Rheinpfalz Starkregen auf dem Schirm

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MAINZ. Das rheinland-pfälzische Umweltministerium und der Deutsche Wetterdienst (DWD) wollen eng zusammenarbeiten, um landesweit Gebiete zu ermitteln, die durch extreme Regenfälle und nachfolgende Hochwasser besonders gefährdet sind. Die ersten „Starkregen-Risikokarten“ sollen in etwa einem Jahr vorliegen und zum Beispiel Gemeinden und ihren Feuerwehren helfen, Vorsorge zu treffen und Einsatzpläne zu schmieden.

Eine entsprechende Vereinbarung haben Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) und DWD-Vizepräsident Paul Becker gestern in Mainz unterzeichnet. Es ist laut Wetterdienst die erste ihrer Art. Becker geht nach eigenen Angaben davon aus, dass es schon bald ähnliche Abmachungen mit weiteren Bundesländern geben wird. Einige Länder, so Baden-Württemberg, versuchten, mit anderen Methoden zu Instrumenten der Starkregen-Prognose zu kommen. Höfken nannte die Kooperation eine weitere Lehre aus den Hochwasserereignissen des vergangenen Frühsommers und der Vorjahre. Das Klima ändere sich und auch in Deutschland seien Anpassungen an diese Veränderungen notwendig. In der Pfalz hatte im September 2014 sintflutartiger Regen die Gemeinde Waldgrehweiler (Donnersbergkreis) verwüstet. In diesem Sommer setzte plötzlicher Starkregen unter anderem Teile der Stadt Stromberg im Hunsrück in kürzester Zeit unter Wasser. Nach Darstellung des DWD-Vizepräsidenten ist es inzwischen unter Wetterexperten unumstritten, dass die Häufigkeit von Starkniederschlägen zunehmen wird. Wie weit diese Veränderung in Rheinland-Pfalz schon fortgeschritten ist, lasse sich wissenschaftlich exakt allerdings noch nicht bestimmen. Vor allem jedoch gebe es bisher noch keine Möglichkeit, lokal meist eng begrenzten Starkregen vorherzusehen, sagte Becker. Dem wollen Land und Wetterdienst nun ein Stück weit abhelfen. Grundlage der geplanten Risikokarten sollen die Regenradar-Daten der Offenbacher Wetterfrösche sein. Der DWD unterhält ein Netz von bundesweit 17 Radarantennen. Sie sind seit 2001 in Betrieb und erfassen im Abstand von fünf Minuten, wo und wie stark es im jeweiligen Umkreis von 100 Kilometern regnet. Dabei können auch lokale Regengüsse identifiziert werden. Internet-Nutzern sind die Daten als Regenradar teilweise zugänglich. Die Wetterfrösche wollen nun aus den in eineinhalb Jahrzehnten gespeicherten Daten ermitteln, wo in Rheinland-Pfalz es in diesem Zeitraum häufiger stark geregnet hat, um so lokale Risikogebiete ermitteln zu können. Die Radardaten sollen um die Ergebnisse aus dem Netz der landesweit 190 Niederschlagsmessstellen ergänzt werden und um die sogenannten hydrologischen Analysen des Landes. Bei diesen handelt es sich um Untersuchungen, wo die Überschwemmungsgefahr besonders groß ist. Als Endergebnis erwarten Höfken und Becker Karten, auf denen zu sehen ist, wo im Land hohe Risiken für Starkregen und plötzliches Hochwasser bestehen. Dies erlaube gezielte Vorsorge. DWD-Vize Becker erwartet, dass die Arbeit an den Karten bis zu zwei Jahre dauern wird. Die Analysen der Wetterfrösche seien für das Land kostenlos. Als Einrichtung des Bundes sei der DWD verpflichtet, die Länder unentgeltlich bei der Katastrophenvorsorge zu unterstützen. |nob

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