Rheinpfalz Unsäglicher Gestank

Mehrere Bürger aus Albersweiler führen aktuell Aufzeichnungen, wann es besonders stinkt.
Mehrere Bürger aus Albersweiler führen aktuell Aufzeichnungen, wann es besonders stinkt.

Auch früher schon habe es in Albersweiler eine Anlage gegeben, die Asphalt produzierte. „Aber heute stinkt es viel schlimmer als damals, zumindest empfinde ich das so. Und ich glaube, dass ich mit diesem Eindruck nicht alleine dastehe“, sagt Ortsbürgermeister Ernst Spieß (SPD), der die Geruchsbelästigung auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung thematisiert hatte (die RHEINPFALZ berichtete). Mehrere Personen im Ort führten Aufzeichnungen über Zeit und Intensität der Geruchsbelästigungen. Die Aufzeichnungen würden noch zwei bis drei Wochen weitergeführt, berichtet Spieß. So lange in der Anlage noch Asphalt produziert werde – im Winter herrsche Pause, erklärt der Ortschef. Die Gemeinde werde dann die Daten auswerten und über die weitere Vorgehensweise beraten. „Derzeit ist die Belästigung nicht mehr ganz so schlimm. Auch in den letzten drei, vier Wochen sei es verhältnismäßig erträglich gewesen“, sagt Spieß, der diese Entspannung allerdings vor allem auf die Wetterlage und nicht auf etwaige Schritte der Firma zurückführt. Bis jetzt sei er noch nicht an die Verantwortlichen des Betriebes herangetreten, um nachzuhören, was diese zu tun gedenken. Er will sich diese Option aber offenhalten. Andererseits habe sich auch niemand der Firma bei ihm, bei anderen Ratsmitgliedern oder bei Bürgern gemeldet, um sich dem Problem anzunehmen. „Das Thema bleibt in jedem Fall hochaktuell. Wir wollen für unsere Bürger wirklich etwas erreichen“, so Spieß. Von der Basalt-Actien-Gesellschaft in Kirn, die bundesweit Vertriebsgesellschaften mit einem dichten Netz regionaler Steinbrüche, Asphaltmischanlagen und Deponien betreibt, zu dem auch die Anlage in Albersweiler gehört, war auf Anfrage der RHEINPFALZ noch keine Stellungnahme zu erhalten. Ein Statement könnte nur der Geschäftsführer abgeben, der sich derzeit aber im Krankenhaus befinde. Die „Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft“ sei aber eingehalten, und die Anlage sei auf aktuellem Stand der Technik, hieß es. Die Kreisverwaltung Südliche Weinstraße hat die Modernisierung der Asphaltmischanlage 2008 immissionsschutzrechtlich genehmigt, wie die Pressestelle des Kreises auf Nachfrage mitteilt. Zuvor war der Betrieb, der zunächst Teer und später Asphalt produziert hatte und direkt neben der neuen Anlage stand, abgerissen worden. In den darauffolgenden Jahren seien regelmäßig Beschwerden wegen Geruchsbelästigungen der Asphaltmischanlage eingegangen, heißt es von Seiten der Kreisverwaltung. Diese hätten sich allerdings in den vergangenen zwei bis drei Jahren deutlich reduziert. Grundsätzlich liege die Zuständigkeit für die Überwachung von Industrie- und Gewerbeanlagen hinsichtlich Geruchsimmissionen, Luftverunreinigungen, Lärm und Erschütterungen bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD) in Neustadt. Die Beschwerden seien bei der SGD eingegangen und von dieser beantwortet worden, berichtet die Kreisverwaltung. In den letzten Wochen sind bei der Kreisverwaltung keine konkreten Beschwerden über Geruchsbelästigungen eingetroffen, wie die Pressestelle mitteilt. Das Asphaltwerk ist aber nicht nur in Albersweiler Thema. Auch Bürger umliegender Gemeinden rümpfen die Nase. Wie der Godramsteiner Ortsvorsteher Michael Schreiner (CDU) berichtet, hat die Firma vor einigen Jahren den Schornstein erhöht, um dem Problem Herr zu werden. „Ansonsten hat sich wohl nichts getan.“ Der Landauer Ortsteil sei sehr vom Geruch betroffen, und auch aus Siebeldingen kenne er das Problem, berichtet Schreiner. Er will mit der Firma abklären, ob die Mitglieder des Beirats eine Ortsbegehung machen könnten. Auch will er mit seinen Kollegen aus Albersweiler und Siebeldingen sprechen, um eventuell eine konzertierte Aktion zu starten. „Schließlich sind in diesen drei Gemeinden zusammen rund 6000 bis 7000 Menschen betroffen. Da sollten wir schon an einem Strang ziehen.“ Auch er sagt, dass die Belästigung derzeit nicht so schlimm sei, was aber auch er auf die Wetterlage zurückführt. „Es ist ja auch immer eine Frage, aus welcher Richtung der Wind gerade weht.“ Er stellt fest, dass die Intensität des Geruchs morgens von 7 bis 9 Uhr am größten sei. Das liege wohl daran, dass die Anlage in dieser Zeit hochgefahren und dann auf Volllast gefahren werde. „Möglicherweise liegt der Geruch aber auch an eventuell benutzten Zusatzstoffen, die durch die Erhitzung diesen unsäglichen Gestank auslösen. Das allerdings kann ich nur vermuten“, sagt der Ortsvorsteher. Wie Ernst Spieß feststellt, sprechen viele Betroffene die Probleme oft nur mündlich an, weil sie den direkten Kontakt zu öffentlichen Stellen scheuten. „Aber nur durch konkrete Aufzeichnungen können wir belegen, wann und in welchem Ausmaß die Belästigungen auftreten.“ Nur so sei es möglich festzustellen, ob der Geruch zu bestimmten Tageszeiten stärker oder schwächer wahrgenommen werde, appelliert der Ortsbürgermeister an die Bevölkerung, keine Angst davor zu haben, ihren Unmut an Behörden weiterzugeben.

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