Kultur Südpfalz Tierisch gut

Preisträger des Heinrich-von-Zügel-Kunstförderpreises der Stadt Wörth ist Lars Lehmann. Er erhielt die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung für sein Werk „Gericht“, ein Stillleben mit surrealistischer Tendenz. Der zweite Preis, der von der Sparkasse Germersheim-Kandel gestiftete Sparkassenpreis im Wert von 1.000 Euro, ging an den Wörther Andreas Hella für seine großformatige Zeichnung „Stall-Stammtisch“.
21 Künstler waren für den Preis nominiert. Rund 40 Künstler aus dem Pamina-Raum hatten Bilder zum Thema „TierNaturPur“ eingereicht. Ergänzt werden die zeitgenössischen Werke durch Malerei Heinrich von Zügels und Exponate aus dem Archiv der Stadt Wörth. Darunter Werke, die noch nie in Wörth zu sehen waren. Wie Jury-Mitglied Dietrich Gondosch sagt, habe die Jury zum einen das handwerkliche Geschick der Maler, Grafiker und Zeichner beurteilt, zum anderen – „was durchaus subjektiv ausfällt“, so Gondosch – die Komposition im Hinblick auf Spannung oder Effekte. Und schließlich hätte jeder in der Jury aus seinem persönlichen Blickwinkel bewertet, wie die ursprüngliche Idee gestalterisch verarbeitet wurde: „Es kommt einzig und allein auf das Werk selbst an, auf sonst nichts.“ Deshalb sei die Signatur verdeckt gewesen. Das Urteil der Jury, zu ihr gehörten auch die Kunsthistorikerin Evelyn Hofmann, Monika Cirika-Schneider von der Kunstgilde Bad Bergzabern und Klaus Ritter, erster Beigeordneter der Stadt Wörth, fiel in geheimen Abstimmungen mit einem klaren Votum. „Es gäbe trotzdem weitere preiswürdige Bilder“, so Dietrich Gondosch. Die Zeichnung von Andreas Hella ist in Mischtechnik entstanden, neben Graphit verwendete er auch Kaffee für seine Bildgestaltung. Das Blatt ist farblich fein reduziert, beschränkt sich auf Grautöne und wenig Rosa. Im Zentrum dominiert ein großer Schweinerüffel das Bild, darum gruppieren sich weitere, deutlich kleinere. Eine Krähe – steht sie als Symbol für den Tod ? – gesellt sich zu der Runde, auch ein toter Schweineschädel gehört dazu. Und wer genau hinschaut, wird bemerken, dass die Zahl der Ohren nicht zu der Zahl der Schädel passt. „Ich thematisiere mit diesem Bild die Massentierhaltung und ihre Folgen“, so Hella. Lars Lehmann ist erst 2017 in die Nähe von Ettlingen gezogen. Er wuchs an der Ostsee auf, studierte in Berlin und erhielt mehrere Stipendien. „Sein Bild hat mich sofort in den Bann gezogen“, schwärmt Dietrich Gondosch. Das Stillleben sei ausdrucksstark und in sich geschlossen. Es wirke streng komponiert und trotz der leblosen Tierobjekte lebendig. Die Tierkörper verschmelzen mit Haushaltsgegenständen, verwandeln sich in neue Kreaturen, in Zwitterwesen. Der Künstler habe es geschafft, Schönheit und Vergänglichkeit in Einklang zu bringen, sie die Jury. Alle Künstler, die nicht prämiert wurden, haben noch die Chance auf den Publikumspreis. Er wird nach dem Votum der Besucher bei der Finissage vergeben. Diese könnten sich für ein Werk entscheiden, das seinen Schwerpunkt auf Tiere als Motiv legt. So wie bei Monika Kirks, die eine Wildschweinrotte vorbildlich über einen Zebrastreifen gehen lässt. Oder wie bei Petronella Jacob, die ein Faible für Fantasien mit Amseln hat. Elke Steiner bettet Schimpansen in nebelverhangene Nicht-Räume. Noch stärker losgelöst von der realen Natur sind die Abstraktionen von Christel Baldes. Gemalte Landschaft steht bei Elke Blankart-Laub im Fokus, Wolfgang Lembke kreiert seine Wolken-und Berg-Kompositionen als Computergrafik. Annet Kuska gestaltet als Farbradierung mit Aquatinta ihre Serie „Time to turn into a bird“. Nicole Bellaire schließlich hat sich Insekten als Motive gewählt. Dabei beschränkt sie sich farblich auf Grau- und Rot-Töne in ihrem 16-teiligen Gesamtkunstwerk, verbindet ihre Abstraktion und Gegenständlichkeit. Info In der Städtischen Galerie „Altes Rathaus“ zu sehen donnerstags von 16 Uhr bis 19 Uhr und sonntags von 14 Uhr bis 18 Uhr. Finissage mit Verleihung des Publikumspreises ist am Sonntag, 18. November, ab 14.30 Uhr.
