Rheinpfalz Trippstadt: Sicherheitstraining für Motorradfahrer

Sicherheit wird großgeschrieben beim Biker-Start-up: Der Pirmasenser Heinz Becker übt das Kurvenfahren bei Johanniskreuz in der
Sicherheit wird großgeschrieben beim Biker-Start-up: Der Pirmasenser Heinz Becker übt das Kurvenfahren bei Johanniskreuz in der sogenannten Erdwallkurve, gesichert von Polizeimotorradfahrer Carsten Becker.

Dass Motorradfahren nicht ganz einfach ist, vor allem wenn das Tempo im Vordergrund steht, ist an den Unfallzahlen der Biker abzulesen. Um insbesondere Fahranfängern mehr Sicherheit zu geben, hat das Polizeipräsidium Westpfalz zusammen mit der Verkehrswacht am Samstag ein Fahrtraining auf der B 48 bei Johanniskreuz angeboten.

Eine Drohne fliegt über die Erdwallkurve. So heißt eine berühmt-berüchtigte Kurve bei Johanniskreuz. Erster Polizeihauptkommissar Andreas Kohler, der Zweite Vorsitzende der Pirmasenser Verkehrswacht, steuert sie. Er steht am Samstagnachmittag inmitten des künstlich aufgeschütteten Erdwalls. Er erwartet minütlich die 13 Teilnehmer des Biker-Start-ups. Es dauert nicht lange, bis ein Polizeimotorrad bei eingeschaltetem Blaulicht an der Spitze des Trosses in einen gesicherten Bereich der langgezogenen Kurve einbiegt. Carsten Becker, der Polizeimotorradfahrer aus Kaiserslautern, weist die Teilnehmer, darunter auch drei Bikerinnen, ein. Bereits seit dem frühen Morgen läuft das Training. Auf dem Gelände des Wasgau-Marktes in Pirmasens trainieren die Teilnehmer mit vermeintlich leichten Übungen den Umgang mit ihrem Motorrad. Ralf Müller, seit 30 Jahren Fahrlehrer und seit 1992 Instrukteur für Sicherheitstraining mit Auto und Motorrad, gibt nützliche Tipps und Hinweise. Bei der anschließenden Ausfahrt von Pirmasens über Wilgartswiesen, Hermersbergerhof bis Johanniskreuz zeigt er Unfallhäufungspunkte. „Es geht uns darum, die Teilnehmer für die Gefahren auf Strecken wie rund um Johanniskreuz zu sensibilisieren“, erklärt Kohler. Der Leiter der Polizeiinspektion Waldfischbach-Burgalben weiß, wovon er spricht: Die Strecke von Leimen bis Johanniskreuz gehört zum Dienstbezirk, und er selbst ist ein ausgewiesener Verkehrsrechtsexperte, unterrichtete jahrelang als Fachlehrer in Enkenbach-Alsenborn. Die Zahl der verletzten Motorradfahrer steige, obwohl insgesamt die Unfallzahlen rückläufig seien, merkt Kohler an. Die Unfallfolgen reichen von leichten Verletzungen bis hin zu tödlichem Ausgang, wie zuletzt 2011, als in der Erdwallkurve eine Motorradfahrerin in eine Gruppe entgegenkommender Biker raste und starb. Doch zurück zum Fahrtraining. „Seid ihr bereit für die Kurvenfahrt?“, fragt Müller. Schwitzen ist angesagt, ob in Lederkombi oder Goretex-Kleidung, das Thermometer steigt über die 20-Grad-Marke, wolkenloser Himmel. Optimales Bikerwetter also. Eine gewisse Anspannung macht sich breit. Nadine Gilcher ist bei der Ausfahrt gestürzt, glücklicherweise ist nichts passiert. „Auf Schotter einfach umgefallen“, sagt die 34-Jährige aus Kaiserslautern. Müller, mit viel pädagogischem Geschick ausgestattet, beruhigt. „Komm, ich nehm’ deinen Rucksack“, sagt er in ruhigem Ton und erklärt Nadine Gilcher den Ablauf. „Zuerst Richtung Johanniskreuz fahren, dort drehen, dann fährst du die Kurven, am Ende drehst du und fährst zurück.“ Sekunden später brummt ihre Ducati Monster. Das Visier des Helmes schließt sich, die 34-Jährige ist auf der Strecke. „Jetzt kommt sie gleich“, sagt Müller. Eine halbe Minute später fährt die Frau mit der auffallend roten Ducati in die Erdwallkurve ein, das Tempo ist eher gemächlich, dicht hinter ihr folgt das Polizeimotorrad. Vorsicht ist besser als Sturz, merkt ein anderer Teilnehmer an. Müller schaut genau hin. Aus der Gegenrichtung fährt Gilcher nun die Linkskurve, jetzt etwas flüssiger. Müller lächelt, hält den Daumen nach oben. „Gut gemacht, Nadine“, sagt er und fügt schmunzelnd mit stoischer Gelassenheit hinzu: „Und den Kloß bist du jetzt auch los.“ Die Auswertung folgt im Nachgang in der Jugendherberge Hochspeyer inklusive eines Filmes, den jeder Teilnehmer erhält. Der Jüngste in der Runde ist Jakob Meyer mit 18 Jahren. Sein Motorrad, eine 400er Yamaha, ist mit 34 Jahren fast doppelt so alt wie der Fahrer. „Ich fühle mich in engen Kurven unsicher, ich habe heute schon viele Tipps bekommen, wie ich es besser machen kann“, stellt der Südpfälzer fest. Im Gegensatz dazu fahren Rosi und Peter Seibert aus Grumbach bei Lauterecken jährlich je tausende Kilometer. „Wir freuen uns über neue Kontakte und nehmen auch gern Hinweise an“, sagt die 51-jährige Rosi Seibert, während Gatte Peter, 64 Jahre alt, gerade die optimale Kurvenfahrt auslotet.

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