Rheinpfalz Tierisch steile Schwerarbeit

Schweißtreibende Arbeit: Mitarbeiter setzen unter den Augen von Weingut-Chef Andreas Schmidt (rechts) im Steilhang Holzpfosten.
Schweißtreibende Arbeit: Mitarbeiter setzen unter den Augen von Weingut-Chef Andreas Schmidt (rechts) im Steilhang Holzpfosten. Besitzer des neuen Weinbergs ist zwar sein Sohn Sebastian. Der muss aber an diesem Tag die Uni-Bank drücken – der Jungwinzer befindet sich noch im Studium.

„Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt“: Der Spruch des griechischen Dichters Hesiod passt auch zur Arbeit von Sebastian Schmidt aus Obermoschel. Denn er und seine Helfer kommen derzeit im Steilhang des Silberbergs mächtig ins Schwitzen: Auf einer Fläche von 8000 Quadratmetern wird ein neuer Weinberg angelegt – der erste eigene des Jungwinzers.

Viel Arbeit wartet auf die Familie Schmidt – Sebastians Vater Andreas ist Inhaber des renommierten Obermoscheler Weinguts – und die Mitarbeiter des Winzerbetriebs am Silberberg. Das Areal war bisher mit Rieslingreben des Weinguts Wolf und Guth (ebenfalls Obermoschel) bestückt. Dieses hat der Nachwuchswinzer, der sich in der Endphase seines Studiums an der Hochschule Geisenheim University befindet, im vergangenen Jahr gekauft. Die vorhandenen Rieslingreben am Silberberg wurden schon 2017 gerodet, sie waren Jahrzehnte alt. Im Januar diesen Jahres übernahm dann eine Spezialfirma das Pflügen des Steilhangs. Trotz optimaler Bedingungen war das nicht so einfach, weil wegen der Hanglage ein Pflug mit einem Seilzug eingesetzt werden musste. Nach dem Pflügen wurde die gerodete Fläche vorbereitet für das Pflanzen und die Neuanlage der rund 3600 Rebstöcke. Sebastian Schmidt hat sich für die Sorten Grau- und Weißburgunder entschieden. Sie bilden die Grundlage für Ausgangsweine, die später zum einen zu Winzersekt verarbeitet werden. Zum anderen erhofft sich Sebastian Schmidt ausdrucksstarke, hauptsächlich im Barriquefass ausgebaute Weine für sein Weingut Wolf und Guth. Ausgerichtet werden die einzelnen Rebzeilen mittels Laser, damit sie gerade laufen. Noch moderner, damit aber auch noch teurer, wäre eine GPS-Steuerung über Satellit. An den Anfang und das Ende jeder der insgesamt 65 Rebenzeilen wird ein Holzpfosten gesetzt. Dieser wird zusätzlich mit einem Stahlanker, der in den Boden getrieben wird, befestigt. Dazwischen werden in jeder Rebzeile verzinkte Stahlstickel mit einer speziellen Rampe per Hand im Boden versenkt. Die Abstände der Stickel werden zuvor mit einem Bandmaß gemessen. Auch andere Arbeiten werden aus Kostengründen per Hand erledigt – ein Grund mehr, dass der Schweiß fließt. 900 Stahlstickel braucht es für den neuen Wingert, ebenfalls händisch werden dann 3600 Rebstöcke eingepflanzt. Weiterer Arbeitsschritt: In jeder Rebenzeile werden an den Stickeln sechs Drähte befestigt, an denen die Rebaustriebe und Ranken festgebunden werden. Pro Hektar kommt laut Schmidt eine Investitionssumme von rund 30.000 Euro zusammen. Sebastian und Andreas Schmidt hoffen, dass nun auch die Witterung mitspielt. Wenn nicht, müssen die neuen Reben noch eine Zeit lang gewässert werden, was viel Arbeit machen würde. Im dritten Jahr nach der Pflanzung rechnen die Winzer mit einem ersten kleineren Ertrag des Wingerts. Im vierten Jahr soll die erste volle Ernte des wie Schmidt wirbt „tierisch steilen Stoffs“ eingebracht werden.

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