Eisenberg Stricken für den Osterbaum

Nach dem Umbau des Marktplatzes hat Eisenbergs Bürgermeister Adolf Kauth nun ein zweites Projekt zur Verschönerung der Stadtmitte veranlasst – allerdings ein deutlich kostengünstigeres: Der große Silberahorn vor der Bäckerei Brand soll zum nächsten Osterfest mit umstrickten, umhäkelten, bemalten oder beklebten Ostereiern dekoriert werden. Bereits jetzt – ein dreiviertel Jahr vorher – hat der Strickkreis im Haus Isenburg mit den Vorbereitungen begonnen. Wir haben zugeschaut.

Auf die Frage, ob sich die Eisenberger beim nächsten Osterfest bei Windböen vor herabstürzenden Eiern in Acht nehmen müssen, reagieren die Frauen des Strickkreises mit einem herzhaften Lachen. In fast mütterlicher Stimmlage versichert Liesel Schorz: „Aber nein, die Eier werden nicht vom Baum fallen.“ Der Strickkreis hat es gemütlich im Haus Isenburg – bei Kaffee, Kuchen und viel weicher Wolle in quietschbunten Farben auf den Tischen. Über 300 Ostereier haben die Frauen bereits mit ihrer Häkelkunst ummantelt. „Die sollen dann zu Ostern den großen Baum am Marktplatz dekorieren. Und schau: Die Lasche ist so stabil gehäkelt – die Eier fliegen wohl auch nicht bei Sturm weg“, sagt Gabi Gauer und zieht zum Beweis bei einem Exemplar fest an der Lasche. „Das wär′s“, ruft Waltraud Enkler dazwischen. Der Besuch der RHEINPFALZ hat sie nämlich zu einer neuen Idee inspiriert: „Wir bekleben die Eier auch mit Zeitungspapier.“ Das kommt bei den Frauen an. „Oh, wie modern“, sagt Rosie Labeda entzückt. „Ja, unserer Fantasie sind beim Häkeln und Dekorieren keine Grenzen gesetzt“, bestätigt Liesel Schorz, die den Strickkreis zusammen mit Brigitte Parlow 2011 ins Leben rief. Die Strickfrauen waren es auch, die zum Eisenberger Stadtjubiläum die Baumstämme und Poller in der Innenstadt mit ihrer Strickkunst verzierten. Mit ihrem aktuellen Projekt habe sie Stadtbürgermeister Adolf Kauth beauftragt. „Vorbild ist der berühmte Osterbaum aus Saalfeld“, sagt Schorz. Die Frauen aus dem Strickkreis kannten den jedoch vorher nicht. „Wir mussten erstmal googeln“, geben sie zu. Auf die Frage, ob es sie nicht anöde, sich bereits ein dreiviertel Jahr vor Ostern mit ausgeblasenen Eiern beschäftigen zu müssen, schütteln sie heftig die Köpfe. Mit einer Gruppe andächtiger Osterfanatiker habe man hier aber auch nichts am Hut, versichern die Frauen. „Es geht uns hauptsächlich ums Stricken“, so Schorz. „Und dafür ist uns jede Begründung willkommen“, bestätigt Gauer. Marta Debus findet ein wenig Abwechslung nicht verkehrt und hält einen gehäkelten Schmetterling hoch. „Ich mache noch mehr davon, die kann man ja dann zusammen mit den verzierten Eiern an den Baum hängen“, sagt sie. 300 Eier, so Schorz, seien jedoch erst der Anfang. „Ich hoffe, dass die Eisenberger noch mehr Eier und Wolle spenden“, sagt sie. Wenn das Projekt bei den Bürgern gut ankommt, soll es in den folgenden Jahren fortgeführt werden – und die Eier jedes Jahr aufgehoben. „Wir wollen die Eier sammeln, dafür hat uns Herr Kauth einen extra Raum versprochen“, sagt Schorz. Ob der große Silberahorn am Eisenberger Marktplatz dem Original in Saalfeld mit seinen rund 10.000 Eiern eines Tages Konkurrenz macht?

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