Lokalsport Südpfalz Umfrage unter Handball-Trainern: „Ins Halbfinale schaffen wir es nicht“

Uwe Gensheimer ist der Kapitän der DHB-Auswahl.
Uwe Gensheimer ist der Kapitän der DHB-Auswahl.

Am Mittwoch beginnt die Handball-WM in Ägypten. Deutschland steigt am Freitag mit dem Spiel gegen Uruguay ein. Was meinen Trainer aus der Region? Die Erwartungen sind nicht riesig. Sie drücken die Daumen und lassen sich gerne angenehm überraschen.

Jens Rührer, Trainer TSV Kandel: Ich glaube, unter die letzten Acht zu kommen, wäre ein guter Erfolg. Es fehlen doch einige, die viel Erfahrung haben. Wenn du den Kieler Steffen Weinhold im Champions-League-Finale gesehen hast, wie er Verantwortung übernommen hat, so was kannst du nicht mal schnell lernen. Die Neuen sind im Vergleich unbeschriebene Blätter. Etwa Linkshänder Antonio Metzner vom HC Erlangen, der in Haßloch mit Handball begonnen hat. Der Kieler Mittelblock Wiencek/Pekeler ist schwer zu ersetzen. Johannes Golla und Sebastian Firnhaber haben das gegen Österreich super gemacht, Österreich ist aber nicht der Gegner, der in der Weltspitze steht.

Rührer wird sich die Spiele zu Hause ansehen. Im Vereinsheim würde es ihm mehr Spaß machen. Er ist dafür, dass der pfälzische Verband die Runde 2020/21, die wohl frühestens im April fortgesetzt werden könne, komplett streicht. Zwei Spiele konnte Aufsteiger TSV Kandel in der Pfalzliga bestreiten, er verlor beide.

Christian Job, SG Ottersheim/Bellheim/Kuhardt/Zeiskam: Wie wir spielen? Ich denke, mit Torhüter, sechs Feldspielern, ohne Zuschauer. Ich bin gespannt. Dass die Kieler abgesagt haben, ist ein herber Rückschlag, ich lasse mich überraschen. Es wird schwierig. Kiel hat die Champions-League überragend gewonnen, man hat gesehen, was man mit Kampf, Einsatz und Wille erreichen kann. Über die Nationalmannschaft und die Gegner bin ich gerade schlecht informiert, die Spiele gegen Österreich habe ich nicht gesehen. Über Taktik wird ohnedies nicht mehr so viel geredet. Heute passiert viel in Kleingruppen. Zig Spielzüge, das gibt es nicht mehr.

Hoffen und beten, dass es mal wieder weitergeht, sagt Job über die Situation im Verein. Die Runde 2020/21 „wird eh erledigt sein“. Vielleicht gebe es im Sommer zur Vorbereitung mal wieder so etwas wie Normalität. In der Pfalzliga hat die SG nur ein Spiel absolviert.

Peter Geiger, TV Wörth: Die Hauptrunde erreichen sie, kein Thema. Das Viertelfinale ist das Ziel, mehr wäre eine Sensation. Es sind viele Mannschaften dabei, die abgezockter sind als unsere junge Truppe. Wir, denke ich, haben den weltbesten Trainer, der die Jungs richtig einstellen und motivieren kann. Vorne werden wir unsere Tore machen, aber es kommt viel auf die Abwehr an, und wir brauchen zwei überragende Torhüter. Gegen Österreich war ein guter Test, da hatten wir nicht erwartet, dass Deutschland in der Halbzeit mit 19:5 vorne liegt.

Zwei Spiele hatte Geiger als neuer Trainer in Wörth. Er hofft, dass es weitergeht, die Frage ist, wann? Könne ab März gespielt werden, reiche es eventuell. Vier Wochen Vorbereitung sollten es sein. Wenn es April werde, müsste man die Saison eigentlich absagen, meint Geiger.

Eyub Erden, Frauen TSV Kandel: Ich wünsche mir, dass sie ins Finale kommen. Ich wünsche mir das für den deutschen Handball und für den Nachwuchs. Es sind aber starke Mannschaften da wie Kroatien und Dänemark. Bei K.-o.-Spielen kommt es aufs Glück an. Ich halte sehr viel von Alfred Gislason, ich mag ihn menschlich, ich mag, wie er spielt. Ich habe mal gegen ihn gespielt, in einem Benefizspiel mit Hochdorf gegen Gummersbach (Gislason war von 2006 bis 2008 Trainer in Gummersbach). Ich denke, dass er es schafft, Deutschland an die Weltspitze zu bringen.

Im Dezember war Erden noch guter Dinge, dass es im März weitergeht. Jedoch: Es wird nicht besser mit Corona. Um im März weiterzuspielen, müsse die Mannschaft im Februar in die Halle können. Das werde schwer. Erden: „Ich würde mich freuen, wenn es klappen würde. Meine Mannschaft ist athletisch bereit. Großes Lob: Sie sind wirklich vorbereitet. Aber wir haben es nicht in der Hand.“

Michael Übel, TV Offenbach: Ich glaube, dass wir es nicht ins Halbfinale schaffen. Deutschland hat den weltbesten Abwehrblock mit Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler, wenn der nicht dabei ist, ist das eine extreme Schwächung. Da sehe ich die Mannschaft noch nicht so gefestigt, dass sie bei hitzigen Spielen die Leistung auf die Platte bringen kann. Natürlich wünsche ich mir, dass ich eines Besseren belehrt werde. Es kommt auch darauf an, wer es von den anderen Gruppen ins Viertelfinale schafft. Trotz der Ausfälle ist großes Potenzial in der Mannschaft, das sehe ich aber eher im Angriff. Die Zeit der Vorbereitung war zu kurz, da sind Mannschaften, die jahrelang zusammen spielen, im Vorteil. Bei uns sind Spieler dabei, die ganz wenig Erfahrung haben, und auf Erfahrung kommt es an, wenn der Druck sehr hoch ist.

Als Trainer einer Oberliga-Mannschaft würde Übel sich wünschen, dass die Runde 20/21 nicht mehr aufgenommen wird. Die Runde wurde aufgeteilt in zwei Gruppen, der TVO, ein Sieg, hätte noch sechs Spiele. Vielleicht blieben nur drei Wochen Vorbereitungszeit, davon solle man zum Schutze der Spieler absehen. Übel: „Aktuell sehe ich auf Grundlage der Corona-Zahlen nicht, dass wir in dieser Runde noch mal spielen.“

Zur Sache: WM-Fahrplan

Die DHB-Auswahl beginnt am Freitag gegen Uruguay. Alle Spiele werden von ARD und ZDF übertragen. Uruguay qualifizierte sich als Dritter der Süd- und Zentralamerikanischen Meisterschaft. Ein deutscher Sieg wird auch zwei Tage später gegen Kap Verde erwartet. Die Mannschaft vom afrikanischen Inselstaat nahm 2020 erstmals an der Afrikameisterschaft und qualifizierte sich mit Platz fünf für die WM. Die Auswahl Ungarns ist am 19. Januar der erste starke Gegner der Deutschen. Nicht immer konnte Deutschland bei großen Turnieren gewinnen. Drei der vier Mannschaften erreichen die Hauptrunde, die ab 21. Januar gespielt wird. Die drei Gegner sind unter Spanien, Brasilien, Polen und Tunesien. Mit dem Viertelfinale geht es am 27. Januar weiter.

Peter Geiger und Eyub Erden halten sehr viel von Alfred Gislason. Ein gutes halbes Jahr beim DHB unter Vertrag, wird der Islände
Peter Geiger und Eyub Erden halten sehr viel von Alfred Gislason. Ein gutes halbes Jahr beim DHB unter Vertrag, wird der Isländer darauf brennen, die Nationalmannschaft zu großen Erfolgen zu führen.
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