Rheinpfalz Umzug mit großem Publikum

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Mannheim. „Ich bin sehr wehmütig“, sagt Yvonne Gläser. Und spricht damit vielen der rund tausend Menschen, die sich am Freitagabend wie die Frau aus dem Lindenhof auf dem Hof der Mannheimer Feuerwache Mitte versammelt haben, aus dem Herzen. Denn es ist das letzte Mal, dass dort Einsatzfahrzeuge der Mannheimer Feuerwehr vom Hof fahren. An diesem Abend nämlich zieht die Hauptfeuerwache mit Leitstelle, die seit den 1980er Jahren im Lindenhof beheimatet war, endgültig mit Sack und Pack an ihren neuen Standort im Nachbarstadtteil Neckarau um. Dort ist in den vergangenen Monaten ein millionenschwerer Neubau entstanden. Zum Abschied gibt es einen beeindruckenden Blaulichtumzug mit mehr als 80 Fahrzeugen. „Die Feuerwehr gehört einfach zum Lindenhof dazu“, so Gläser weiter. Doch mit Blick auf das Alter der bisherigen Zentrale sei der Umzug nur eine Frage der Zeit gewesen. Auch Ingeborg Dörr, ebenfalls aus dem Lindenhof, steht auf dem Feuerwehrplatz in der ersten Reihe der Zuschauer und direkt vor der Stelle, an der der Erste Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht (CDU) einige Abschiedsworte spricht. „Ich bin traurig“, sagt auch Dörr, während Specht sich bei den Organisatoren und Gästen bedankt. „Zum ersten Mal in der Geschichte Mannheims wollen wir mit dem Blaulichtumzug zeigen, dass sich ganz viele in dieser Stadt an 365 Tagen 24 Stunden lang darum sorgen, dass es den Menschen hier gut geht, dass sie beschützt und aus schwierigen Notlagen gerettet werden“, sagt Specht. Seinen Blick auf die neue, hochmoderne Wache – „eine der größten Investitionen der Stadt“ – verbinde er auch mit der Hoffnung, dass sich viele junge Menschen für den Dienst als Rettungskraft begeistern können. Bevor er das Mikrofon an Feuerwehrkommandant Thomas Schmitt übergibt, der die offiziellen Abschiedsansprache hält, lädt der Erste Bürgermeister die Bevölkerung ein, am 1. April beim Tag der offenen Tür in der neuen Hauptfeuerwache vorbeizuschauen. Schmitt erinnert an die Anfänge der alten Dienststelle, die ihm zufolge nicht leicht waren. „Man ist uns mit großem Misstrauen begegnet.“ Vor allem angesichts des Krachs hätten die Anwohner beim Einzug Bedenken gehabt. „Deswegen waren wir die erste Mannheimer Feuerwehr, die über den Hof ausgerückt ist“, so Schmitt lächelnd. Mit der Zeit habe man sich aber aneinander gewöhnt. Mehr noch: „Die Lindenhöfer haben uns getragen.“ So hätten sie letztlich diverse Lärmquellen des Feuerwehralltags mit großem Verständnis ertragen. Nach Segenssprüchen und -wünschen, dem emotionalen Einholen der Feuerwehr-Fahne und getragener Abschiedsmusik aus den Dudelsäcken der „Heidelberg Pipes and Drums“ beginnt der große Blaulichtumzug. Mehr als 80 Einsatzfahrzeuge verschiedener Mannheimer Feuerwehren, des THW und weiterer Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz, den Johannitern, den Maltestern, dem ASB und der DLRG sowie der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr Ludwigshafen und der BASF-Werkfeuerwehr schlängeln sich an der Menschenmenge vorbei und machen sich auf den Weg zu einer Ehrenrunde durch die City bis hin zur neuen Feuerwache. Auch in der Innenstadt säumen zahlreiche Zaungäste den Weg, der mit einer ungeplanten Extrarunde um den Wasserturm überrascht. Nach Schätzungen der Stadt sind es mehr als 50.000 Menschen, die sich den besonderen Umzug anschauen. Als es auf dem Gelände der alten Feuerwache still wird, tritt auch das Ehepaar Heinz und Gabriele Sommer seinen Heimweg an. „Wir sind mit der Feuerwehr alt geworden“, erzählt die Rentnerin. Beide wohnen schon seit vielen Jahren im Lindenhof und haben damals den Bau der Feuerwache Mitte miterlebt. „Wir waren oft mit unseren Kindern und Enkeln hier. Und wir haben bei jedem Einsatz gehofft, dass nichts Schlimmes passiert ist“, erinnert sich Heinz Sommer. Der Lärm habe sie nie gestört. „Wir wussten ja und waren froh, dass sie für unsere Sicherheit sorgen.“ Jetzt werde ihnen etwas fehlen. Noch einmal blicken sich die beiden um. „Ich könnte heulen“, sagt Gabriele Sommer dann. Termin Die Einweihung der neuen Hauptfeuerwache ist am 31. März. Bürger können diese anschließend am Tag der offenen Tür am 1. April besichtigen.

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