Rheinpfalz Verdreckte Mikrowellen und vergammelte Abflüsse

«Mannheim.» Geänderte Mindesthaltbarkeitsdaten, Fremdkörper in der Wurst, verdreckte Küchen – die Mannheimer Lebensmittelkontrolleure hatten 2016 reichlich Anlass für Beanstandungen. Bei 3970 Kontrollen in 6676 Betrieben sprachen sie 117 Verwarnungen aus, stellten 89 Ordnungswidrigkeiten fest. Drei Strafverfahren wurden eingeleitet, sechs Betriebe geschlossen.

„Wir halten den Kontrolldruck im Sinn der Verbraucher hoch“, versprach Erster Bürgermeister Christian Specht (CDU) bei der Präsentation der Zahlen für das vergangene Jahr. Das sei auch nötig – nicht nur im Sinne der Verbraucher, sondern auch der fairen Mitbewerber auf dem hart umkämpften Lebensmittelmarkt. „Dabei geht es uns nicht um die Einnahmen“, versicherte Specht, obwohl Teamleiterin Sissi Denefleh von Einnahmen in Höhe von rund 60.000 Euro durch Verwarnungsgelder und Geldstrafen sprach. „Dem stehen aber Ausgaben durch Personal- und Sachkosten in Höhe von rund drei Millionen Euro gegenüber“, hob Specht hervor. Für den Verbraucherschutz sei dieser Aufwand aber gerechtfertigt. Das Spektrum der Lebensmittelkontrolleure umfasste dabei 6676 Betriebe, davon 5430 Lebensmittelbetriebe, einschließlich 1595 Gastrobetriebe und 90 Großküchen. Wladimir Kalbfleisch, einer der zehn Mannheimer Kontrolleure, berichtete von besonders abschreckenden Beispielen: „Da hatten wir eine Aufschneidemaschine, die offensichtlich seit ihrer Anschaffung noch nie gereinigt worden war, eine völlig verschmutzten Mikrowelle oder auch einen Abfluss, der total vergammelt war.“ Insgesamt lag die Beanstandungsquote bei 63 Prozent und damit nur einen Prozentpunkt unter der des Vorjahres. Dennoch sehen die Kontrolleure auch Erfolge. So mussten 2016 lediglich drei Strafverfahren eingeleitet werden (2015: zwölf, 2014: 18). Das zeige, dass der Überwachungsdruck der Mannheimer Behörde erfolgreich sei, betonte Abteilungsleiter Peer-Kai Schellenberger. Zumal auch die Anzahl der Verwarnungen und Ordnungswidrigkeiten gegenüber den Vorjahren rückläufig gewesen sei. Weniger positiv stellte sich die Entwicklung bei den von der Lebensmittelüberwachung erhobenen Proben dar. Hier stiegen die Beanstandungen im Vergleich zum Vorjahr bei 1485 erhobenen Proben um zwei Prozentpunkte auf 18 Prozent an. Acht der Proben wurden sogar als gesundheitsgefährdend eingestuft, vier mehr als 2014, zwei mehr als 2015. Zudem kümmert sich die Lebensmittelüberwachung auch um Aufgaben, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. In einem Fall habe eine Frau angerufen, weil deren Papagei die ihm angebotenen Walnüsse immer wieder ausgespuckt habe, erzählte Denefleh schmunzelnd. „Wir haben dann Proben davon genommen – ohne Befund.“ Aber ein Beleg dafür, dass die Mannheimer Lebensmittelkontrolleure wirklich allen Hinweisen nachgehen.

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