Rheinpfalz Von Spritzgebackenem und Waffeleisen
HELTERSBERG. Was wird in dem großen Unternehmen zwischen Heltersberg und Geiselberg produziert und wie sieht der Arbeitsplatz von meinem Papa aus? Das waren Fragen, die die Teilnehmer bei der Werksführung in der Firma Tehalit am Mittwoch bewegten. „Offiziell gehören wir zur Hager Group“, erklärt Produktionsleiter Michael Schneider den 16 Kindern und neun Erwachsenen den Firmennamen – und bekennt: „Für mich ist es immer noch Tehalit“.
„Für mich auch“, bestätigt Andreas Salzmann, Referent für technische Schulungen. Und die Besucher: Die kennen alle die Tehalit. Gemeinsam mit Soja Smailova, Referentin Care Management bei der Hager Group, nimmt er dieses Mal Kinder und Erwachsene mit auf eine spannende Tour, die selten angeboten wird. 640 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, das in Heltersberg eine Betriebsfläche von 290.000 Quadratmeter hat. „Das entspricht 58 Fußballfeldern“, verdeutlicht Salzmann die Dimension. Er beruhigt schmunzelnd „Komplett werden wir das nicht ablaufen.“ Kabelkanäle, die zusammengerechnet 70.000 Kilometer lang wären, und 100 Millionen Spritzgussteile produziert das Unternehmen in Heltersberg. Im Dreischicht-Betrieb. Deshalb ist mancher Papa, der im Schichtbetrieb tätig ist, mal morgens, mal mittags, mal abends zu Hause – oder bei der Arbeit. Mit Warnwesten und modernen Empfangsgeräten am Ohr ausgestattet, folgt der Theorie die Praxis. „In der Produktion kann es richtig laut werden“, erklärt Salzmann. In der Abteilung Elektromobilität beginnt der Blick ins Werk. Smarts, die mittels Elektrizität betrieben werden, hängen an Ladestationen, die hier gebaut werden. Strom dahin bringen, wo er gebraucht wird, ist eine Aufgabe, die die Produkte leisten, die Tehalit produziert. Dabei hatte es mal ganz anders angefangen. Mit Hula-Hoop-Reifen, Teilen für Schuhe und Fenstern. Es folgt der Werkzeugbau. 28 Millionen Euro, sagt Salzmann hat das Unternehmen schon in selbst gebaute Werkzeuge investiert. So kostet ein unspektakulärer Metallquader gleich mal 50.000 Euro. Sven Pfirrmann, Ausbilder für die Mechatroniker, nimmt die Gruppe in Empfang. Zu der gehören auch sechs Mädchen, die meisten aus Geiselberg. „Es wäre schön, wenn wir mehr Bewerbungen von Mädchen bekämen“, sagt Fred Heß, der bei der Hager Group für die gewerblich-technische Ausbildung zuständig ist. Alle Ausbildungen hier können Mädchen problemlos absolvieren. Egal ob Mädchen oder Junge, „das erste halbe Lehrjahr ist das härteste“, so Pfirrmann. Da heißt es, sich an die Arbeit mit Metall, an langes Stehen gewöhnen. Spätestens nach dieser Eingewöhnung wird es richtig interessant, wie Fabian Igel, Auszubildender zum Mechatroniker im dritten Lehrjahr, beweist. Die Maschine, die er in den vergangenen vier Wochen gebaut hat, begeistert die Besucher. Es folgt das Labor. Das ist wie beim Waffel backen oder wenn Spritzgebackenes hergestellt wird, erklärt Salzmann den Kindern. Die gebauten Werkzeuge werden entweder auf die großen Spritzmaschinen aufgesetzt, so dass bestimmte Teile wie Spritzgebackenes herauskommen. Oder es wird Material zwischen zwei Werkzeugplatten gelegt. Wie im Waffeleisen. 200 Grad Celsius heiß ist das Material. „Hier prüfen wir sozusagen, ob wir die richtige Backmischung haben“, erklärt Salzmann eine der Aufgaben im Labor. Vorbei an den großen Silotürmen, in denen Rohmaterial lagert, geht es in die laute Halle, wo Kabelkanäle hergestellt werden. Nach zwei Metern werden sie abgeschnitten. „Auch bei uns wird mit Sand gespielt“, sagt Salzmann lachend. Sand hilft die teils scharfkantigen Kanäle zu glätten. Ingetraud Jochum und Inge Hauck aus Heltersberg Geiselberg, die Enkel Jan begleiten, sind begeistert. „Man fährt hier so oft vorbei, aber wie es drinnen aussieht, weiß man nicht genau“, sagen sie. Jetzt wissen sie es. Enkel Jan soll derweil Produkte erfassen, die ins Lager gehen. Barcode vom Produktionszettel einscannen, zu lagernde Menge in den Computer eingeben. Jürgen Bönsch von Tehalit passt genau auf. Gearbeitet wird unter realen Bedingungen. Palette um Palette erfassen die jüngsten Mitarbeiter des Tages. Ganz korrekt. Ihr Lohn: Gummibärchen, Brezeln und Eis. Wie war es? „Super“ signalisieren die hoch gereckten Daumen der Eisschlecker.