Rheinpfalz Stadt fordert Türsteher für Jugendkneipe
Neustadt. In der Neustadter Gutenbergstraße häufen sich Beschwerden der Anwohner über die Jugendkneipe Aquarius. Sie monieren nächtlichen Lärm, Verschmutzungen und Sachbeschädigungen. Das Ordnungsamt hat die Auflagen verschärft. Der Betreiber fürchtet um seine wirtschaftliche Existenz.
Musik darf im „Aqua“ künftig nur noch mit einer maximalen Lautstärke von 75 Dezibel gespielt werden. Von Mitternacht bis 30 Minuten nach Schließung müssen zwei externe „zertifizierte“ Türsteher an Samstagen, Sonn- und Feiertagen für Ruhe sorgen. So steht es in den nachträglichen Auflagen, die das Ordnungsamt Betreiber Diethelm Engler gemacht hat. 17 massive Lärmbelästigungen zwischen August 2011 und April 2014 listet das Ordnungsamt auf, außerdem zahlreiche Beschwerden von Anwohnern über laut lärmende Gäste außerhalb des Lokals. Das „Aqua“ soll die Lautstärke jetzt durch eine technische Schranke regulieren, außerdem soll externes Personal die Gäste auf dem Heimweg zur Ruhe mahnen. Die Maßnahmen seien berechtigt, finanziell leistbar und erfolgversprechend, meint der zuständige Beigeordnete Georg Krist (FWG). Die Beschwerden über zu laute Musik seien aus der unmittelbaren Umgebung der insbesondere bei Jugendlichen beliebten Gaststätte gekommen. Klagen über Lärm, Verunreinigungen durch Urin und Erbrochenes, aber auch über eingeworfene Scheiben gebe es regelmäßig. Die Situation erinnert an Zustände im Ludwigshafener Westendviertel, wo ein Sicherheitsdienst an Wochenenden für Ruhe gesorgt hat, um Anwohner zu schützen. Sie fühlten sich von randalierenden Gästen des benachbarten „Club London“ belästigt. Zurück nach Neustadt. „Das sind massive nächtliche Störungen im Umfeld, da müssen wir gegensteuern“, so Krist. Er räumt ein, dass Engler und sein Personal sich in der Vergangenheit durchaus bemüht hätten, die Situation selbst zu regeln, doch leide die Umgebung zu sehr, so dass der sofortige Vollzug der Auflagen gerechtfertigt sei. „Es sind nicht nur wir“, sagt „Aqua“-Pächter Engler und verweist darauf, dass es in der unmittelbaren Umgebung seines Cafés zahlreiche weitere Lokalitäten gebe, deren Gäste für Belästigungen in der Nachbarschaft verantwortlich sein könnten. Er und sein Personal unternähmen große Anstrengungen, allen gesetzlichen Anforderungen zu genügen und Ärger zu vermeiden. So sei die Musikanlage bereits modifiziert und der Verstärker so verkapselt worden, dass Manipulationen ausgeschlossen seien. Fremdveranstalter dürften nur noch die „Hausanlage“ nutzen und keine eigenen Lautsprecher mehr mitbringen. Auch habe er bereits in der Vergangenheit an den Wochenenden Türsteher eingesetzt, doch deren Hausrecht ende naturgemäß an der Schwelle des Lokals: „Was die Leute außerhalb tun oder lassen sollen, können die niemandem vorschreiben“, sagt Engler. Die Lautstärkenbegrenzung für die Musik stößt Engler bitter auf: Die vorgesehenen 75 Dezibel würden bei Hochbetrieb schon ohne Musik erreicht, mit Stereoanlage habe er an den Wochenenden durchschnittlich 85 Dezibel gemessen. „Wenn ich die Musik auslasse, bleiben mir die Leute weg“, verweist er auf die möglichen finanziellen Konsequenzen der Auflagen. Zusätzliche Belastungen sieht er auch im vorgesehenen Einsatz externen Personals: „Das kann ich mir nicht leisten“, so Engler. Insbesondere jetzt zur Weinfestsaison herrsche ohnehin wenig Betrieb, dass der Einsatz sinnlos sei. Nicht zuletzt im Hinblick auf die Diskussion um fehlende Angebote für die Jugend appelliert er an die Stadt, nachsichtig zu sein. Dass das Aquarius Kristallisationspunkt der Beschwerden sei, belegten die Berichte der Polizei und des Ordnungsamts, entgegnet Krist. Sicher sei es nicht vollkommen auszuschließen, dass auch Gäste von außerhalb für Ärger sorgen, doch die Gutenbergstraße sei der Anziehungspunkt. Darum setze seine Behörde auch auf den Einsatz qualifizierten Sicherheitspersonals: Solche Kräfte hätten beispielsweise auch in der Wallgasse erfolgreich für Ordnung gesorgt: „Das sind ja keine martialischen Türsteher, sondern ausgebildete Deeskalationsspezialisten“, betont Krist. Dass das „Aqua“ ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche ist, sei ihm bewusst, darum sei das Ordnungsamt „moderat“ vorgegangen.