Rheinpfalz Streit mit Stadtratsmitglied in Zweibrücken eskaliert

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Ekel und Brechreiz habe er empfunden, erzählt ein 44-jähriger Zweibrücker, der ungenannt bleiben will, über einen Streit mit dem gewählten Stadtratsmitglied Atilla Eren. Bei der Auseinandersetzung, die wohl eskaliert ist, habe ihm Eren ins Gesicht gespuckt. Das Stadtratsmitglied bestreitet diese Darstellung vehement.

Wie beide Kontrahenten auf Nachfrage berichten, schwelte schon seit Monaten ein Streit zwischen ihnen, der vor allem auf Facebook ausgetragen wurde. Beide geben auch an, dass ihre Begegnung Mitte des Monats im Dampf-Shop in der Maxstraße zufällig war. So weit stimmen die Aussagen überein.

Aufklärung verlangt

Die Ansichten darüber, was dann passierte, gehen auseinander. Eren sei ihn massiv angegangen, habe ihn beleidigt, zur Prügelei aufgefordert und ihm vor die Füße gespuckt, berichtet der 44-Jährige. Aufforderungen wie „Hier bin ich, steh auf, komm raus, steh deinen Mann“ seien gefallen. Darauf sei er nicht eingegangen. „Als er mir dann mitten ins Gesicht gespuckt hat, war es so weit, dass ich aufgesprungen bin, um mich mit ihm zu prügeln“, so der Zweibrücker. Das sei ein Reflex gewesen. Ekel und Brechreiz habe er empfunden. Shop-Manager und Eigentümer hätten eingegriffen und Eren aus dem Laden geschoben, bevor mehr passiert ist.

Die Polizei bestätigt auf Anfrage, dass der Zweibrücker eine Strafanzeige gegen Atilla Eren gestellt hat. Gegenüber der RHEINPFALZ kündigt der 44-Jährige an, die Sache zivilrechtlich zu verfolgen, falls die Staatsanwaltschaft den Fall niederlegt. Die Aufklärung des Vorfalls sei ihm wichtig.

Atilla Eren berichtet, der 44-Jährige habe im Verlauf des Streits gesagt: „Der Scheiß-Kanake hat mich angespuckt.“ Auf Nachfrage räumt der Anzeige-Erstatter ein, dass er Eren beleidigt habe. Er sei zornig gewesen. Rassistische Bemerkungen bestreitet er jedoch. „Ich bin kein Rassist“, betont er mehrfach. Fälschlicherweise sei er im Internet mehr als einmal als Fremdenhasser hingestellt worden. „Dann würde ich mich doch nicht stark machen für die SPD.“

Wie es zu dem Vorfall im Dampf-Shop kam, erklärt Eren so: „Ich hab’ ihn zur Rede gestellt, und er ist nicht darauf eingegangen.“ Hintergrund seien Streitereien in sozialen Netzwerken gewesen, sagt auch Eren. Der andere habe unter anderem Erens Firma verunglimpft, überteuerte Preise und Vetternwirtschaft unterstellt. Um den 44-Jährigen zu konfrontieren, so Eren, habe er ihn herausgefordert und „ein bisschen provoziert“. Er betont aber auch: „Ich hätte ihm nichts gemacht.“

Zu Beginn des Wahlkampfs um das Amt des Zweibrücker Oberbürgermeisters habe er Eren noch favorisiert, sagt der 44-Jährige. Erst die Podiumsdiskussion habe ihn umgestimmt, danach habe er für Marold Wosnitza geworben. Eren sagt, ihn habe das nicht gestört. Dennoch gerieten sie in Streit.

Der Anzeige-Erstatter berichtete der RHEINPFALZ, Eren habe ihm vor dem Streit nachgestellt, Auto und Anwesen fotografiert. Eren wies das auf Nachfrage empört von sich.

Videoaufnahmen

Eren sagt, er sei sich seiner Verantwortung als Stadtratsmitglied und Firmeneigentümer bewusst. „Ich habe mehr zu verlieren als er. Ich hätte ihn nicht geschlagen.“ Außerdem betont er: „Gespuckt habe ich nicht“ und fügt lachend hinzu: „Wenn ich spucke, dann fliegt ihm das Auge raus.“ Auf Nachfrage räumt er ein, eine feuchte Aussprache zu haben, wenn er sich aufregt. Aber tatsächlich angespuckt habe er den anderen nicht.

Eren ist überzeugt, dass Videoaufnahmen aus dem Laden seine Version bestätigen werden. Die Aufnahmen seien derzeit bei der Polizei, er hoffe, sie bald sehen zu können.

Anonyme Beleidigungen

Die Auseinandersetzung scheint derweil noch ein Nachspiel zu haben: Atilla Eren berichtet von zwei anonymen Briefen, die er bekommen habe. Einer liegt der RHEINPFALZ vor, und das Stadtratsmitglied hat ihn auch auf Facebook veröffentlicht. Eren wird darin aufs Übelste beleidigt – auch rassistische Äußerungen fallen in dem Brief, der Bezug nimmt auf den Streit im Dampf-Shop. Die Polizei bestätigte, dass Eren wegen dieser Briefe Anzeige gegen unbekannt erhoben hat.

Mit den beleidigenden Briefen, die Eren erhielt, habe er nichts zu tun, sagt wiederum der 44-Jährige. „Ich war das nicht, um Gottes Willen“, betont er. Das habe er nicht nötig. „Ich sitze am längeren Hebel.“ Die Videoaufzeichnungen aus dem Laden bestätigten seine Version der Geschichte, glaubt auch der Kontrahent Erens.

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