Rheinpfalz „Verliere Lust und Vertrauen“

Die Idee, das gemeindeeigene, sanierungsbedürftige Schulhaus zu verkaufen und stattdessen das benachbarte, ebenfalls sanierungsbedürftige Pfarrheim der katholischen Kirchengemeinde zu einem Bürgerhaus umzubauen (die RHEINPFALZ berichtete), sorgt für tiefe Gräben in Niederschlettenbach. In der Gemeinderatssitzung am Donnerstag warf Ortsbürgermeister Roman Mertz der Kirche Geheimniskrämerei und Vertuschung vor.

Mertz störte sich insbesondere an einer gemeinsamen Pressemitteilung von Pfarrgemeinde- und Kirchenverwaltungsrats nach der Einwohnerversammlung am 22. Oktober. Dort hatten die beiden Gremien erklärt, dass ihnen die Situation am Schulhaus nicht bekannt gewesen sei. Der Ortsbürgermeister erinnerte an die vorherige Gemeinderatssitzung, in der er dieses Thema angesprochen habe. An dieser Sitzung nahm auch Ratsmitglied Albert Nagel, der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende, teil. Mertz’ Unverständnis wurde von den Ratsmitgliedern Hans Schwögler und Ulrike Burkhart sowie vom Ortsbeigeordneten Gerno May geteilt. Nagel indes beteuerte, dass er die Aussage des Ortschefs – „Am besten wir verkaufen das Schulhaus“ – als „einfach dahingesagt“ interpretiert und daraus nicht abgeleitet habe, dass die Ortsgemeinde am Pfarrheim interessiert sei. Schwögler fand, Nagel habe den Ortsbürgermeister in der Einwohnerversammlung „auflaufen lassen“, indem er zuvor die Information über den geplanten Einbau einer Heizung im Pfarrheim zurückgehalten habe, und bedauerte, die Kosten der Pfarrheim-Sanierung aus der Zeitung erfahren zu müssen. Der Informationsfluss wurde seitdem augenscheinlich nicht besser, auch wenn Nagel in der Gemeinderatssitzung von der Ortsgemeinde erneut forderte: „Teilt eure Wünsche dem Verwaltungsrat mit.“ Denn Mertz sagte, er habe am 5. November ein Fax an Nagel geschickt, in dem er Fragen zu möglichen umfangreicheren Sanierungsmaßnahmen am Pfarrheim, zu einem eventuell vorliegenden Sanierungskonzept samt Kosten, zum Endzustand des Gebäudes als zeitgemäßer Treffpunkt für die Katholiken im unteren Wieslautertal sowie zur Akzeptanz des Vorhabens durch die künftige Großpfarrei Dahn gestellt habe. Nagel erwiderte, dieses Fax sei bei ihm nicht angekommen. „Ich verliere nicht nur die Lust, sondern auch das Vertrauen“, betonte der Ortsbürgermeister und kündigte an, sich „nicht mehr mit Leuten an einen Tisch zu setzen, die solche taktischen Winkelzüge machen“. In diesem Zusammenhang holte Mertz zu einem pauschalen Rundumschlag gegen die katholische Kirche aus, wo „im stillen Kämmerlein was gemacht“ werde, Bischöfe in Luxus lebten und mit Geldern offensichtlich nicht sorgsam umgegangen werde. „Die Kirche wurschtelt vor sich hin und denkt: ,Die lieben Christen werden das schon bezahlen’“, redete sich der Ortschef in Rage. Den letzten Satz machte er daran fest, dass das Bistum Speyer den Einbau einer neuen Gasheizung am Niederschlettenbacher Pfarrheim genehmigt habe, obwohl das Gebäude nicht mal ausreichend gedämmt sei. Aus Sicht der Ortsgemeinde, so Schwögler, sei die Sanierung des Pfarrheims kein Thema. „Das Gebäude ist nicht sanierungswürdig“, fand er. „Wir als Ortsgemeinde können kein abbruchreifes Gebäude kaufen und dann noch Geld reinhängen.“ Er hielt einen Abriss des jetzigen Pfarrheims und anschließenden Neubau eines zeitgemäßen und auf die Zukunft ausgerichteten Bürgerhauses, in dem nicht nur ein Versammlungsraum, sondern auch ein Verkaufsraum und beispielsweise ein Ärztezimmer untergebracht ist, für die einzig sinnvolle Option. Nachdem die Kirchengemeinde angekündigt habe, den Einbau der Heizung auf jeden Fall zu realisieren, „ist mein Interesse am Pfarrheim nun weg“, bekannte Schwögler. Auch der Ortsbürgermeister fragte, wie sinnvoll es sei, wenn die Kirchengemeinde jetzt eine neue Heizung einbaut, die bei einem möglichen Besitzerwechsel und einem eventuellen Abriss dann wieder herausgerissen würde. Der Standort für den unterirdischen Gastank der neuen Pfarrheim-Heizung wurde in Absprache zwischen Orts- und Kirchengemeinde indes bereits so gewählt, dass er auch bei einem Abriss des Gebäudes nicht stört. Hinsichtlich der Haftung hierfür soll die Kirchengemeinde Gespräche mit dem Bischöflichen Ordinariat in Speyer führen. Denn laut Gestattungsvertrag wäre der Nutzungsberechtigte des kircheneigenen Grundstücks – derzeit also die Ortsgemeinde – bei eventuellen Schäden haftbar. Einig war man sich im Rat darüber hinaus, dass dieser Vertrag zwischen Kirchengemeinde und Ortsgemeinde, der sich alle drei Jahre verlängert, wenn er nicht sechs Monate zuvor gekündigt wird, künftig auf eine längere Laufzeit umgestellt werden soll. „Schließlich haben wir dort 1987 mit unserem Dorfplatz 400.000 Mark investiert“, erinnerte Mertz, „da lasse ich mich nicht einfach runterwerfen“. (hll)

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