Rheinpfalz Stadt kämpft gegen Bahn-Pläne
«Mannheim.» Aufbegehren gegen Pläne der Deutschen Bahn: Die Stadt will verhindern, dass ein zweites Gleis der Östlichen Riedbahn zwischen Neuostheim und Neuhermsheim reaktiviert wird. Einer entsprechenden Stellungnahme hat sich der Hauptausschuss des Gemeinderats einstimmig angeschlossen. Befürchtet wird dort eine Verdopplung des Güterverkehrs auf bis zu 200 Züge pro Tag ab 2025. Dies könnte zudem zur Folge haben, dass sich die Bahn auf eine Nord-Süd-Neubautrasse durch Mannheim festlegt. Das bestehende Gleis der Östlichen Riedbahn durch Mannheim nutzt die Bahn derzeit vor allem für den Güterverkehr. Rund 100 Züge rauschen in 24 Stunden über diese Strecke. Ein bestehendes zweites Gleis zwischen Neuostheim und Neuhermsheim ist seit rund 30 Jahren stillgelegt. Nun beabsichtigt die Deutsche Bahn Netz AG, dieses ungenutzte Gleis der Östlichen Riedbahn wieder „zu ertüchtigen“ – im Hinblick auf die S-Bahn, aber auch auf den zunehmenden Güterverkehr. Ein entsprechendes Planfeststellungsverfahren wurde beim Regierungspräsidium beantragt. Zum Ausbau gehört, drei Eisenbahnbrücken, Weichen und Lärmschutzwände zu erneuern. Außerdem ist der Neubau eines S-Bahn-Haltepunkts in Neuostheim geplant. Bei der Mannheimer Stadtverwaltung und bei Stadträten sorgt das Vorhaben für Bauchweh. „Vor dem Hintergrund der Planungen zur Neubaustrecke Rhein-Main/Rhein-Neckar halten wir den Zeitpunkt des Planfeststellungsverfahrens für schlecht gewählt. Obwohl die Neubaustrecke und die Wiederherstellung der Zweigleisigkeit der östlichen Riedbahn zwei voneinander getrennte Projekte sind, besteht ein unmittelbarer kausaler Zusammenhang“, betont Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD). „Wir fordern, das Verfahren auszusetzen, bis die Ergebnisse zur Kapazitätsuntersuchung der Bahn und des Bundes zum Knoten Mannheim vorliegen sowie mögliche Trassenvarianten zur Durchleitung der Verkehre durch Mannheim abschließend geprüft wurden“, sagt Kurz. Die Stadt begrüße die Ankündigung der Bahn, dass die Riedbahn-Strecke für den S-Bahn-Verkehr genutzt werden könne, verdeutlicht ÖPNV-Dezernent Christian Specht (CDU). „Unsere Befürchtung besteht jedoch darin, dass die Bahn mit der zweigleisigen Befahrbarkeit der Riedbahn-Ost Fakten schafft und die Chance zur Realisierung anderer Alternativen wie beispielsweise einer Tunnellösung damit deutlich reduziert wird“, erklärt Specht den Kritikpunkt der Stadt. Die Angst ist, dass nach dem Ausbau künftig sehr viel mehr Züge über die Östliche Riedbahn rollen könnten. Aktuell fahren hier 100 Züge in 24 Stunden, darunter 54 Güterzüge am Tag und 32 in der Nacht. Ab 2025 gehen offenbar Prognosen der DB Netz AG von 200 Zügen aus, davon 76 Güterzüge am Tag und 78 in der Nacht. Die Anwohner entlang der Riedbahn würden unter mehr Lärm leiden müssen. „Die Stellungnahme der Stadt ist im Sinne der CDU. Die Zweigleisigkeit und Aufwertung der S-Bahn ist gut, aber das Lärmproblem muss gelöst werden“, sagt Stadtrat Konrad Schlichter. Deutliche Zustimmung kommt auch von allen anderen Parteien. „Wir müssen die Bürgerinteressen wahren“, meint Volker Beisel von der FDP. Stadtrat Thomas Trüper bedankte sich hier ausdrücklich bei zwei Bürgerinitiativen für ihre Informationsarbeit und ihr Engagement. Im weiteren Verfahren ist es nun Sache des Regierungspräsidiums Karlsruhe, die Planungen der Bahn zu prüfen. „Die Bahn hat es geschickt gemacht und die Ertüchtigung der Strecke mit der verbesserten Betriebsqualität begründet. Der Antrag wird daher für die Behörde schwer abzulehnen sein“, glaubt Specht, der dementsprechend zurückhaltend ist, was die Erfolgsaussichten der städtischen Einwendungen betrifft.