier werden Kriminalfälle besprochen, die in der Pfalz spielen. Doch das Feld ist noch viel breiter als das, was man aus den Gerichtssälen berichten kann. Wir sehen auch hier eine Audience und wollen einen Fokus darauf legen.

Wir halten die Audiences innerhalb der Leserschaft für eine optimale Ergänzung zu unserer umfangreichen Berichterstattung und erhoffen uns, dadurch noch näher an den Menschen in der Pfalz zu sein. Selbstverständlich gibt es noch viel mehr Zielgruppen, die wir auch bedienen wollen. All das soll in den nächsten Monaten folgen. Deshalb wurde mit dem Content-Development-Team innerhalb der RHEINPFALZ-Redaktion eine neue Abteilung gegründet, die das koordinieren und weiter ausbauen soll. Wir freuen uns auf eine spannende Zeit mit spannenden Themen.

Woher wir wissen, was wirklich gelesen wird

Um noch mehr über die Bedürfnisse unserer Leser herauszufinden, haben wir uns mit anderen Zeitungen zusammengetan. Die Deutsche Presseagentur (dpa) und Schickler koordinieren ein Projekt namens „Drive“ mit rund 20 Verlagen im deutschsprachigen Raum, von der „Nordsee-Zeitung“ bis zur „Tiroler Tageszeitung“. Auch die RHEINPFALZ beteiligt sich daran. Unser Ziel ist es, voneinander zu lernen und Erkenntnisse auszutauschen. Da alle Verlage Regionalzeitungen mit eigenem Verbreitungsgebiet herausgeben, verstehen wir uns nicht als Konkurrenz, sondern als Kollegen. Wir tauschen deshalb untereinander aus, welche Artikel wie gut gelesen wurden.

Innerhalb der Drive-Zusammenarbeit haben wir ausgewertet, was die Artikel, die gut gelaufen sind, gemeinsam haben. Dabei haben wir festgestellt, dass es immer dieselben Bedürfnisse der Leser sind, die dabei angesprochen werden. Wir haben sie in mehrere Bedürfniskategorien gesteckt, mit denen wir in der Redaktion arbeiten können:

Die fünf größten Kategorien

Da gibt es etwa das Bedürfnis nach Gerechtigkeit. Man fragt sich beim Lesen: Wird jemand diskriminiert? Erfährt jemand Unrecht? Was empört mich? Texte, die das Bedürfnis nach Gerechtigkeit befriedigen, werden besonders gut gelesen. Etwa wenn staatliche Willkür im Spiel ist oder wenn jemand unfair behandelt wird, interessiert das die Menschen.

Viele Menschen sorgen sich auch um ihre Sicherheit. Deshalb werden Texte oft und viel gelesen, wenn sie Fragen rund um die Sicherheit behandeln: Was würde ich in einer solchen Situation tun? Wie kann ich dafür sorgen, dass das meiner Familie nicht passiert? Besonders im Bereich der Kriminalität – und wir wissen, dass diese Texte oft gelesen werden – spielen diese Fragen eine große Rolle.

Manchmal wollen Leser auch einfach mitfühlen. Sie wollen Empathie spüren und ihrer Sensationslust nachkommen. Statt abstrakter Geschichten will man manchmal einfach was fürs Herz. So tragisch manche Geschichten auch sein mögen, die Menschen wollen mitfühlen, denn die Empathie ist tief im Menschen verankert. Wir wollen dem nachkommen.

Blick hinter die Kulissen

Oft gibt es in der RHEINPFALZ Reportagen zu lesen, die gut ankommen, weil sie Tore in eine neue Welt öffnen, in die die meisten oft nie reinkommen. Sie öffnen einen Blick hinter die Kulissen oder führen an eine Welt heran, die sonst verschlossen war. Mit der Polizei auf Streife, ein Einblick in einen Swingerclub oder morgens um fünf bei den Wurstmarkt-Kehrern. Solche Texte wecken offenbar das Interesse vieler Leser.

Manche Texte – vor allem in den Lokalausgaben – lassen sich nicht mit den bisherigen Bedürfniskategorien erklären. Denn es gibt eine, deren Stärke wir als Regionalzeitung besonders spüren: regionale Zugehörigkeit. Wenn es jemand, der aus der eigenen Stadt kommt, es irgendwo in der Welt geschafft hat, interessiert es die Menschen in der Heimat. Oder wenn ein Restaurant schließt, mit dem man viele Erinnerungen verbindet, weil man dort viel erlebt hat. All das gehört schon seit eh und je zum Kern der RHEINPFALZ-Berichterstattung. Deshalb betrachten wir auch diese Bedürfniskategorie besonders gut, damit nicht nur Sie wissen, was läuft, sondern auch wir wissen, was gut läuft.

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